Die Frage nach dem Gesundheitszustand von Idao de Tillard beschäftigt derzeit natürlich vor allem sein engstes Umfeld. Das Ausmaß eines solch prominenten (möglichen) Ausfalls für das Wintermeeting und den Prix d’Amerique, schlägt aber noch größere Wellen. Wie bereits berichtet, hat sich natürlich ein professionell arbeitender Traberverband, wie die SETF, mit den Auswirkungen beschäftigt. Im wahrsten Sinne des Wortes ist Idao de Tillard das "Zugpferd" der Werbekampagne für den Amerique. Gewinnt er seinen dritten Prix d’Amerique in Folge? "Diese Geschichte ließe sich gut vermarkten", sagte Valerie Francois im Dienste als Marketing-Direktorin der SETF. Aber kann Idao de Tillard überhaupt antreten?
Diese Frage wiederum beschäftigt natürlich auch die Rennsportfans und vor allem die Wetter und Buchmacher. Aus einigen Langzeit-Märkten ist Idao de Tillard komplett verschwunden. Andere Wettanbierter haben seine Quote deutlich nach oben korrigiert.
Auch 24h Au Trot kann diese Frage nicht beantworten. Aber das Hausblatt des Traberverbandes erkundigte sich in der Klinik, wie es überhaupt zu der Dringlichkeit der Operation kam, zumal die meisten Koliken keinen operativen Eingriff erfordern.
Der Befund der Ärzte in der veterinärmedizinischen Klinik von Livet im Departement Calvados ergab eine nephro-splenischen Einklemmung des Dickdarms, die zur Operation am Montagnachmittag führte. Die gesamte Aufmerksamkeit der Menschen, die den zweifachen Amerique-Sieger umgeben und versorgen, gilt ausschließlich seiner Gesundheit und seiner Genesung. An eine Rückkehr in den Wettbewerb wird erst später zu denken sein.
Sein behandelnder Tierarzt, Loic Vallois, erläutert den Verlauf der Kolik: "Der Dickdarm, der normalerweise im unteren Bauchraum des Pferdes liegt, blähte sich stark auf. Dabei schiebt er sich auf der linken Flanke zwischen Milz und Bauchwand nach oben. Dort verhakte er sich an einem Band, dem sogenannten 'nephro-splenischen' Band zwischen Milz und Niere."
Eine Operation unter Vollnarkose wurde durchgeführt, die der Tierarzt weiter erklärt: "Wenn der Darm an dieser Stelle eingeklemmt ist, verhindert ein kleiner Vorsprung an der Milz ein Zurückgleiten, weil sich zu viel Gas im Darm befindet. In 75 bis 80 Prozent der Fälle muss man nicht operieren, da sich der Darm von selbst wieder löst. Aber in diesem Fall hatte das Pferd enorme Schmerzen und konnte nicht länger auf die Operation warten. Wir mussten eingreifen und den Dickdarm wieder in die richtige Position bringen. Für die Durchblutung und Funktion des Darms durften wir kein Risiko eingehen. Es handelt sich um einen recht schweren Eingriff unter Vollnarkose, bei dem der Bauch geöffnet wird. Das Pferd liegt dabei auf dem Rücken mit den Beinen in der Luft. Der Eingriff dauerte ungefähr eineinhalb Stunden."
Der nächste Schritt bestand darin, Idao de Tillard aus der Narkose aufzuwecken und seine Verdauung wieder in Gang zu bringen. "Wir haben begonnen, ihn langsam wieder zu füttern. Am Dienstagabend bekam er die erste Handvoll Heu. Während der Genesung konzentrieren wir uns auf die Verdauung und auf die Operationswunde, damit die Bauchmuskeln, für einen Traber besonders wichtig, gut verheilen. Die große Unbekannte der Genesung liegt genau dort, denn die Heilung verläuft von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich. Bei Pferden auf seinem Leistungsniveau haben wir zudem nur wenig Erfahrungswerte."
Zu einem Comeback im Leistungssport kann man aktuell nichts sagen. Es ist momentan unmöglich, über mehr als seine Genesungsphase hinauszublicken. "Das Wichtigste ist, dass er lebt und gesund wird", betont der Tierarzt. "Aktuell können wir sagen, dass er in ein normales Pferdeleben zurückkehren wird. Heute geht es darum, dass er sich wohlfühlt. Er wird etwa eine Woche bis 15 Tage in der Klinik bleiben, bevor er in seinen Stall zurückkehrt. Aber ob und wann er zu alter sportlicher Höchstform zurückkehren kann, lässt sich nicht vorhersagen. Ich habe keinen Zweifel, dass es möglich ist, aber einen Zeitpunkt kann ich nicht nennen. Schritt für Schritt."
Ein Schlag für sein Umfeld
Schon im vergangenen Winter war die Vorbereitung von Idao de Tillard nach einer Leptospirose (bakterielle Infektionskrankheit) gestört. Die Krankheit war nach dem Prix du Bourbonnais festgestellt worden, womit die Behandlung bereits am nächsten Tag begann. Somit konnte er drei Wochen später wieder antreten, gewann den 'Bourgogne' einen Monat vor seinem zweiten Triumph im Prix d’Amerique. Zwölf Monate später steht sein Umfeld nun vor einer weitaus ernsteren Situation. "Es gibt keinerlei Erklärung für das, was passiert ist", sagt Thierry Duvaldestin. "Er frisst normalerweise gut und diesmal hatte er nicht mehr gefressen als sonst. Wir haben einfach Pech, so ist das. In 80 Prozent der Fälle erledigt sich so etwas ohne Operation. Wir haben keine andere Wahl, als die Situation zu akzeptieren. Aber natürlich ist das ein schwerer Schlag." Der Trainer aus der Normandie will keine Prognosen abgeben: "Ich habe keine Kristallkugel. Man kann nichts vorhersagen. Ende der Woche werden wir vielleicht etwas mehr wissen."
Vergangene Beispiele aus jüngerer Zeit
Derzeit kann also niemand sagen, ob Idao de Tillard am 25. Januar im Prix d’Amerique an den Start gehen wird. In den letzten Jahren mussten bereits mehrere chancenreiche Pferde kurzfristig passen: Face Time Bourbon im Jahr 2022 wenige Tage vor dem Rennen wegen anhaltender Schmerzen im linken Vorderbein, was letztlich das Ende seiner sportlichen Karriere bedeutete. Oder Etonnant im Jahr darauf aufgrund einer Borreliose. Und im vergangenen Winter Jushua Tree, der an einer Lahmheit litt.
