News

Willkommen im News-Channel! Hier finden Sie die neusten Beiträge zu Ihren Lieblingsthemen.
Viel Spaß!

Simon Rousselle: "Ich bin kein Fahrer - das ist nicht mein Beruf"

0

News Frankreich Trab, 18.10.2025

 

(hen) Nur ein paar Tage sind vergangen, seit Simon Rousselle als Trainer sein erstes Gruppe I-Rennen gewinnen konnte. Und noch dazu war Memphis Du Brasse am vergangenen Wochenende sein erster Starter überhaupt in einem der französischen Klassiker. Im Gespräch mit LeTrot erzählt der junge Ausbilder mehr über den Erfolg und seine Entscheidung mit einem Monte-Debütanten in ein Gruppe I-Rennen zu gehen.


Kaum zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit Trainer Simon Rousselle seinen ersten Starter anspannte. Seit letztem Samstag darf sich das Quartier, dank des Erfolgs von Memphis Du Brasse, Sieger im Saint-Leger des Trotteurs nennen. Andere Trainer mussten deutlich länger auf diese Ehre im Pferderennsport warten oder haben es nie geschafft auf der höchsten Ebene zu triumphieren.

 

Die Entscheidung des 30jährigen in diesem Rennen Memphis De Brasse zum ersten Mal unter dem Sattel antreten zu lassen, wurde stark von seinem ehemaligen Arbeitgeber Philippe Allaire beeinflusst. Zehn Jahre war Rousselle für den Mann hinter dem Haras de Bouttemont tätig, der diesen Klassiker schon zehnmal gewonnen hat.

 

Zwischen dem letzten Sieg von Allaire mit J'Aime Le Foot und dem Erfolg von Memphis De Brasse liegen drei Jahre. Und doch scheint sie ein unsichtbarer Faden zu verbinden. Beide gewannen das traditionsreiche Rennen in Caen jeweils bei ihrem Debüt unter dem  Sattel. Gemeinsam ist auch ihre Verbindung zu den ihren jeweiligen Trainern: Philippe Allaire und Simon Rousselle, der von sich sagt, dass er sich viel bei seinem ehemaligen Arbeitgeber abgeschaut hat. Und Simon Rousselle gehörte als erster Mann auch noch zum Team hinter dem Sieg von J'Aime Le Foot.

 

Am vergangenen Samstag, in einer der wenigen Ausgaben, bei der sein Mentor und ehemaliger Chef keinen Starter hatte, dachte Simon Rousselle natürlich an ihn, als er sich auf den Weg zur Piste machte, um Memphis De Brasse und dessen Jockey Francois Lagadeuc in Empfang zu nehmen, die soeben als Erste die Ziellinie überquert hatten. Abgesehen vom Versuch mit Pantrocrator im Harper Hanover's Lopp in Solvalla, gelang Rousselle ein echte Ausnahme: Sein erster Starter in einem Gruppe I-Rennen in Frankreich wurde auch sein erster Sieger. Und das mit einem Pferd aus der ersten Generation, die er gemeinsam mit seiner Partnerin Cloe Caillat auf dem Haras des Bruyeres in Cambremer selbst antrainiert hat.

 

"Ich weiß nicht, ob es eine Entscheidung im Stil von Philippe Allaire war, mit einem unerprobten Pferd im Saint-Leger unter dem Sattel anzutreten", meinte er. "Aber zu sehen, wie er gearbeitet hat, hat mich sicher inspiriert. In den zehn Jahren bei ihm haben wir dieses Rennen mehrmals gewonnen, aber auch einige Enttäuschungen erlebt. Aus all diesen Erfahrungen habe ich gelernt und diese Lektionen behalten."

 

Diese erfolgreiche Arbeitsweise hat Simon Rousselle mit diesem von Emmanuel Leclerc anvertrauten Hengst in die Praxis umgesetzt. "Er rief mich gegen Ende August 2023 an und sagte, er habe einen Gotland-Nachkommen, der gerade zwei Wochen eingebrochen ist, und wollte wissen, ob ich interessiert wäre", erzählt Rousselle. "Der Hengst zeigte sich schon von Anfang an sehr beweglich. Über den Winter hinweg lief alles gut, man merkte, dass er etwas Besonderes hatte."

 

Als Memphis De Brasse als 2jähriger bereits in der ersten Junihälfte qualifiziert wurde, debütierte er im darauffolgenden August, sammelte erste Platzierungen und holte im Oktober in Enghien seinen ersten Sieg. Anschließend startete er im Wintermeeting in Vincennes, wo er sich sowohl hinter Mack De Blary, als auch hinter Maitre Jacques, zwei zukünftigen Gruppe I-Siegern, Platzierungen auf dem Podium sicherte. Später folgten Starts in den Halbklassikern, wo er sich aber mit kleineren Platzierungen begnügen musste. "Es ist nicht so, dass er im Sulky limitiert wäre", urteilt der junge Trainer. "Aber auf höchstem Niveau gibt es einfach bessere als ihn."

 

Die Versuchung im Monte

 

Angesichts dieser Erkenntnis ließ Simon Rousselle den Hengst nach dem Winter erstmals unter dem Sattel testen. "Er war damals etwas abgekämpft und brauchte Ruhe, aber schlecht war es trotzdem nicht." Dieser erste Versuch zeigte Rousselle immerhin, welche Anpassungen nötig waren. Nach einer Ruhepause nahm der Hengst im Juli die Arbeit wieder auf. Und der Trainer hielt an seinem neuen Plan fest, während das Saint-Leger des Trotteurs im Herbst immer näher rückte. "Ende September ließ ich ihn von Francois (Lagadeuc) beim Heat im Monte ausprobieren. Das war interessant. Jedenfalls lohnte es sich, das Saint-Leger zu versuchen. Abgesehen von My Princess hatte er die besten Leistungen aus dem Attele der sechzehn Starter."

 

Das Wagnis wurde zu einem überzeugenden Sieg. "Ein Moment mit besonderem Geschmack", gibt er zu. "Es ist wunderschön. Wir haben ein Gruppe I-Rennen gewonnen, das ist großartig. Aber man darf sich darauf nicht ausruhen. Man muss weiter hart arbeiten. Die Rechnungen sind schließlich immer noch da."

 

Das Haras des Bruyeres - Basislager des Erfolgs

 

Vor fünf Jahren kauften Simon Rousselle und seine Partnerin Cloe Caillat ein 28 Hektar großes Anwesen in Cambremer, rund 15 Kilometer westlich von Lisieux. Parallel zu ihren damaligen Tätigkeiten - Simon bei Philippe Allaire, Cloe im Balneotherapie-Zentrum EquiBalneo. Nebenher planten sie ihr künftiges Arbeitsumfeld und packten beim Bau selbst mit an. So entstand Schritt für Schritt ein modernes Trainingszentrum, dass sie seit etwa zweieinhalb Jahren vollständig betreiben.

 

Nach seiner Ausbildung bei Arnaud Gougeon arbeitete Simon Rousselle bei Eric Prudhon und Franck Nivard, als dieser noch in Grosbois ansässig war. Allmählich wuchs sein Bestand auf rund dreißig Pferde, darunter viele junge Talente, die er gemeinsam mit drei Angestellten und einer Auszubildenden betreut. "Aus dem N-Jahrgang habe ich etwa fünfzehn qualifiziert. Einige davon sind wirklich gut", erklärt Rousselle. "Ich habe das Glück, mit engagierten Besitzern und Züchtern zusammenzuarbeiten."

 

Seinen Schwerpunkt legt er auf das Training. Für die wichtigsten Chancen greift er regelmäßig auf erfahrene Fahrer zurück. "Ich bin kein Fahrer - das ist nicht mein Beruf", betont er. "Ich fahre nur, um den Formzustand meiner Pferde zu sehen oder um sie den Rennen zurückzuführen. Wenn man Zweifel hat, sieht man selbst, wie sie gehen, damit später mit einem Profi alles optimal läuft."

 

Mit 19 Siegen seit Jahresbeginn hat seine Trainingsbilanz bereits das Niveau von 2024 erreicht. Und zugleich die Erfolgsquote unter den Top Drei auf 58% gesteigert.

 

Hohneck - die Referenz

 

Wenn man Simon Rousselle fragt, welches Pferd ihn am meisten geprägt hat, kommt die Antwort ohne Zögern:

"Ich habe bei Philippe (Allaire) viele sehr gute Pferde erlebt, aber Hohneck bleibt Hohneck. Ich hatte das Glück, ihn zu qualifizieren, beim Debüt zu fahren und seine ersten Rennen zu bestreiten. Bis jetzt ist er das Pferd meines Lebens."

Kommentare(0)
arrow