News Frankreich Galopp, 02.10.2025
(hen) Elisabeth Garel (Foto:@ PHH) gehört zu den Frauen im Galopp-Rennsport, die schon so viel erlebt haben, dass ihre Geschichte für drei Leben ausreichen würde. Bevor sie zwischen Freitag und Sonntag in allen großen Rennen für Araberpferde in Saint-Cloud und ParisLongchamp Starter haben wird, hat sie ihre Geschichte dem ParisTurf erzählt.
Mit acht Jahren entdeckt Elisabeth Garel durch eine Klassenkameradin den Reitsport und verliebte sich sofort. Ihre Eltern opfern viel, um ihr ein paar Stunden zu ermöglichen, doch die junge Frau aus Bordeaux findet bald eine clevere Lösung: "Jeden Sommer fuhren die Pferdebesitzer in den Urlaub. Ich konnte mich nützlich machen, indem ich ihre Pferde bewegte, und durfte so von morgens bis abends reiten. Unterstützt wurde ich von Louis Vilfeux, einem ehemaligen Jockey, der dort arbeitete." Er stellt sie Fernand Soubagne vor, der Trainer in Bordeaux war. Elisabeth bekam eine Amateur-Lizenz und gewann am 01. Mai 1972 bei ihrem zweiten Ritt in Limoges. "Das war für die Familie Flambau. Die Offiziellen gratulierten mir, dass ich 'ohne' Steigbügel gewonnen hätte. Erst mit dem Blick auf das Zielfoto habe ich es verstanden: Ich saß so lang im Sattel, dass es aussah, als hätte ich keine Steigbügel benutzt. Ich muss gestehen, am Anfang war ich nicht besonders gut!"
Mit 17 zieht sie nach La Teste, arbeitet als Sekretärin bei Eric Danel und reitet im Training, bevor sie bei Jean Bardon anklopft. Parallel tritt sie erfolgreich in Damenrennen an, heiratet den Vater ihrer Tochter Aurelia und bleibt neun Jahre dort bis eine Begegnung ihr Leben verändert. "Ich habe Jean-Francois Bernard kennengelernt, und beim ersten Blick war alles anders. Ich habe den Mann sofort gemocht. Seine Gesten, seine Stimme, einfach alles. Zwanzig Jahre haben wir Seite an Seite gearbeitet. Wir hatten rund hundert Pferde im Stall, ich habe drei goldene Peitschen und einen Fegentri-Weltmeistertitel gewonnen. Mein Pokal wurde mir von Prinzessin Anne von England im St James Palace in London überreicht!"
Doch 2002 beschließt ihr Lebensgefährte, einen radikalen Schritt zu gehen und Frankreich zu verlassen. Zwar besitzt er Pferde und gewinnt Rennen, doch vom Beruf zu leben ist schwierig. "Er hatte diese Idee im Kopf und fragte, ob ich bereit wäre mitzukommen. Ich habe keine Sekunde gezögert. Ich liebe Herausforderungen, und mit ihm etwas Neues zu entdecken, war sehr verlockend." Ein Jahr lang trainiert er die Pferde von Scheich Zayed Al Nayan, dem Gründer der Vereinigten Arabischen Emirate (bis zu dessen Krankheit), danach zwei Jahre lang im Oman. "Dort durfte ich vor Sultan Qaboos gewinnen, der so begeistert war, dass er im Anschluss ein Damenrennen ins Leben rief, dass bis heute jedes Jahr am 01. Januar ausgetragen wird."
Doch die geringe Konkurrenz, das niedrige Niveau der Rennen und die ewige Sonne führten zur Rückkehr nach Frankreich. "Das war eine sportliche Entscheidung, um es gleich zu sagen. Wir hatten monatelang nur ein einziges Pferd, vermittelt von meinem alten Freund Jean-Jacques Piquet. Für ihn hatte ich in Frankreich mein letztes Damenrennen mit Pin d’Or in Pompadour gewonnen. Jean-Pierre Deroubaix, den wir in Oman kennengelernt hatten, half uns, indem er für uns Werbung machte. 2007 hatten wir wieder einen großen Stall mit 80 Pferden, Vollblütern und Arabern."
Doch das Schicksal schlug brutal zu: Bei einem Aufenthalt in Abu Dhabi, eingeladen von Scheich Mansour Bin Sayed, bricht Jean-François Bernard plötzlich zusammen. "Mitten beim Essen fiel er vom Stuhl. Wenige Stunden nach der Einlieferung ins Krankenhaus erfuhr ich es: ein Gehirntumor. Es war Dezember. Im Mai darauf war er tot. In einem Augenblick habe ich alles verloren. 86 Pferde in den Boxen, 28 Angestellte. Es war alles weg. Ich werde Christiane Head immer dankbar sein, die damals Außergewöhnliches geleistet hat. Gemeinsam mit einem Arbeitsrechtsanwalt suchte sie tagelang nach einem Ausweg. Zwei Monate zuvor hatten wir geheiratet, und ich bekam eine Sondergenehmigung, um das Training fortzuführen, bis ich die Prüfung für meine eigene Trainerlizenz bestand."
In der muslimischen Welt wird eine Witwe gut unterstützt. Nach dem Tod des Mannes, mit dem sie 31 Jahre zusammen war, ließen die Besitzer ihre Pferde bei ihr und schenken ihr bis heute jedes Jahr ihr Vertrauen. "Das ist ein Zeichen ihrer Größe. Vielleicht verstehen Sie jetzt besser, warum ich so emotional werde, wenn ich ein Rennen gewinne und ihnen wenigstens ein kleines Stück dieser Treue zurückgeben kann. In ihren Augen das Leuchten zu sehen, sobald wir das Ziel als Sieger passieren, ist ein unvergleichlicher Antrieb. Ich durfte von einem großartigen Lehrer lernen. Ihm Ehre zu erweisen, indem ich weiter aufrecht bleibe, trotz der vielen herablassenden Stimmen, ist mir wichtig. Irgendwo hoffe ich, dass er stolz auf mich ist."
Heute, zehn Jahre nach jenem schicksalhaften Mai, geht das Leben weiter. Jeden Morgen steht "Babeth" im Hof. Sie reitet selbst nicht mehr, doch vom Rand der Piste aus beobachtet sie ihre Trainingsgruppen. "In der Hochsaison haben wir 80 Pferde, im Winter die Hälfte, das Programm gibt es vor. Dieses Jahr habe ich HM Alchahine im Stall. Er wird am Arc-Sonntag in Longchamp im 'Qatar Arabian World Cup' für Helal Alalawi antreten und Al Ghadeer herausfordern. Vielleicht wird er ihn nicht schlagen, aber er wird alles versuchen. Ich bin von der alten Schule: Die Pferde sind immer noch dieselben, doch drumherum hat sich vieles verändert. Unser Sport hat viel von seinem Glanz verloren, die Rentabilität steht im Vordergrund. Ich habe mein Leben als Reiterin geliebt. Das war die schönste Zeit. Wenn ich als Erste durchs Ziel ging, war ich wie in Trance, ganz allein auf der Welt. Heute finde ich ähnliche Gefühle in meiner Rolle als Trainerin wieder. Und während halb Frankreich auf die Straße geht, um mit 60 in Rente zu gehen, sage ich: Ich möchte meine mit 90 in Anspruch nehmen."