Thomas Panschow führt den Riesenaußenseiter Klaus von Herten zu einem sensationellen Breeders-Crown-Triumph. Nicht weniger als vier der anderen fünf Hauptläufe gehen an Michael Nimczyk. Blizzard Diamant und Robin Bakker holen ebenfalls eine Krone.
Sechs Breeders-Crown-Hauptläufe, eine Entlastung und drei weitere Rennen: Über 205.000 Euro Preisgeld und Züchterprämie wurden am zweiten Tag des Berliner Meetings an die Sieger und Platzierten verteilt. Und obwohl es natürlich immer eine subjektive Entscheidung ist, welche Pferde die meiste Aufmerksamkeit verdienen, stand der Hauptlauf der vierjährigen Hengste und Wallache besonders im Brennpunkt. Denn die Prüfung wies inklusive der fünfzehnprozentigen Züchterprämie mit über 38.000 Euro nicht nur die höchste Dotation der Sonntagveranstaltung auf, sondern sie war zugleich eine echte Derby-Revanche. Keine Geringeren als die beiden Erstplatzierten des wichtigsten deutschen Trabrennens, nämlich Summermusic’night S (Michel Rothengatter) und Aladin (Michael Nimczyk) gaben sich die Ehre. Aber sie wurden diesmal von einem kalt erwischt, der im August gar keine Derby-Nennung besessen hatte. Nämlich von Klaus von Herten, der zum dritten Mal in seiner Laufbahn Thomas Panschow anvertraut war.
Dass genau diese beiden Protagonisten im Vorjahr bereits den zweiten Rang in einem Breeders-Crown-Hauptlauf belegt hatten, hätte für die Favoritenwetter eigentlich eine Warnung sein müssen. Aber Klaus von Herten, der den 150 Mitgliedern des Vereins Bürgertraber Herten gehört und von Laurenz Meßmann gezüchtet wurde, wurde im Gegensatz zu den für 1,5-faches bzw. 3,1-faches Geld gehandelten Aladin und Summermusic’night S sträflich unterschätzt. Für die vermeintliche dritte Wahl des Trainingsquartiers Nimczyk wurde die Quote von 23:1 aufgerufen. Eine Fehlentscheidung, denn Klaus von Herten schoss sofort an die Spitze, während sich Summermusic’night S und Aladin an zweiter und vierter Stelle außen wiederfanden. Vielleicht hätte es für Aladin, mit dem sich Michael Nimczyk strikt am Vordermann orientiert hatte, dennoch gereicht. Als Summermusic’night S aber im Schlussbogen überraschenderweise den Anker warf, musste der Goldhelm seinen Schützling relativ aufwendig um das nicht erwartete Hindernis herum steuern. Diese Situation nutzte Thomas Panschow clever aus und setzte sich mit Klaus von Herten entscheidend ab. In der Tagesbestzeit von 12,6/1.900m ließ sich das Gespann vom hinzueilenden Aladin nicht mehr abfangen und machte auf einen Schlag 150 Pferdebesitzer glücklich!
Auch im Hauptlauf der vierjährigen Ladies waren die beiden Erstplatzierten des Stuten-Derbys am Start. Doch am Ende durften weder die diesmal von Jörgen Sjunnesson gelenkte Uffizie noch die von Micha Brouwer pilotierte Okura Greenwood den Winner-Circle aufsuchen. Ihnen blieben aber immerhin die Ränge drei und zwei, da Charming Laura, die mit Thorsten Tietz eigentlich den Ehrenplatz belegt hatte, nach dem Rennen wegen unreiner Gangart aus der Wertung genommen wurde. Richtig feiern lassen durften sich indessen Michael Nimczyk und Sahara Firebird Beide hatten nur kurz Charming Laura an der Spitze erduldet und dann konsequent die Führung übernommen. Auf der Zielgeraden ließ Stall Germanias Pferdedame überhaupt keine Spannung mehr aufkommen. Sahara Firebird, die im Stuten-Derby krankheitsbedingt nicht antreten konnte, ging in 14,1/1.900m mit sechs Längen Vorsprung auf und davon und unterstrich eindrucksvoll ihren Anspruch, die beste Stute im Jahrgang zu sein.
Im Hauptlauf der dreijährigen Stuten ging das Publikum zur 1,5-fachen Quote mit Alma Mia (Robbin Bot). Doch die Stute kam – wie schon in Daglfing – nicht glatt um den Kurs. Stattdessen sprang die ebenfalls auf dem Kaiserhof vorbereitete Brownie Diamant mit Michael Nimczyk in die Bresche. Nach einem Verlauf als zweites Pferd innen wurde die von den Familien Holzapfel und Schwarz gezüchtete und für die Besitzergemeinschaft M.S.Diamanten/Pietsch laufende Dunkelbraune vom Champion Ende gegenüber flott gemacht und verabschiedete sich in 13,3/1.900m überlegen mit sechs Längen Vorsprung von ihren Gegnern.
Was dann unmittelbar darauf – ebenfalls für die Besitzergemeinschaft M.S.Diamanten/Pietsch – im Hauptlauf der dreijährigen Hengste und Wallache folgte, war fast erschütternd. Denn mit den Gegnern des von der Familie Schwarz gezüchteten und von Robin Bakker präsentierten Blizzard Diamant konnte man nur das tiefste Mitleid empfinden. Sicherlich – dass der nationale 10,0-Rekordhalter höchste Klasse verkörpert, war überall bekannt und es war kaum verwunderlich, dass Blizzard Diamant als 1,0-Ultrafavorit in der V7+ Wette auf 95 Prozent der Tippscheine als Bankpferd angekreuzt war. Aber dass sich die Konkurrenten – wenn sie diese Bezeichnung überhaupt verdient hatten – Blizzard Diamant bei seinem Start-Ziel-Sieg in 13,9/1.900m während des gesamten Rennens noch nicht einmal ansatzweise näherten und sich lediglich auf den Kampf um den zweiten Rang konzentrierten, muss selbst Robin Bakker verwundert haben. Gegenüber konnte sich der holländische Ausnahmesportler mit dem Wallach sogar eine 19,1-Zwischenzeit erlauben, ohne dass irgendjemand Tuchfühlung mit ihm aufnahm. In der Mariendorfer Historie war wohl nur selten ein Traber so dominant wie Blizzard Diamant und die anderen Teilnehmer dieses Hauptlaufs hatten sich offenbar schon weit vor dem Start mit einer klaren Niederlage abgefunden.
Die beiden Hauptläufe der zweijährigen Pferde erfuhren mit 10 bzw. 9 Teilnehmern eine erfreuliche Resonanz. Bei den Stuten gab es einen Doppeltreffer für den Trainer Wolfgang Nimczyk, denn sein Sohn Michael setzte sich für den Stall Express mit der von Arne Fiedler gezüchteten What a Dream gegen die von seinem Schwiegersohn Robbin Bot gesteuerte Regina Wescco durch. Der Goldhelm hatte seinen Angriff Ende der Gegenseite eingeleitet und sah mit der Stute Mitte der Zielegeraden schon wie der sichere Sieger aus, aber Regina Wescco wurde mit viel Speed noch brandgefährlich. In 15,7/1.900m leistete What a Dream jedoch zähe Gegenwehr und hielt dem Druck der Trainingsgefährtin stand. Auch die Division der Hengste und Wallache ging an Michael Nimczyk – und zwar mit dem von den Carpe Diem Stables für die eigenen Farben gezüchteten Arrivederci. Der Kampferfolg des 23,7-Außenseiters in 15,3/1.900m über den von Robin Bakker vorgetragenen Balotelli sorgte für staunende Mienen. Denn das ganze Rennen über war von Arrivederci eigentlich nichts zu sehen und wohl nur selten in der Geschichte der Derby-Bahn hat ein zweijähriges Pferd auf der Zielgeraden eine derartige Endgeschwindigkeit entwickelt wie dieser Wallach. Der Rappe steht vor einer großartigen Zukunft.
Die einzige BC-Entlastung der Veranstaltung richtete sich an vierjährige Stuten und mündete in 14,4/1.900m in einen Volltreffer für Jörgen Sjunnesson und die Lasbekerin Uranja. Der Schwede hatte gleich nach dem Start die Position an zweiter Stelle innen erobert und Uranja damit die entscheidenden Reserven für ein starkes Finish verschafft. Das Rahmenprogramm wurde von einem Trotteur Francais eröffnet. Kappi de Lemi hatte mit seinem Trainer Jochen Holzschuh sofort die Führung übernommen und rettete sich in 16,6/2.000m gegen den 20 Meter schlechter gestellten Jeps de Guoz (Michael Nimczyk) ins Ziel. Im Amateurfahren drehte Moritz Ecke mit dem 11,7-Außenseiter Eberhard Truppo eine Runde vor dem Ziel voll auf und sein Wallach hielt die nachsetzende Misty Dragon in 13,3/1.900m mit einer halben Länge Vorteil in Schach. Den Schlusspunkt unter das Breeders-Crown-Meeting 2025, das erfreulicherweise mit einer deutlichen Umsatzsteigerung pro Rennen endete, setzte Jochen Holzschuh mit seinem zweiten Tageserfolg. Der Profi führte Shanty in der Kilometerzeit von 14,8/1.900m zu einem überlegenen Start-Ziel-Sieg.
Gesamtumsatz: 214.872,39 Euro. Bahnumsatz: 71.322,70 Euro. Außenumsatz: 143.549,69 Euro.
Unser Terminhinweis: Die nächste Mariendorfer Veranstaltung findet am Sonntag, dem 9. November statt. Beginn ist um 12.30 Uhr. Im sportlichen Mittelpunkt stehen der sechste Lauf der Gold-Serie um 20.000 Euro Preisgeld sowie das mit 10.000 Euro dotierte Zweijährigen-Rennen. Die Starterangabe, die Sie auch online auf www.rennbahn-berlin.de vornehmen können, ist am Montag, dem 3. November. Sie erreichen das Mariendorfer Rennsekretariat unter der Rufnummer 030-7401229 bzw. per Mail an starterangabe@rennbahn-berlin.de. Bitte vergessen Sie nicht die Angabe des Hufbeschlags!