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Turgot-Zucht - Emilen Hoste: "Wenn man verkaufen will, muss man sich an den Modehengsten orientieren."

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News Frankreich Trab, 05.10.2025

(hen) Am 23. September, während einer Premium-Veranstaltung auf der Rennbahn von Marseille-Borely, siegten Mata Hari Turgot und Intrepide Turgot direkt nacheinander. Ein Doppelerfolg für das Züchterlabel der Familie Hoste, die in ihrer Heimat in Bons-Tassily im Departement Pays de Falaise mehr als tausend Kilometer entfernt beheimatet ist. Damit unterstreicht die Familie eine herausragende Saison 2025, in der ihre Pferde bereits über 40 Rennen gewonnen haben.


Diese Ergebnisse bringen die "Turgots" sowohl nach Anzahl der Siege, als auch nach Gewinnsummen unter die zehn erfolgreichsten französischen Züchter. Und das mit vergleichsweise wenigen Starts. Die beiden Erfolge in Marseille haben zudem gemeinsam, dass beide Pferde Nachkommen von Scarlet Turgot sind. Der Triumph der Championesse  aus der Turgot-Zucht im Prix de Cornulier, liegt im kommenden Januar zehn Jahre zurück.

 

Auch in der Führung des Gestüts zeigt sich der Generationswechsel: Der in der Normandie sehr bekannte und geschätzte Christian Hoste hat vor fast zwei Jahren die Leitung des Guts "Le Clos Turgot" offiziell an seinen Enkel Emilien übergeben, zu dem er stets ein besonders enges Verhältnis hatte.

 

Nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte, führt Emilien Hoste (27) parallel die Zucht und ein eigenes Beratungsunternehmen für Finanzstrategien. Er findet sein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Tätigkeiten. Im Interview mit 24H Au Trot erklärt Emilien Hoste, der die neue Generation "Turgot" verkörpert, den Weg zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

 

24h Au Trot: "Nach den Siegen von zwei Nachkommen von Scarlet Turgot in Marseille-Borely zählte das Label 'Turgot' in diesem Jahr bereits über 40 Siege. Was empfinden Sie dabei?"

 

Emilien Hoste: "Das wusste ich gar nicht. Ich habe nicht mitgezählt. Ich interessiere mich mehr für die Art der Siege und die Qualität der Pferde. Die Zahl ist eine Sache, aber sie ist nicht das, was ich in erster Linie suche. Dieses Jahr haben wir sowohl ältere, als auch interessante junge Pferde. Es ist auch möglich, dass unter dem Nachwuchs, die bereits erste Leistungen gezeigt haben, zwei oder drei dabei sind, die im Winter gut abschneiden könnten, auch wenn ich mich da noch zurückhalte. Außerdem wirken einige unserer Zweijährigen, die noch nicht gestartet sind, recht vielversprechend."

 

24H: "Es muss Sie sicher freuen zu sehen, dass die Geschichte von Scarlet Turgot mit ihren Nachkommen weitergeht, oder?"

 

EH: "Mata Hari Turgot (v. Un Mec d’Heripre) ist keine besonders frühreife Stute. Sie ist sehr groß und körperlich noch nicht ganz gefestigt. Man merkt, dass sie manchmal in ihrer Bewegung etwas kämpft, weil ihr noch die Kraft fehlt, obwohl sie sich Mühe gibt. Sie ist jetzt zurück auf das Gestüt gekommen, um sich auszuruhen. Ich denke, wir schicken sie Anfang nächsten Jahres wieder zu Yannick (Briand). Sie hat eher das Profil einer Stute, die ab Ende ihres vierten Lebensjahres oder später ihre beste Zeit hat."

 

24H: "Gibt es Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrer Mutter?"

 

EH: "Ja, auch wenn sie vom Körperbau her etwas 'derber' ist. Sie hat ein ähnliches Profil, allerdings mit einem markanteren Kopf und den gleichen weißen Abzeichen. Scarlet Turgot prägt ihre Stuten in der Regel deutlich. Intrepide Turgot hingegen ähnelt stärker seinem Vater Ready Cash. Ich habe übrigens den Eindruck, dass die Fohlen eher väterlich geprägt sind, wenn man die Stute mit der Linie von Ready Cash kreuzt. Dieses Jahr hat Scarlet ein Stutfohlen von Charly Du Noyer (v. Ready Cash) bekommen - kräftig, aber nicht schwer. Mit 19 Jahren ist Scarlet Turgot in hervorragender Verfassung, mit gutem Körper und schöner Muskulatur, und sie ist derzeit tragend von Face Time Bourbon."

 

24H: "Das klingt nach dem sprichwörtlichen 'Königszug', also einem Volltreffer."

 

EH: "Ja, aber es war keine willkürliche Entscheidung. Ich bin nicht zu Face Time Bourbon gegangen, nur weil er ein berühmter Hengst ist. Es war, weil er genetisch sehr gut zu der Stute passt. Ich würde keinen Hengst wählen, wenn die genetische Kombination nicht stimmig wäre. Face Time Bourbon hat den Genotyp AA und Scarlet Turgot CA. Das ist genetisch perfekt. Genau das interessiert mich an dieser Anpaarung. Wir haben bei der Auswahl der Hengste für Scarlet Turgot immer darauf geachtet, dass, egal ob Hengst- oder Stutfohlen, die Nachzucht auch für zukünftige Zuchtkombinationen interessant bleibt. Bisher hat sie etwa gleich viele männliche wie weibliche Nachkommen gebracht. Es wäre schön, wenn sie uns diesmal ein Hengstfohlen von Face Time Bourbon schenken würde."

 

24H: "Warum? Um ihn zu verkaufen oder selbst zu behalten?"

 

EH: "Ich denke, eher um ihn selbst zu behalten, aber ich weiß es noch nicht genau. Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden, und ich werde diese Entscheidung auch nicht allein treffen, da ich in Partnerschaft mit Sebastien Guarato arbeite. Wir haben ein sogenanntes 'Foal Sharing' vereinbart. Das mache ich gelegentlich mit guten Kunden. Da wir regelmäßig mit Sebastien zusammenarbeiten, ergab sich die Gelegenheit, ein solches Abkommen mit einer Stute dieser Qualität zu schließen. Unsere Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen."

 

24H: "Man spricht von Weitergabe mit Scarlet Turgot und ihren Nachkommen, aber auch im weiteren Sinne für die 'Turgots', seit Sie Anfang 2024 die Nachfolge Ihres Großvaters angetreten haben."

 

EH: "Wir sind sehr zufrieden, alles läuft bestens. Mein Großvater ist weiterhin präsent. Wir haben unsere Arbeitsphilosophie beibehalten: gute Laune im Team, dass ich an dieser Stelle herzlich grüße, und Vertrauen sowie eine langfristige Zusammenarbeit mit den Trainern, mit denen wir arbeiten. Wir pflegen schon lange ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Familien Briand und Abrivard, und neuerdings auch zu Sebastien Guarato und Jean-Philippe Monclin. Mir ist wichtig, auf Dauer mit den Trainern zusammenzuarbeiten. Ich möchte, dass sie auf uns zählen können und wissen, dass wir ihnen jedes Jahr Fohlen anvertrauen."

 

24H: "In der Zucht gibt es viele Unwägbarkeiten, aber wir versuchen alles, um kein Fohlen 'zu verpassen'. Ich lege großen Wert darauf, die Jungpferde in bestmöglichem Zustand zu den Trainern zu schicken."

 

 

Eine doppelte Tätigkeit – ein Gleichgewicht

 

Mit 27 Jahren übt Emilien Hoste zwei Berufe gleichzeitig aus. Nachdem er den Familienbetrieb übernommen hatte, gründete er im vergangenen Jahr ein eigenes Beratungsunternehmen für Finanzstrategien. "Es läuft gut. Ich habe also zwei Jobs. Ich bin nicht jeden Tag auf dem Gestüt, aber es nimmt trotzdem sehr viel Zeit in Anspruch", erklärt er. "Ich wollte mich nicht ausschließlich der Zucht widmen, da mich auch andere berufliche Bereiche interessieren. Außerdem weiß man nie, was die Zukunft bringt."

 

Ein weiterer Grund für diese zweite Tätigkeit war für ihn auch persönlicher Natur: "Die Zucht ist ein Familienbetrieb, den ich übernommen habe. Aber ich wollte etwas Eigenes aufbauen. Das passt gut zu mir. Die beiden Berufe ähneln sich zwar nicht, aber durch mein Beratungsunternehmen arbeite ich ebenfalls langfristig. Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen beiden Tätigkeiten."

 

24H: "Wie verlief die Übergabe des Betriebs?"

 

EH: "Das geschah schrittweise. Ich plane die Paarungen nun schon seit rund zehn Jahren selbst. 2022 habe ich die ersten Stuten gekauft, und meine ersten Fohlenjahrgänge in größerer Zahl sind die mit dem Buchstaben 'N'."

 

24H: "War es schon lange Ihr Plan, die Nachfolge Ihres Großvaters anzutreten?"

 

EH: "Ja, auch wenn ich zuerst studieren wollte. Mein Großvater hat mir seine Leidenschaft weitergegeben. Ich habe unglaublich viel Zeit mit ihm verbracht, wir sind uns sehr nah. Die Arbeit mit den Kreuzungen habe ich mir allerdings selbst beigebracht. Von ihm habe ich vor allem die Kenntnis über Pferde und Menschen übernommen. Seine Erfahrung ist von unschätzbarem Wert, und ich höre ihm gerne zu. Natürlich sind wir nicht immer einer Meinung, aber wir respektieren uns gegenseitig und profitieren voneinander.

 

Ich beschäftige mich das ganze Jahr über täglich etwa dreißig bis sechzig Minuten mit den Anpaarungen. Wie alle Züchter verlasse ich mich dabei zum Teil auf mein Gefühl, versuche aber, keine Fehler zu machen. Ich wiederhole gerne Anpaarungen, von denen ich überzeugt bin. Kreuzungen allein zum Zweck des Verkaufs interessieren mich nicht. Ich züchte, um gute, leistungsfähige Rennpferde zu bekommen. Wenn sie zusätzlich ein gutes Verkaufspotenzial haben, umso besser. Deshalb bieten wir zwar einige Fohlen zum Verkauf an, aber keineswegs unsere gesamte Produktion."

 

24H: "Welche Methoden und Grundsätze nutzen Sie, um gezielt auf Leistung hinzuarbeiten?"

 

EH: "Wir haben bei all unseren Stuten genetische Tests durchführen lassen, um Fehler zu vermeiden und die passenden, sich ergänzenden Hengste auszuwählen. Natürlich ist das keine exakte Wissenschaft. Ich verstehe, dass viele Züchter solchen Methoden gegenüber noch zurückhaltend sind, aber mich persönlich interessiert das sehr. Ich denke, es ist ein echter Vorteil. Ich finde zum Beispiel, dass ich in diesem Jahr einen hervorragenden 'P'-Jahrgang auf den Weiden habe. Fohlen, die sich sehr gut bewegen.

 

Im Allgemeinen versuche ich, die Stuten so zu paaren, dass eine zu enge Inzucht vermieden wird. Wenn ich eine Stute als zukünftige Zuchtstute behalten möchte, achte ich darauf, dass sie genetisch möglichst 'outcross' ist, also mit Linien ohne enge Verwandtschaft. Wenn ich hingegen einen Hengst züchte, soll er ein Pedigree haben, dass möglichst offen für viele verschiedene Anpaarungen ist, damit er später auch als Deckhengst interessant bleibt."

 

24H: "Wie entscheiden Sie in Ihrer Zucht, welche Pferde verkauft und welche selbst in Rennen eingesetzt werden?"

 

EH: "Ich wollte von Anfang an sowohl Jungpferde zum Verkauf anbieten, sei es im privaten Rahmen oder bei öffentlichen Auktionen, als auch einige selbst behalten, um sie im Rennbetrieb einzusetzen. Man stellt schnell fest, dass es Pferde gibt, die ein 'kommerzielles Profil' haben, und andere, die das nicht tun. Bei Letzteren habe ich keine Lust, sie auf Auktionen zu bringen, nur um sie unter Wert zu verkaufen. Pferde, die nicht unbedingt marktgerecht sind, können sich trotzdem als hervorragende Rennpferde erweisen.

 

Heute habe ich den Eindruck, dass der Auktionsmarkt nicht mehr wirklich im Einklang mit dem Leistungsmarkt steht. Es gibt viele Hengste, die sich durch ihre Nachkommen bewährt haben, deren Fohlen in den Auktionsringen aber kaum Beachtung finden. Aber so ist nun einmal der Markt. Und man muss sich anpassen. Wenn man verkaufen will, muss man sich eben an den Modehengsten orientieren."

 

24H: "Man hat den Eindruck, dass Sie einen eher kommerziellen Kurs eingeschlagen haben. Stimmt das?"

 

EH: "Es stimmt, dass ich einen etwas kommerzielleren Weg eingeschlagen habe. Aber man kann nicht nur zu den 'Modehengsten' gehen, von denen ich soeben sprach. Wenn man zwanzig Fohlen pro Jahr zur Welt bringt, kann man nicht alle verkaufen. Wenn ich jedoch ein Fohlen verkaufe, dann zum fairen Preis. Ich lege großen Wert auf diesen Begriff."

 

24H: "Wie liefen in diesem Jahr die Verkäufe von Jährlingen für Sie?"

 

EH: "Ich habe vier Jährlinge zum fairen Preis in Deauville verkauft, wo sie von der 'Elevage Madrik' präsentiert wurden. Ich bin ungefähr im gleichen Alter wie Adrien Leclerc, den ich auf diesem Weg grüße. Sobald ich ihm angeboten habe, meine Pferde für die Vorbereitung auf die Auktionen zu übernehmen, hat er sofort zugesagt. Wir verstehen uns sehr gut. Er hat seinen Erfolg absolut verdient, weil er sehr kompetent ist. Ich tausche mich gerne mit ihm über das Profil jedes Pferdes aus. Wir haben übrigens einen ähnlichen Werdegang, da wir beide eine Familienstruktur übernommen haben. Außerdem teilen wir die gleiche Philosophie von guter Arbeit und Ehrlichkeit."

 

24H: "Suchen Sie also tatsächlich das richtige Gleichgewicht zwischen Verkauf und eigenem Renneinsatz?"

 

EH: "Ja, ich halte es für wichtig, Pferde bei Trainern einzusetzen, um langfristig arbeiten zu können, und zugleich schöne Fohlen mit kommerziellem Profil zu verkaufen. Ich habe viele Kredite aufgenommen und muss Liquidität generieren. Das Arbeitsinstrument, dass ich übernommen habe, ist ziemlich umfangreich, was trotz der Unterstützung meines Großvaters Kredite notwendig machte. Ähnlich wie viele meiner Altersgenossen, die ebenfalls Betriebe übernehmen.

 

Ich kann nicht die gesamte Zuchtproduktion selbst einsetzen, weil es Zeit braucht, bis sich das rechnet. Im Gegensatz dazu ist der Verkauf eines Pferdes ein direkter Liquiditätszyklus. Ziel ist es, gute Fohlen zu verkaufen – ich verkaufe keine 'Abfälle'. Das würde ohnehin nur kurzfristig funktionieren. Ich muss verkaufen, damit der Betrieb rentabel bleibt. Ich habe nicht den Luxus, dauerhaft auf Verlust zu arbeiten, egal, was manche denken mögen."

 

24H: "Ist es eine Belastung, diese bereits angesehene Zucht zu übernehmen?"

 

EH: "Die Belastung setze ich mir selbst, weil ich Lust habe, Pferde für Gruppe I-Rennen zu züchten. Das ist es, was mich interessiert. Jeder Sieg zählt. Aber wir arbeiten gezielt darauf hin, die großen Rennen in Paris zu gewinnen. Das ist mein Fokus. Ich bevorzuge Qualität in der Masse (lacht), aber die reine Anzahl interessiert mich nicht. Man sollte eine Stute nicht um jeden Preis decken. Das bringt nichts. Wenn ich mich entscheide, eine Stute zu decken, dann nur, um ein Pferd von Pariser Niveau zu bekommen. Das ist meine Leitlinie."

 

24H: "Was ist die größte Herausforderung?"

 

EH: "Beständigkeit. Es geht darum, regelmäßig gute Pferde hervorzubringen. Ein gutes Pferd zu haben und dann zwanzig Jahre nichts - das ist nicht optimal. Die Herausforderung besteht darin, dauerhaft erfolgreich zu sein und ein gutes Image zu bewahren. Ich möchte, dass alle, die mit uns arbeiten, gerne mit uns zusammenarbeiten und Vertrauen in unsere Arbeit haben."

 

24H: "Wie beurteilen Sie den Markt?"

 

EH: "Ich habe den Eindruck, dass es heute mehr Fohlen gibt als früher. Der Markt tendiert stärker zu Züchtern, die verkaufen wollen, als zu leidenschaftlichen Züchtern. Das bedauere ich ein wenig, auch wenn ich die Notwendigkeit verstehe, seine Kosten zu decken. Wenn ich ein Pferd verkaufe, bin ich nicht glücklich über den Verkauf selbst. Ich freue mich, wenn der Käufer zufrieden ist.

 

Darüber hinaus glaube ich, dass man sich zu sehr auf Fohlen konzentriert, die auf Auktionen Höchstpreise erzielen sollen. Dabei vernachlässigt man ein Stück weit den eigentlichen Sinn des Rennpferdes. Ein Sieg im Prix d’Amerique ist das Ergebnis harter Arbeit des Züchters und des professionellen Trainers mit seinem Team. Es geht um die Leistung der Menschen dahinter. Ich finde, der Markt finanziert sich zu sehr über Geldmechanismen - und das ist schade."

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