Sechs Tage vor dem "Journee Des Champions" in Vincennes haben Lionheart und Liza Josselyn ihre finalen Vorbereitungen in der Umgebung von Paris absolviert. Unter besten Wetterbedingungen und mit Jean-Michel Bazire selbst im Sulky. Beide Pferde trainierten gezielt auf ihre jeweiligen Aufgaben hin und zeigten sich dabei in überzeugender Form.
Über dem Trainingszentrum im Departement Val-de-Marne lag zu Wochenbeginn ein Hauch von Wintermeeting. Doch dank des idyllischen Sommerwetters gestaltete sich die Arbeit für Pferde und Trainer deutlich angenehmer als in der kalten Jahreszeit: strahlend blauer Himmel, angenehme Temperaturen und Sonnenschein. Perfekte Voraussetzungen für eine optimale Vorbereitung.
Lionheart und Liza Josselyn absolvierten mehrere Trainingsdurchgänge. Der Hengst arbeitete allein, die Stute bekam einen Trainingspartner zur Seite gestellt. Beide präsentierten sich lauffreudig, als Bazire ihnen den Kopf freigegeben hat. "Lionheart war nicht spektakulär, aber er hat solide gearbeitet", analysierte Bazire. "Ich fand ihn sehr beweglich. Am Donnerstag bekommt er noch einen Begleiter, der seine letzte Einheit anführt. Liza Josselyn dagegen hat sehr gut gearbeitet. Da gab es nicht viel zu tüfteln. Sie hatte ja erst vor zwei Wochen ihr Comeback gegeben."
Lionheart zählt zu den vielbeachteten Startern im Prix Du President De La Republique (GR I), auch wenn seine Frühjahrssaison nicht ganz nach Plan verlaufen ist: "Er musste einmal kurzfristig abgemeldet werden, weil er sich selbst getroffen hat. Bei seiner Rückkehr unter den Sattel war er dann von vorne gegangen und am Ende etwas eingebrochen. Dennoch war der vierte Platz lehrreich für ihn. Er ist zwar kein Überflieger, aber in dieser sehr offenen Ausgabe hat unser Hengst auf jeden Fall eine Chance. Er wird diesmal wieder hinten barfuß und vorne mit Platten laufen. Also zum ersten Mal in dieser Kombination. Und er ist kein Faulpelz. Er kann auch offensiv agieren, wenn es nötig ist."
Bazire - Raffin: Ein schlagkräftiges Duo
Diesen überaus begehrten Klassiker konnte Jean-Michel Bazire als Reiter nicht gewinnen. "Ich erinnere mich noch gut an diese knappe Niederlage. Es war ein epischer Zweikampf gegen ein Pferd aus dem Stall von Ulf Nordin, dass barfuß lief und von Philippe Gillot geritten wurde." (Anm.: 1996 bezwang Eros Du Rocher den von Bazire gerittenen Easy To Drive)
Als Trainer hingegen konnte er den prestigeträchtigen Titel bereits vor zwei Jahren gewinnen. Mit Jasper Des Charmes und Eric Raffin im Sattel. Auch diesmal vertraut er auf Raffin, der Lionheart reiten wird: "Eric hat seit Langem mein Vertrauen. Unsere Zusammenarbeit läuft reibungslos und sehr harmonisch. Und die Ergebnisse stimmen immer."
Liza Josselyn wird in einem gemischten Gruppe III-Rennen, dem Prix Raymond Fouard, an den Start gehen, der genau genommen semi-klassisches Niveau besitzt. Die Tochter der legendären Belina Josselyn hinterließ bei ihrem lang erwarteten Comeback gemischte Gefühle: "Ich habe mich zu früh nach außen orientiert, und die Stute erschrak, weil sie dachte, sie würde Anthony Barrier´s Helm berühren. Deshalb der Fehler im letzten Bogen, obwohl sie noch viel Kraft hatte", erklärte ihr Fahrer Jean-Michel Bazire. "Es hätte definitiv ein spannendes Duell mit Liberte De Choisel geben können. Schade drum. Auch sie wird am Donnerstag noch eine letzte Arbeitseinheit absolvieren. Sie trifft auf einige starke Hengste, aber Liza sollte durchaus siegfähig sein. Danach bereiten wir sie gezielt auf das Sommermeeting in Vincennes vor. Ohne den Umweg über Enghien."
Auch Miriss De Guez, die Anwärterin für den Prix Albert Viel (GR I), absolvierte am Montagmorgen eine Trainingseinheit in Grosbois: "Der letzte Sieg im Gruppe III-Rennen hat sie kaum Kraft gekostet. Sie ist in Topform. Wir wagen den Sprung auf dieses Niveau, bevor sie eine wohlverdiente Pause bekommt. Wenn sie unter die ersten Fünf kommt, wären wir schon sehr zufrieden."
Auch Mille Etoiles, ein weiteres Pferd aus dem Stall Bazire, wird mit großen Ambitionen im bereits erwähnten Klassiker antreten. "Sie ist gesundheitlich nicht ganz einfach, deshalb haben wir entschieden, sie auf dem Land vorzubereiten, wo sie mehr draußen sein kann", erklärte ihr Trainer Nicolas Bazire, der auf dem Weg zum Abendrenntag in Vichy vom ParisTurf telefonisch erreicht wurde: "Letzte Woche war sie richtig gut drauf. Auch ihr jüngster Sieg war sehr überzeugend und in einer ordentlichen Zeit. Mein Vater und ich sind überzeugt, dass sie sich seit ihrem zweiten Platz im Criterium Des Jeunes weiterentwickelt hat. Allerdings hat sie damals gegen Maitre Jacques deutlich verloren. Und auch dieses Mal gibt es ein paar neue Gegner, die man auf dem Zettel haben muss. Wenn sie wieder Zweite wird, sind wir hochzufrieden. Aber klar: Wir wollen gewinnen!"
Für denselben Besitzer, der Scuderia Mistero S.R.L., wird auch Killiam Fromentro im Prix Jean-Yves Lecuyer (GR III) starten. Mit besten Chancen: "Als wir ihn ins Training bekommen haben, war er nach vielen Autostart-Rennen in Schweden ziemlich überdreht. Inzwischen schont er sich mehr im Maul, und die längeren Distanzen bereiten ihm keine Probleme. Er hat viel Potenzial, aber leider ist er körperlich nicht der Robusteste. Er braucht vorne viel Komfort. Er wird mit dem gleichen Beschlag laufen wie in Enghien."