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Portrait Serge Peltier "Was soll ich noch beweisen? Nichts!"

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News Frankreich Trab, 06.07.2025

(hen) So unglaublich es auch klingen mag: Obwohl Serge Peltier der erfolgreichste Fahrer des Zentrums-Osten ist, hatte er noch nie den Grand Prix Du Conseil Municipal in Vichy gewonnen. Das einzige Gruppe II-Rennen der Regionalföderation und zugleich das prestigeträchtigste Saisonhighlight dieser Region.

Wie sollte man es also anders deuten, als einen besonderen Wink des Schicksals, dass ihm dieser lang ersehnte Sieg ausgerechnet in dem Jahr gelungen ist, in dem er bereits vor Monaten angekündigt hatte, seine Karriere Ende des Jahres zu beenden. Eine Karriere mit über 2.000 Siegen im Sulky. Die Stute Harmony Du Rabutin hat nun dieses fehlende Kapitel in der Erfolgsgeschichte von Serge Peltier geschlossen.

Nur kurz nach diesem emotionalen Triumph, wie immer verfügbar und nahbar, nahm sich Serge Peltier Zeit für ein ausführliches Gespräch mit 24H Au Trot über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

24h Au Trot: "Im März gelang Ihnen ein Vierfachsieg in Paray-Le-Monial. Eine außergewöhnliche Leistung, nur zwei Monate vor Ihrem 71. Geburtstag. Und nun dieser Prestigesieg am Dienstagabend im Grand Prix Du Conseil Municipal von Vichy mit Harmony Du Rabutin, einer Stute, die Sie besonders schätzen. Da stellt sich wirklich die Frage: Warum haben Sie beschlossen, am Jahresende mit dem Fahren aufzuhören?"

Serge Peltier: "Sie haben gerade die Zahl genannt, die meine Entscheidung motiviert hat... Ich bin 71 Jahre alt. Seit einiger Zeit spüre ich kleinere Beschwerden, die ich früher nicht kannte, vor allem nach Renntagen. Und man darf sich da nichts vormachen: Das wird mit der Zeit eher schlimmer. Mit dem Entschluss, Ende des Jahres aufzuhören, bin ich im Kopf ruhiger. Außerdem bin ich nicht daran interessiert, meine Karriere hinten im Feld zu beenden."

24H: "Sie haben ja immer gesagt, dass Sie auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere aufhören wollen."

SP: "Und dabei bleibe ich! Heute Morgen haben mir Jean-Lou Peupion und Philippe Bekaert gratuliert, auch wenn letzterer mich im selben Atemzug daran erinnert hat, dass ich gerade seinen Sohn (David) geschlagen habe, bei meinem Sieg mit Harmony Du Rabutin. Die Anerkennung solcher großen Profis hat mich sehr berührt. Das ist mir wirklich wichtig. Auch von den Jüngeren respektiert zu werden, bedeutet mir viel. Um sich auf diesem Niveau zu halten, braucht es enorm viel Arbeit. Ich sehne mich nach ein wenig mehr Ruhe. Denn es ist trotz allem belastend, wenn man es richtig machen will. Wenn es einem egal ist, ist man zu nichts zu gebrauchen."

24H: "Mit Ihrer ganzen Erfahrung... empfinden Sie bei einem Rennen wie diesem Grand Prix noch Nervosität?"

SP: "Ja, denn ich fand, Harmony Du Rabutin hatte wirklich gute Chancen, auch wenn sie am Ende gar nicht so stark gewettet wurde. Aber das ist eben der "Bazire, Abrivard, Bekaert-Effekt". Das ist ganz normal. Vor dem Rennen und sogar währenddessen ist es bei mir eigentlich kein richtiger Stress, eher eine Art innere Unruhe oder Besorgnis. Ich hätte vor der Tribüne rausgehen können, aber das wäre viel zu früh gewesen."

24h: "Wie haben Sie sich dann entschieden?"

SP: "Ich musste in meiner Position bleiben, und das Rennen wurde zur Qual. Wenn man unter solchen Bedingungen dann doch als Erster über die Ziellinie fährt, ist das einfach nur eine Erleichterung. Und sehr emotional. Aber all das zermürbt einen. So ein Renntag ist anstrengend. Heute Abend (Mittwoch) fahre ich sechs Rennen hintereinander. Und fast genauso viele am Freitag und Samstag. Dafür bin ich einfach zu alt. Am Ende solcher Renntage bin ich wirklich erschöpft. Ich habe Schmerzen in den Knien, in den Schultern usw. Ich war übrigens immer der Meinung, dass die Fahrerlizenz nicht über 70 Jahre hinausgehen sollte. Wenn das noch gelten würde, hätte mich das überhaupt nicht gestört."

24H: "Warum haben Sie nicht schon letztes Jahr aufgehört, als Sie 70 wurden?"

SP: "Weil ich noch zwei, drei interessante Pferde im Stall hatte. Zum Beispiel Helma De Busset. Ich bin jeden Morgen um sechs Uhr im Stall, ich bin gesund, aber es ist jetzt an der Zeit, mit dem Fahren aufzuhören. Vor allem, weil immer mehr junge Fahrer nachkommen und richtig gut werden. Ich habe überhaupt kein Problem damit, sie fahren zu lassen. In Vincennes habe ich das schon früher so gemacht. Vor rund zwanzig Jahren hat Jean-Michel (Bazire) meine Pferde dort gefahren, später war es Eric (Raffin). Ich liebe das Fahren, und ich weiß, dass mir das in den ersten Monaten fehlen wird. Aber es hat mich nie gestört, talentierten Leuten die Leinen zu überlassen. Wie eben in Vincennes oder auch mal in Laval mit Une Serenade, wo ich Eric gebeten hatte."

24H: "Warum haben Sie sich damals entschieden, in Vincennes nicht mehr selbst zu fahren?"

SP: "Ich bin dort nur alle drei, vier Monate mal gestartet. Das ist zu wenig. Wenn man nicht regelmäßig in diesen Feldern unterwegs ist, verliert man schnell das Gespür und auch die Kontakte."

24H: "Also lieber ganz aufhören, als langsam zurücktreten?"

SP: "Genau. Am Jahresende werde ich meine Lizenz nicht verlängern. Das ist die Gelegenheit, um wirklich Schluss zu machen. Vielleicht die letzte Gelegenheit. Es wird hart, das weiß ich, aber ich habe die Entscheidung getroffen. Wir haben auch gestern Abend noch mit Guillaume Huguet darüber gesprochen, der meinte, ich könnte doch nur noch ein paar Pferde fahren, statt ganz aufzuhören. Ich habe ihm geantwortet, dass das für mich nicht funktioniert. Die Trainer, die mir derzeit Pferde anvertrauen, möchten nicht, dass ich aufhöre. Und ich könnte ihnen einfach nicht nein sagen. Ich wusste immer, dass ich erst aufhören würde, wenn meine Leistungen nachlassen. Aber genau das wollte ich nie. Ich will selbst entscheiden, wann Schluss ist. Ich habe alle informiert. Es herrscht Klarheit."

24H: "Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?"

SP: "Ich werde seltener auf der Rennbahn sein. Und das ist auch schön so. Es stört mich nicht, Aufgaben abzugeben, das mache ich ja auch, wenn ich im Urlaub bin. Ich werde ein anderes, bequemeres Leben führen. Und das ist nach 55 Jahren mit Lizenz auch mal ganz angenehm. Man sollte auch an die Menschen um sich herum denken und ihnen mehr Zeit widmen. Der Rhythmus wird ein anderer, aber ich werde besser schlafen. Nach Renntagen schlafe ich zwar schnell ein, wache aber nachts wegen der Schmerzen auf. Ich weiß, woher die Schmerzen kommen. Ich musste immer die schwierigen Pferde fahren. Man sagte, ich könne mit ihnen umgehen. Aber das fordert seinen Preis. Es sind "nur" Schmerzen, aber ich will mir nicht mehr wehtun. Und mal ehrlich: Was soll ich noch beweisen? Nichts!"

24H: "Wenn Sie auf 55 Jahre mit Lizenz zurückblicken. Was empfinden Sie dabei?"

SP: "Ich denke, dass ich als regionaler Fahrer gute Arbeit geleistet habe. Klar, ich bin nicht Jean-Michel Bazire. Aber im Zentum-Ost habe ich meiner Meinung nach die Geschichte des Trabrennsports mitgeprägt. Das sehe ich in den Augen meiner Unterstützer. Und das macht mich stolz. Die Menschen in der Region geben mir viel zurück, vor allem die Profis. Ich habe kaum Feinde. Auch das macht mich stolz. Es gibt Fahrer, die im Feld sehr schlecht angesehen sind. Das wollte ich nie, und das liegt auch nicht in meiner Natur."

24H: "Diese Emotion nach dem Sieg im Grand Prix Du Conseil Municipal...hätte Ihnen dieser Erfolg gefehlt, wenn Sie ihn nie errungen hätten?"

SP: "Es wäre dann eben so gewesen… Aber ich muss zugeben, dass ich vor dem Rennen daran gedacht habe. Als ich mit der Stute den Heat gefahren habe, fand ich sie so gut, dass ich mir sagte: "Mein Kleiner, heute oder nie!" Ich hatte großes Vertrauen in sie. Aber ich wusste überhaupt nicht, wie ich das Rennen anlegen sollte. Guillaume (Huguet) meinte nur, ich solle es machen, wie ich es fühle. Ja, da wäre schon etwas offen geblieben, wenn ich dieses Rennen, wo fast jeder glaubte, ich hätte es schon einmal gewonnen, nie gewonnen hätte. Selbst Jean-Michel (Bazire) war überrascht!"

24H: "Wenn man über Pferde spricht, die Ihre Karriere geprägt haben, denkt man natürlich sofort an Gebrazac. Geht es Ihnen genauso?"

SP: "Ja, natürlich. Gebrazac war ein echter Wendepunkt in meiner Laufbahn. Aber ich hatte auch andere sehr gute Pferde, wie Jow Du Vro, Castel Valadour oder auch Phenix Des Pres. Diese Pferde haben mir eine Menge Siege beschert, vor allem in regionalen Grand Prix-Rennen. Ich habe zum Beispiel zwölf- oder dreizehnmal den Grand Prix von Divonne-les-Bains gewonnen. Das war mir gar nicht so bewusst, bis man es mir letztes Jahr gesagt hat. Und mindestens die Hälfte davon habe ich mit Pferden aus meinem eigenen Training gewonnen. Das mögen für manche Kleinigkeiten sein, aber für mich sind sie wichtig."

24H: "Und wenn man Sie bittet, unter Ihren über 2.100 Siegen einen einzigen herauszugreifen. Welcher wäre das?"

SP: "Der Prix Rene Balliere mit Gebrazac. Ich habe die ganze Nacht in Paris verbracht! Das Pferd ist mit seinem Pfleger in den Stall zurückgekehrt, aber mit den Besitzern haben wir die Nacht in Paris durchgemacht! Das ist eine ganz besondere Erinnerung. Die größte? Jedenfalls das bedeutendste Rennen, dass ich gewonnen habe. Es rührt mich noch immer, wenn ich daran denke. Vor zwei Jahren, beim Galadinner der regionalen Rennsportwelt in Lyon, wurde ein Video davon gezeigt. Ich hatte fast Tränen in den Augen. Ich hatte es lange nicht mehr gesehen. Ich denke, Gebrazac war das Pferd meines Lebens, rein von der Qualität her, obwohl ich auch Castel Valadour sehr geliebt habe. Der wurde damals übrigens um ein einziges Pferd aus dem Prix D’Amerique eliminiert!"

24H: "Wie kam es dazu?"

SP: "Das Pferd, er hat später noch den Prix De La Cote D’Azur in Cagnes-sur-Mer gewonnen, hatte damals schon leichte Probleme am Fesselgelenk, aber in jenem Winter war er in Topform. Er hatte auf ähnlichen Distanzen wie im Prix D'Amerique grandiose Zeiten gelaufen. Ich habe es umso mehr bedauert, weil es einen Nichtstarter gab. Ich war zu der Zeit öfter in Grosbois und hatte mitbekommen, dass bei genau diesem Pferd schon bei der Starterangabe Zweifel bestanden. Das ist bis heute der bitterste Moment meiner Karriere. Für den Besitzer, für mich. Es wäre etwas ganz Besonderes gewesen, im Prix D'Amerique zu starten. Aber gut… so ist das Leben. Ein kleiner Misserfolg."

24H: "Sie haben trotzdem dreimal am Prix D’Amerique mit Gebrazac teilgenommen."

SP: "Ja, das stimmt. Aber es lief nie wirklich gut. Das war nicht das richtige Rennen für mich."

24H: "Mit Ihrer ganzen Erfahrung, welchen Rat würden Sie einem jungen Fahrer geben, der heute in den Beruf einsteigt?"

SP: "Das ist schwierig. Als ich angefangen habe, habe ich gebrauchte Ausrüstung gekauft. Ich wollte nicht zu viel Geld ausgeben. Heute kauft ein junger Trainer sofort einen neuen LKW. Das Management hat sich komplett verändert. Glücklicherweise schaffen es einige sehr gut, aber der Beruf ist schwieriger als früher: die Konkurrenz ist riesig. Ich sehe Profis quer durch Frankreich fahren, um zu Rennen zu kommen, aber wenn man Vierter wird, macht man Verlust. Die Kosten sind höher als die Preisgelder. Und dann ist da noch die Situation der PMU, die mich beunruhigt. Es sieht nicht gut aus."

24H: "Man merkt Ihnen die Sorge wirklich an."

SP: "Eines ist sicher: Wenn die PMU nicht mehr Umsatz macht, werden die Preisgelder sinken. Die Verantwortlichen und unsere Politiker haben sehr gut gewirtschaftet und gespart, aber irgendwann ist Schluss mit Sparen. Ich befürchte eine Senkung der Preisgelder. Respekt übrigens, dass es dieses Jahr gelungen ist, die Preisgelder zu halten, obwohl die Umsätze stark zurückgehen."

24H: "Sie haben sich auch bei der Wahl von Jean-Pierre Barjon 2019 engagiert und sind in den Ausschuss der SECF eingetreten. Warum?"

SP: "Weil ich dachte, wir brauchen jemanden wie ihn, der die Lage wieder in den Griff bekommt. Und das hat er geschafft. Dank ihm können wir die Dotationen noch halten. Ich saß vier Jahre im Ausschuss, nachdem ich zuvor 30 Jahre auf regionaler Ebene aktiv war. Aber jetzt habe ich genug. Ich mache Platz für die Jungen! Die nächste Generation muss sich engagieren."

24H: "Wie werden die nächsten Monate für Sie verlaufen?"

SP: "Diesen Sommer fahren wir die Meetings in Aix-les-Bains und Divonne-les-Bains, dann im September in Vichy und zum Schluss in Lyon."

24H: "Fürchten Sie das Ende des Jahres?"

SP: "Überhaupt nicht! Es ist in meinem Kopf beschlossen. Ich werde meine Entscheidung nicht ändern. Das liegt nicht in meiner Natur."

Mehr als 2.100 Siege

Seit Anfang der 1980er Jahre führt letrot.com 2.000 Siege als Fahrer für Serge Peltier. Der Triumph am Dienstag mit Harmony Du Rabutin war sogar exakt der 2.000. Sieg!

Peltier selbst hat genau mitgezählt: "Für mich sind es 2.103 Siege, davon 47 im Trabreiten. Das ist nicht schlecht (lacht). Mein erstes Rennen habe ich in Caen im Sattel auf einem Pferd namens Urbain De Sassy gewonnen. Im darauffolgenden Winter dann mein erster Sieg in Vincennes. Da war ich gerade mal 17. Ich habe gut gearbeitet seitdem", sagt er mit einem verschmitzten Grinsen.

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