Der 25jährige Theo Duvaldestin erlebte am 13. September einen großen Moment im Sulky, als er nacheinander das Criterium der 4jährigen mit Lancier Du Goutier und das der 3jährigen mit Mack De Blary gewann, zumal dies auch noch seine ersten Erfolge auf höchstem Niveau waren. Seine Qualitäten als Fahrer machten diesen außergewöhnlichen Doppelschlag möglich - Ruhe, Kontrolle und sein ausgeprägtes taktisches Gespür. Wenige Tage vor Beginn des Wintermeetings 2025/26 blickt er auf diesen besonderen Tag zurück und sprach mit dem ParisTurf über die kommenden Wochen.
ParisTurf: "Sie haben am Samstag, dem 13. September, bei der Criterium-Veranstaltung erstmals auf Gruppe I-Niveau gewonnen. Und das gleich zweimal. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?"
Theo Duvaldestin: "Wir hatten diesen Tag seit zwei Monaten mit Mack De Blary und Lancier Du Goutier im Kopf. Ich war ruhig, überhaupt nicht gestresst. Die Vorbereitung am Morgen war perfekt verlaufen, und auch die Vorprüfungen entsprachen genau unseren Erwartungen. Es kam nur noch darauf an, das Ganze richtig abzuschließen."
PT: "Haben Sie von Ihrem Vater Thierry, der auch Trainer ist, besondere Anweisungen bekommen?"
TD: "Nein, ich hatte freie Hand, wie in allen Rennen, an denen ich teilnehme. Er ist übrigens nervöser als ich. Mir war nur wichtig, gleich zu Beginn eine gute Position zu finden."
PT: "Lancier Du Goutier hat den Tag mit dem Sieg im Criterium der 4jährigen eröffnet - vom Start bis zum Ziel. Wie lief das Rennen aus Ihrer Sicht?"
TD: "Es gab viele Starter (siebzehn). Deshalb habe ich ihn etwas schneller als sonst eintreten lassen. Ich wollte den erste Bogen nicht außen herum nehmen. Einmal an der Spitze, konnte ich das Tempo kontrollieren und die Angriffe abwehren, besonders als Liza Josselyn im Anstieg angriff. Er hat tapfer bis zum Ziel durchgehalten und den knappen Vorsprung verteidigt. Er hatte so viel Energie, dass ich ihn etwas früher laufen lassen musste, als mir lieb war. Ich bin sehr stolz auf ihn. Ein Criterium von der Spitze aus zu gewinnen, ist nicht einfach. Ohne überheblich zu sein: Er kann noch besser sein, als er es an diesem Tag gezeigt hat."
PT: "Wie meinen Sie das?"
TD: "Im Training zeigt er enorme Fähigkeiten. Es klingt vielleicht gewagt, aber er zeigt Dinge, die über das hinausgehen, was er im Criterium der 4jährigen gezeigt hat. Er hat bisher nur fünfzehn Rennen bestritten und wird mit mehr Rennerfahrung noch besser werden. Wenn er seine Kräfte besser einteilt, wird er noch leistungsfähiger. Wir lassen ihm Zeit und formen ihn behutsam. Das Ziel ist eine lange Karriere."
PT: "Was hat er seit dem Sieg gemacht, und wann wird man ihn wiedersehen?"
TD: "Er hat sich ausgeruht und Anfang Oktober das Training wieder aufgenommen. Der nächste Start ist im Prix de Chenonceaux (GR III/bis 385.000 Euro) am 22. November geplant. Danach geht es wahrscheinlich im Dezember zum Criterium Continental (GR I). Meiner Meinung nach hat er aber im Prix Bold Eagle am Tag des Prix d’Amerique im Januar die besten Chancen. Die 2.100 Meter liegen ihm. Er ist schon 10,2 über 2.175 Meter gelaufen. Er entwickelt sich weiter und sollte noch Fortschritte machen. Er hat sein ganzes Potenzial noch nicht gezeigt."
PT: "Denken Sie schon an den Prix d’Amerique 2026? Und ans Barfußlaufen?"
TD: "In diesem Winter ist ein Start im "Großen Rennen" noch nicht geplant. Seine Vorderhufe sind momentan noch empfindlich, daher wollen wir das Risiko ohne Eisen nicht eingehen. Aber wir schließen für den Winter nichts aus."
PT: "Vierzig Minuten später gelang Ihnen mit Mack De Blary im Criterium der 3jährigen der Doppelschlag - nach einer langen Wartezeit, weil Magic Night in der Zielgeraden nach außen gelaufen ist und Ihren Hengst behindert hatte und daraufhin zurückversetzt wurde. Ein Wechselbad der Gefühle...?"
TD: "Ich ging als Favorit ins Rennen. Ich hatte keinen festen Plan, wollte nur schnell eine gute Position finden. Ich habe Magic Night auf der Tribünengeraden an die Spitze gelassen, aber wenn nötig, hätte ich auch selbst dort bleiben können. Alles lief perfekt. Ich konnte Mack De Blary genau im richtigen Moment einsetzen. Im Sulky spürte ich, dass er, wenn er geradeaus hätte laufen können, die Stute von Philippe Allaire noch überholt hätte. Deshalb blieb ich trotz der langen Wartezeit auf die Entscheidung der Rennleitung recht gelassen. Auch wenn das ursprüngliche Ergebnis geblieben wäre, hätten wir das akzeptiert. Schon der zweite Platz wäre für uns ein tolles Ergebnis gewesen."
PT: "Mack De Blary entwickelt sich stetig weiter, oder?"
TD: "Ja, Anfang Januar, nach seinem ersten Gruppe II-Sieg, dachten wir, er könne das Criterium des Jeunes im Februar gewinnen. Aber der Winter war lang, und im Februar war er etwas müde. Sein dritter Platz war damals schon sehr ordentlich. Danach brauchte er eine Pause. Seitdem hat er keine Schwächen mehr gezeigt."
PT: "Nach dem Criterium der 3jährigen läuft er nun unter einer neuen Farbe. Warum?"
TD: "Die Partnerschaft zwischen Philippe Beauvisage, Herrn Kumpen (Ecurie Olmenhof), Ludo Swennen (Ecurie Hazelaar, dessen Farben er jetzt trägt) und meinem Vater besteht von Anfang an. Sie kennen sich gut und vertrauen uns vollkommen. So ist die Zusammenarbeit sehr einfach und harmonisch."
PT: "Mack De Blary startet an diesem Freitag. Wie geht es ihm?"
TD: "Er hat zwei Wochen nach dem Criterium pausiert, bevor er wieder ins Training ging. Vielleicht ist er noch nicht bei 100%, aber er ist bereit, sofort eine sehr gute Leistung zu zeigen. Dieses Mal läuft er mit leichten Alueisen - das macht ihn etwas spritziger. Mit dieser Beschlagvariante hat er im Sommer in Enghien bereits gewonnen, war damals aber etwas zu leicht. Jetzt ist der richtige Moment, das wieder zu versuchen."
PT: "Auf persönlicher Ebene - was bedeutet es für Sie, zwei Gruppe I-Rennen am selben Tag zu gewinnen?"
TD: "Wir haben diesen Erfolg mehrfach gefeiert. Zuerst mit Freunden, dann mit den Besitzern von Mack De Blary, die zu der Zeit gerade bei uns vorbeikamen, und natürlich mit dem ganzen Team im Stall bei einem gemeinsamen Essen. Auf diesem Niveau zu gewinnen, ist etwas Besonderes, eine Art Krönung. Ich war mit Idao De Tillard im Prix de Selection 2023 schon ganz nah dran, aber ich musste ihn korrigieren, und er ist dann in Galopp gefallen. Wenn Du ein Gruppe I-Rennen gewinnst, bekommst Du eine gewisse Legitimation. Du weißt dann: Ich kann das schaffen. Und ich kann es wiederholen."
PT: "Was möchten Sie noch verbessern?"
TD: "Ich fahre ausschließlich für unseren Familienstall. Das ist meine eigene Entscheidung. Wir sind schon auf einem sehr hohen Niveau, und die Herausforderung ist, dieses Niveau zu halten. Dafür müssen wir weiterhin sehr gute Pferde ausbilden, um mit den Besten mithalten zu können. Wenn du im Stall das nötige 'Material' hast, ist alles einfacher."
PT: "Sie waren in Solvalla beim UET-Finale, dass Inexess Bleu gewonnen hat. Reizt es Sie, öfter im Ausland zu fahren?"
TD: "In Zukunft wollen wir das etwas häufiger versuchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Clement hat an diesem Tag mit Ideal Du Rocher gewonnen. Wenn sich Chancen bieten, werden wir heute mutiger sein, als noch vor drei oder vier Jahren."
PT: "Das Wintermeeting beginnt am Donnerstag, dem 30. Oktober, und dauert vier Monate. Gehen Sie diese Zeit mit einer anderen Einstellung an?"
TD: "Im Oktober ist es bei uns meist ruhiger. Wir haben auch im November und Dezember weniger Starter. Im Winter sind es fast ausschließlich Rennen in Vincennes - über mehrere Monate hinweg. Das kann lang werden, vor allem mit den vielen Hin- und Rückfahrten."
PT: "War es eine Option, für den Winter Boxen in Grosbois zu mieten?"
TD: "Nein, nicht wirklich. Wir haben unsere Anlage in der Normandie so verbessert, dass wir im Sommer wie im Winter effizient arbeiten können. Unsere Pferde sind das Landleben gewohnt - die Koppeln, die Paddocks. Die Menschen passen sich leichter an als die Pferde."
PT: "Wie läuft die Zusammenarbeit mit Clement und die Aufteilung der Pferde, die Ihr fahrt?"
TD: "Sehr gut. Es gibt nie Spannungen oder Konkurrenzdenken. Weder er noch ich kämpfen darum, unbedingt zu fahren oder unsere Farben zu tragen. Wir tauschen uns über die Pferde aus und geben einander bei den Rennen gerne den Vortritt. Als er anfing, konnte ich ihn beobachten und Ratschläge annehmen. Das hat mir viel Zeit gespart. Außerdem stand ich damals weniger im Rampenlicht, was vieles erleichtert hat."
PT: "Haben Sie Pläne, sich irgendwann selbstständig zu machen?"
TD: "Mit Clement und meinem Vater täglich zusammenzuarbeiten, ist ein echtes Glück. Zu dritt läuft alles einfacher. Irgendwann wird sich das sicher entwickeln. Aber im Moment ist das kein Thema."
PT: "Zum Schluss: Haben Sie ein paar Favoriten für den Winter?"
TD: "Unter den 3jährigen gefällt mir Mystic De Reux besonders. Er hat seine ersten drei Rennen gewonnen, das letzte davon in Vincennes. Lezzo Fighter, der zu Jahresbeginn zweimal erfolgreich war, sollte sich ebenfalls gut präsentieren. Und Kassiopee Wind, die im Frühjahr drei Pariser Siege geholt hat, wird regelmäßig starten. Sie ist in den Stutenrennen auf jeden Fall interessant zu verfolgen."