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Pilarski: "Dank der Pferde ein besserer Mensch"

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News Frankreich Trab, 17.05.22

 

(hen) Mit Bold Eagle hat Pierre Pilarski mehr als viel Freude gehabt und ist europaweit bekannt geworden. Als Mitbesitzer ging das Abenteuer mit Face Time Bourbon weiter. Seine Besitzerfarben sind schon länger in allen drei Disziplinen in Frankrreich aktiv. Gestern hatte er bei den Galoppern einen Gruppe I-Starter in Longchamp. Am kommenden Sonntag wird er Feu Follet im Grand Steeple-Chase, ebenfalls Gruppe I, über die Hürden am Ablauf haben. Zwischen den großen Rennen hat sich 24H Au Trot mit ihm unterhalten.

24H: "Lassen Sie uns zuerst über ihre Traber sprechen. Wen haben Sie noch im Besitz"


PP: "Unter meinen Farben, die jetzt mit meinem Sohn Hugo registriert sind, habe ich noch vier Traber. Die beiden älteren Evariste Du Bourg und Eagle Eyes und zwei interessante Youngster. Just An Eagle und Just As Well. Ich habe zu 50 % auch Pferde in anderen Farben, wie den hoch gehandelten Jahia (nach zwei Rennen ungeschlagen) mit meinem Freund Jean-Pierre Micholet oder Iru Fushi. Dann kommt bei mir auch die nächste Generation mit "K´s " oder "L´s". Bei den Jährlingen habe ich drei gut gezogene Ready Cash-Produkte. Ich beabsichtige nicht die Anzahl der Pferde bei den Trabern zu erhöhen. Nach derzeitigem Stand werde ich maximal zehn Traber haben."


24H: "Warum ist Ihr Kader im Galopp und besonders bei den Hindernis-Pferden größer? Sind es die besseren wirtschaftlichen Aussichten, besonders für eine galoppierende Rendite"


PP: "Ich betrachte mich selbst als sehr verwöhnten Besitzer bei den Trabern. Ich habe mit Bold Eagle zwei Mal den Prix D´Amerique gewonnen und war einmal Zweiter. Und noch zwei Prix D`Amerique mit Face Time Bourbon, wenn auch nicht in meinen Farben. Dazu kamen Halbklassiker mit Cash And Go und Villeroi. In diesen Wettbewerben erlebte ich wahnsinnige Emotionen. Und um das wiederzuerleben, müsste ich viel mehr Geld investieren, als ich es derzeit tue. Aber die Tatsache multidisziplinär geworden zu sein, teilt auch meine Mittel auf. Ich werde wohl nie wieder eine so große Anzahl an Trabern haben, die dann auch in der Lage sind eine Hauptrolle zu spielen."


24H: "Bedeutet das auch, dass Ihr Herz nun mehr an den Hürdenrennen hängt?"


PP: "Durch die Gemeinschaft mit meinem Sohn Hugo, der die Rennen aber vor allem die Hindernisse liebt, sind wir ein wenig mehr auf diese Disziplin ausgerichtet. Wir wollen dauerhafte Ergebnisse über die Sprünge haben. Auf der Flachen werde ich nie die Mittel haben, um dauerhaft zu konkurrieren."


24H: "Allerdings hatten Sie gestern mit Making Moovies einen Starter in einem Gruppe I-Rennen, der Siebter war."


PP: "In den Flachrennen kann ich es mir nicht leisten die großen Pedigrees zu kaufen. Und wenn ich eines Tages ein sehr gutes Pferd habe, muss ich es fast verkaufen, weil mir eine Summe geboten wird, die ich nicht ablehnen kann. Wenn Making Moovies das letzte Mal den Prix De Fontainebleu gewonnen hätte (Gr III), glaube ich nicht, dass ich ihn noch besitzen würde. Ich hatte sehr große Angebote für Springpferde wie Feu Follet oder Galleo Conti, aber wir gingen weniger Risiko ein, als wir ablehnten, weil wir das verdienen konnten. Bei einem Flachpferd wissen wir sehr genau, dass die Karriere von einem zum anderen Rennen enden kann. Geld für ein Pferd zu verweigern, von dem wir genau wissen, dass es noch vier oder fünf Jahre in den Hindernisrennen laufen kann, ist nicht dasselbe wie für einen Galopper auf der Flachen, der vielleicht nur noch vier oder fünf Rennen bestreiten wird. Auf der wirtschaftlichen Ebene bin ich ohne Chance. Ich kann es mir weder leisten zu kaufen noch nicht zu verkaufen."


24H: "Wie teilen sich ihre Pferde derzeit nach Disziplinen auf?"


PP: "Ich werde auch weiterhin Galopper und Traber haben, aber weniger als Hürdenpferde. Ich habe ungefähr fünfzig Springpferde, aber immer in der Gemeinschaft. Wir können ein Dutzend Galopper und Traber hinzufügen, ebenfalls in Beteiligungen. Dabei spreche ich von allen Pferden, inklusive Youngstern, Jährlingen und Fohlen."


24H: "Haben Sie Fohlen?" Kaufen Sie vom Züchter oder züchten Sie selbst?"


PP: "Die Zucht ist sicherlich das Schönste, aber auch das Schwierigste. Das überlasse ich den Spezialisten. Ich habe vier Anteile an Zuchtstuten. Das bleibt übersichtlich und es gibt kein Ziel eine große Zucht aufzubauen. Ich habe nicht die Mittel und es ist sehr schwierig alles richtig zu machen. Deshalb versuche ich mich auch auf eine Disziplin zu konzentrieren. Und wenn, dann wäre ich auch ein Züchter ohne Land. Und das wäre das Dümmste. Das Schönste ist doch als Züchter morgens die Fenster zu öffnen und die Stuten mit den Fohlen zu beobachten. Ich versuche die Fohlen noch auf der Weide zu kaufen. Bei den Spitzenprodukten müssen Sie das Risiko eingehen, denn sobald sie im Ring sind, sind sie fast unantastbar. Bei den Hindernispferden arbeite ich zum Beispiel mit zwei Züchtern zusammen. Thierry Cypres und Jean-Marc Lucas."


24H: "Wie beurteilen Sie die Sorgen der Aktiven im Hindernis-Sport, insbesondere der Druck, der von außen durch Tierschützer kommt?"


PP: "Für diese Bedenken bin ich natürlich empfänglich. Aber wenn wir davor Angst haben, werden wir das Phänomen verstärken. Wenn wir uns alle davor erschrecken und keine Pferde mehr kaufen, gibt es diesen Sport auch nicht mehr. Aber einerseits ist es nicht mein Job. Ich lebe nicht von Pferden. Ich gewinne gerne Rennen, wegen der sportlichen Herausforderung. Und verdiene gerne Geld in den Rennen, um es wieder in den Sport zu investieren."


24H: "Wie verwalten Sie Ihr Pferdebudget? Welche Regeln wenden Sie dabei an?"


PP: "Alles was ich mit den Pferden verdient habe, wurde immer reinvestiert. Obwohl ich Pferde wie Bold Eagle, Face Time Bourbon und Feu Follet hatte, zahle ich immer noch aus eigener Tasche dazu. Einige Jahre natürlich nicht, aber im Allgemeinen schon. Ich mache es mir zur Ehrensache, mich nicht zu übernehmen. Und das, was ich mit den Pferden verdient habe, wieder zu investieren. Mit den Gewinnen aus den Rennen, würde ich mir nie ein Auto kaufen."


24H: "Um noch einmal auf die Hindernisse zurückzukommen. Wie erleben Sie die Gefahren?"


PP: "Ich muss anmerken, dass ich, seit Hindernispferde habe, kaum welche verloren habe. Wenn ich das mit der Anzahl der Traber vergleiche, die rennuntauglich wegen Sehnenscheidenentzündungen waren oder sich erst gar nicht qualifiziert haben, sind die Hindernisse weniger gefährlich. Wenn ich zwischen meinen Galoppern und Trabern die Anzahl der Pferde vergleiche, die auch Rennen gelaufen sind, dann ist das Verhältnis sicher Eins zu Zwei oder zu Drei zugunsten des Galopps. Ein Galopper kommt auf die Rennbahn. Das heißt noch nicht, dass er gut ist, aber er sieht die Rennbahn."


24H: "Sind Sie für die Zukunft des Rennsports eher optimistisch oder pessimistisch eingestellt?"


PP: "Was ich bei den Gegnern der Hindernisrennen nicht verstehe, ist der Antrieb. Nehmen wir an, wir eliminieren Hindernisrennen und auch zum Beispiel Stierkämpfe. Und danach? Entfernen wir auch noch die Fahrgeschäfte auf dem Rummel, wo Kinder auf Pferden sitzen? Und vor allem was bieten wir stattdessen an? Wir haben bereits immer weniger Bauern. Wo haben wir heute noch Kontakt zu Tieren? Es ist die Realität, die verschwinden soll. Und was setzen wir an dessen Stelle? Nehmen wir zum Beispiel die Jagd mit Hunden. Für die Jagd eines Hirsches stellen wir lebende Mannschaften mit Hunden und Pferden. Und das bringt die Kritiker auf, weil er Bambis Vater ist? Bei den Rennen lieben wir unsere Pferde und erzeugen eine ganze Wirtschaft. Und wir lassen auch nicht unsere Hunde am Straßenrand zurück, wie diejenigen, die zu Weihnachten einen Welpen gekauft haben und dann vor dem Urlaub an einen Baum binden. Hindernisrennen machen mich glücklich, weil das auch ein Stück Natur ist und es diese bäuerliche Seite gibt. Wenn Sie die Weiden bei meinem Züchter Jean-Marc Lucas sehen. Es ist großartig dank der Rennpferde, die für die Hindernisse geboren werden. Unfälle passieren, genau wie bei Haustieren. Aber deshalb hören Sie nicht auf Haustiere zu haben. Unsere Gesellschaft ist sehr, sehr kompliziert."


24H: "Sie sind jetzt in einer Besitzergemeinschaft mit ihrem Sohn Hugo. Wie kam es dazu?"


PP: "Hugo ist absolut rennsportbegeistert und sagte mir er wolle ein Pferd kaufen. Ich sagte zu ihm "Nein, Du wirst mit mir zusammenarbeiten und auf diese Weise werden Dir alle Pferde gehören". Jeden Tag telefonieren wir und reden über die Pferde. Das tolle an den Pferden ist auch der Austausch mit dem Trainer, den Züchtern, den Freunden. Das Rennen dauert vielleicht zwei bis vier Minuten. Das ist das Ergebnis. Aber das Tolle ist alles davor und danach. Wir verlieren zusammen und wir gewinnen zusammen. Und mit Hugo teile ich mit den Pferden viel Dankbarkeit. Ich finde es schön, dass es solche Übertragungen von Eltern zu den Kindern, oder in meinem Falle vom Vater zum Sohn gibt. Das sind schöne Dinge, die Bestand haben und sich auch erneuern. Hugo hat jetzt nicht seine Farben, er hat unsere."


24H: "Und nun stellen Sie sich Pierre Pilarski ohne die Rennen vor. Was hätte er anderes gemacht?"


PP: "Er hätte seine Frau und seine Kinder geärgert (lacht). Als meine Kinder klein waren, verbrachte ich viel Zeit damit, sie bei ihren Sportarten und Aktivitäten zu begleiten. Die Pferde füllten dann die Lücke, die entstand, als meine Kinder älter wurden. Die Rennen brachten mir einen Ausgleich. Ich bin ein besserer Mensch, seit ich Pferde habe. Die Rennen sind die Schule der Geduld und Demut. Bei mir dreht sich alles um Pferde. Die Rennen sind für mich eine Zusammenfassung aller Emotionen des Lebens. Die Rennen haben mich auch in gewisser Weise in die Landwirtschaft eingeführt. Ich liebe bäuerlichen und gesunden Menschenverstand. Wirklich, ich bin dank der Pferde ein besserer Mensch."


 Wer ist Hugo Pilarski?



Hugo ist aktuell Student in Moskau an einer internationalen Management-Universität. Aktuell ist es natürlich kompliziert für ihn, weil er auf beiden Seiten der "Mauer" des Krieges steht. Er ist schon viel gereist, hat in den USA gelebt und mehrere Jahre in Neuseeland gelebt, wo er an der Universität von Auckland einen Bachelor in Chemie zu machen.

Pilarski: "Ich bin natürlich sehr stolz auf ihn. Zum Beispiel besucht er seine Kurse auf russisch. Er lernte die Sprache in anderthalb Jahren. Ich weiß nicht was er in Zukunft tun wird. Momentan ist er Weltenbummler, der lernt, reist und sich mit anderen Kulturen auseinandersetzt. Meine beiden Töchter sind auch im Ausland in Südkorea. Ich finde, dass wir mit Frankreich das schönste Land der Welt haben, aber auch in einem sehr pessimistischen Land leben."



Die Farben von Mc Donald´s 

 

Pierre Pilarski ist der Manager von einigen Mc Donald´s-Filialen. Er entwarf seine Farben nach den damaligen Farben der Fast Food-Kette (gelb und rot), bevor die Farben in Frankreich grün und gelb wurden. Die Farben wurden in den Jahren zu Gruppe I-Siegern im Trab und über die Hürden.

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