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Roberto Toniatti: "Italiens Zucht strebt nach Superqualität"

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Während Ginostrabliggi, Frank Gio und Falco Killer Gar an diesem Samstag auf der Rennbahn in Enghien für Italien im Rampenlicht stehen werden, beleuchtet Roberto Toniatti, Präsident des italienischen Züchterverbands ANACT, im Gespräch mit dem ParisTurf die Erfolgsfaktoren der italienischen Traberzucht auf europäischer Ebene. Dabei spricht er auch strukturelle Herausforderungen innerhalb der Branche an.

"Unsere Zucht entwickelt sich zunehmend in Richtung Superqualität, sowohl was die Linien, als auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit betrifft", erklärt Toniatti. "Auch wenn der italienische Trabrennsport unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidet, zeigen unsere Pferde regelmäßig, dass sie im europäischen Vergleich ganz vorne mithalten können. Wie auch an diesem Wochenende in Enghien."

Die starke Präsenz italienischer Zuchtprodukte im Prix Henri Cravoisier und im Prix De Milan spiegelt laut Toniatti die Leistungsfähigkeit und das Know-how der italienischen Züchter wider, die sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit großem Einsatz behaupten.

Top-Hengste aus dem Ausland importiert

Die starken Vertreter der italienischen Zucht am Samstag in Enghien sind für Roberto Toniatti kein Zufall, sondern das Resultat jahrzehntelanger Arbeit. "Die Erfolge unserer Pferde basieren auf Investitionen in Genetik, die vor 30 bis 40 Jahren begonnen haben", erklärt Toniatti. "Damals haben italienische Züchter Top-Hengste aus dem Ausland gekauft und nach Italien gebracht. Dadurch konnten wir auf eine große genetische Vielfalt bei den Anpaarungen zurückgreifen."

Ein herausragendes Beispiel ist Waikiki Beach, der Dritte im Hambletonian 1987 hinter Mack Lobell und Napoletano und Vater des legendären Varenne, selbst ein Superstar auf der Rennbahn und in der Zucht. Varenne wiederum ist Vater von Falco Killer Gar. "Dessen Pedigree zeigt sogar ein starkes Inzuchtmuster auf Varenne", so Toniatti.

Ginostrabliggi stammt aus einer Mutterlinie mit Super Gill. Ein Hengst, den Toniatti's Familie selbst aus den USA nach Italien brachte. Auch der berühmte Pine Chip, einst gemeinsam mit skandinavischen Züchtern importiert, hat seinen genetischen Einfluss in der italienischen Zucht hinterlassen. Pine Chip ist der Urgroßvater mütterlicherseits von Frank Gio, genau wie Varenne. "Diese amerikanischen Blutlinien, vermischt mit französischem Einfluss, haben zu außergewöhnlichen Ergebnissen in Italien geführt", betont Toniatti.

Eine Zucht unter Druck

Trotz sportlicher Erfolge steckt die italienische Traberzucht aber in einer strukturellen Krise. "Wir verlieren jedes Jahr etwa 150 bis 200 Fohlengeburten", sagt Toniatti. Im Jahr 2025 wurden rund 1.950 Geburten verzeichnet. Verglichen mit 2.112 (2024), 2.117 (2023) und 2.306 (2022). Ein Hauptgrund: Die Zahl aktiver Deckhengste sinkt. "Die Nachfrage konzentriert sich auf eine kleine Gruppe von Hengsten. Dadurch geht die genetische Vielfalt verloren. Zudem können wir uns heute nicht mehr leisten, Hengste wie früher aus dem Ausland nach Italien zu holen. Ein weiteres Problem: Die Rolle der Besitzer hat sich verändert. Früher waren sie die wichtigsten Käufer von Jährlingen. Heute sind viele selbst Züchter geworden, oft ohne eigene Weiden oder Stallungen. Sie schicken ihre Stuten einfach in Pension zu Berufszüchtern. Nicht, weil sie züchterisches Know-how mitbringen, sondern weil sie eine Einnahmequelle suchen. Das untergräbt das traditionelle Züchterhandwerk."

Die Folge: Weniger professionelle Züchter. Von einst 1.200 sind laut Toniatti nur noch 700 bis 800 aktiv. "Mit den aktuellen Preisgeldern ist es kaum möglich, die Kosten eines Fohlens zu decken. Manche hören auf oder decken nur noch 60% ihrer Stuten."

Qualität statt Quantität

In dieser schwierigen Lage haben sich die Züchter gezwungen gesehen, radikal zu selektieren. "Eine normale Zuchtstute ist heute aus dem Zuchtprozess raus. Nur Stuten mit exzellenten Abstammungen bleiben im Einsatz. Das ist fundamental."

Und trotzdem bleibt Toniatti optimistisch: "Auch mit wenigen Geburten bleibt für viele Züchter die Chance erhalten, einen Champion zu züchten. Unsere Produktion ist auf dem Weg zur Superqualität. Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen werden italienische Traber auch in Zukunft auf europäischer Ebene glänzen."

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