Als einer der führenden Fahrer Belgiens hat Kristof Depuydt diesen Sommer Kurs auf Cagnes-sur-Mer genommen. Der ParisTurf hat den Sohn des verstorbenen Rik Depuydt getroffen. Heute leitet er den Stall seines Vaters und seiner Mutter Carine De Soete.
Wie bei der belgischen Familie Martens, ist auch der Name Depuydt eng mit der Geschichte des Rennsports in Cagnes-sur-Mer verbunden. Rik Depuydt, der im Jahr 2020 verstarb und 110 Siege an der Cote D'Azur feierte, prägte die Rennszene dort in den späten 1990er- und frühen 2010er-Jahren. Sein Sohn Kristof, der mit den Erfolgen von Pferden wie Gratius Williams, Folene, Quentin Rose und Une De Bannes aufwuchs, tritt nun in seine Fußstapfen. In diesem Sommer hat er zusammen mit dem Pferdebestand seiner Mutter Carine De Soete sein Quartier an der Riviera aufgeschlagen.
Früh zeichnete sich das Talent von Kristof Depuydt ab. Mit 17 Jahrenn wurde er bereits belgischer Lehrlings-Champion. "Eigentlich wollte ich Fußballprofi werden, aber Knieprobleme machten diesen Traum zunichte", erinnert er sich. "Also begann ich mit 16 bei meinem Vater zu arbeiten. Damals musste man in Belgien 30 Rennen gewinnen, um Profi zu werden. Ich hatte das Glück, viel fahren zu dürfen, und habe dieses Ziel schnell erreicht."
Zwischen 2002 und 2020 war Kristof auch als Trainer aktiv und gewann in dieser Zeit 274 Rennen unter eigenem Namen. Im Mai 2017 erlitt er jedoch bei einem Rennen in Waregem einen schweren Unfall. "Ich hatte zwei gebrochene Wirbel und mehrere Handgelenksbrüche. Ich konnte fünf Monate lang nicht arbeiten." Seine Rückkehr in den Sport fiel zeitlich mit den zunehmenden gesundheitlichen Problemen seines Vaters zusammen, der an Krebs erkrankte. Kristof kehrte in den Familienbetrieb zurück und übernahm schrittweise die Leitung des Stalls. "Es war keine leichte Zeit, aber wir haben es gemeinsam geschafft."
Mit mittlerweile 321 Karrieresiegen, davon 23 in Frankreich (3 in Vincennes), läuft die Zusammenarbeit zwischen Mutter und Sohn sehr erfolgreich: "Heute übernimmt meine Mutter die Büroarbeit, ich kümmere mich ums Training. Wir haben rund 40 Pferde in der Nähe von Brügge. Je nach Rennmöglichkeiten kommen wir regelmäßig nach Frankreich. Das funktioniert gut, erfordert aber viele Kilometer. Deshalb haben wir uns entschieden, für das Meeting fast den gesamten Bestand nach Cagnes zu verlegen. Außerdem ist der Flughafen von Nizza nur fünf Minuten entfernt, was es unseren Besitzern leicht macht, ihre Pferde vor Ort zu sehen."
Neue Besitzer - klare Ziele
Die jüngsten Siege von Horizon D’Eymy und Jimbo Sport in Hyeres, beides Hoffnungsträger für den Sommer, haben das Familienunternehmen ins Rampenlicht gerückt. Neue Investoren wurden aufmerksam. "In letzter Zeit haben wir neue Kunden gewonnen und einige Pferde übernommen, darunter auch ehemalige Schützlinge von David Cinier. Es handelt sich vor allem um ältere Pferde. Mit jungen Pferden arbeiten wir nur wenig, obwohl ich große Hoffnungen in Mahaghora setze, die letzten Montag in Cagnes gut debütiert hat."
Dennoch geht es Depuydt nicht um schiere Quantität: "Ich ziehe es vor, gezielt auszuwählen, statt den Bestand zu vergrößern. 40 Pferde sind das Limit. Wichtig ist, dass wir uns weiterentwickeln und dabei möglichst auch die Qualität steigern."
Mit 89 Siegen in Frankreich, davon 9 in diesem Jahr, kennt sich der belgische Fahrer bestens im französischen Trabrennsport aus und blickt zuversichtlich auf den Sommer: "Ich fahre sehr gerne in Frankreich. Es gibt mehr Starter als in Belgien, und der Bänderstart verlangt eine andere Taktik. Das macht es spannend. Ich kenne die Bahn in Cagnes inzwischen gut und denke, dass wir ein erfolgreiches Meeting haben können. Wir sind gut aufgestellt."
Mit 29 Pferden vor Ort und 6 Mitarbeitern bereitet sich Kristof Depuydt auf einen arbeitsreichen Sommer vor. Ein Name, den man in den kommenden zwei Monaten definitiv im Auge behalten sollte.
Einschätzung von Depuydt der heutigen Starter in Cagnes:
Jet Des Baux (203): "Gibt heute sein Comeback. Trifft auf starke Gegner, könnte etwas Rennpraxis fehlen, aber arbeitet gut. Ein Platzgeld ist möglich."
Ibello Du Bocage (311): "Muss unbedingt ein verdecktes Rennen bekommen. Hatte letzten Mittwoch keinen leichten Rennverlauf. Wenn er einen ruhigen Verlauf findet, kann er stark enden."
Helice Du Trezon (503): "Hat sich in Hyeres gut gezeigt. Diese Prüfung ist ein Ziel. Gute Startnummer, chancenreich."
Hermes De Clopeau (505): "Lief Mittwoch in einem starken Feld zur Vorbereitung. Ist in guter Form, ein Podestplatz ist möglich."
Helia De Bruyere (511): "Kam am Dienstag in Hyeres stark auf. Auch sie kann vorne mitmischen."
Kath Romo (601): "Schwierig einzuschätzen trotz geringer Starterzahl. In Cagnes hat sie keine Reserven. Auf anderen Bahnen ist sie chancenreicher."