Nicht jeder Fahrer in der Welt des Trabrennsports kann im gleichen Jahr an den beiden wichtigsten Rennen des europäischen Kalenders teilnehmen. In dieser Saison wird Paul Ploquin Teil dieses elitären Kreises sein. Nachdem er Don Fanucci Zet in Vincennes im Prix D'Amerique gesteuert hat, wurde er von Daniel Reden erneut gebeten, ihn im Elitloppet in Solvalla zu fahren. Und das auf einer Piste, auf der er noch nie ein Rennen gefahren hat. Diese neue Erfahrung und dieser Vertrauensbeweis zeugen von dem neuen Level, dass der 31jährige Mann aus dem Departement Mayenne in den letzten drei Jahren erreicht hat.
Dass Daniel Reden den französischen Trabrennsport, genau wie seine Akteure mag, ist nichts Neues. Dies stellt er nun erneut unter Beweis, als er beschloss, eines seiner beiden Pferde für den Elitloppet, in diesem Fall Don Fanucci Zet, Paul Ploquin anzuvertrauen, dessen Erfahrung in Solvalla gleich null ist. Der schwedische Trainer ist aber auch ein Mann, der seinen Ideen und Überzeugungen treu bleibt. Die Partnerschaft der beiden Männer begann letzten Winter in Vincennes und war geprägt von zwei Siegen und vor allem dem dritten Platz im Prix De France mit Don Fanucci Zet.
"Je länger das Wintermeeting andauerte, desto besser lief es diesen Winter für Paul", erzählt Enzo Bodineau, der Agent des Piloten. "So kam es, dass er im Sulky von Don Fanucci Zet im Prix D'Amerique und Prix De France antrat. Daniel Reden war sehr zufrieden. Am Ende des Meetings hatte er mit Paul die Möglichkeit besprochen, am Elitloppet teilzunehmen, ohne etwas zu versprechen." Als der Frühling kam und die Einladung am 07. Mai für den Elitloppet in der Tasche war, kehrte Daniel Reden zu Paul Ploquin zurück, um ihm die Chance anzubieten, mit dem Hard Livin-Sohn anzutreten. Es wird für Don Fanucci Zet in Schwedens wichtigstem Rennen die fünfte Teilnahme in Folge sein. "Paul war sehr glücklich, als ich ihn fragte, ob er Don Fanucci Zet im Elitloppet fahren möchte", erzählte Reden den Reportern von Sulkysport. "Ich weiß, dass einige denken werden, dass dies keine gute Wahl ist, da er in Schweden kaum bekannt ist und keine Erfahrung auf der Piste von Solvalla hat. Aber er hat diesen Winter sehr gut mit meinen Pferden zusammengearbeitet und hat seine Chance absolut verdient."
Als großer Kenner des schwedischen und französischen Rennsports ist Anders Lindqvist derselben Meinung. "Er hat nicht unbedingt die Routine eines schwedischen Fahrers, aber er ist extrem talentiert", sagte er in den Kolumnen von Travronden. "Er gehört zur neuen Generation sehr talentierter Fahrer und ist für mich ein zukünftiger Star. Er hat seine Chance absolut verdient."
Mangelnde Auslandserfahrung
Die bereits angeprochene mangelnde Auslandserfahrung von Paul Ploquin lässt sich auch kaum von der Hand weisen und bezieht sich einzig und allein auf ein Rennen in den Niederlanden, dass mehr als fünf Jahre zurückliegt. Damals steuerte Ploquin im Preis der Giganten Valko Jenilat, mit dem er zwei Monate zuvor in La Capelle sein erstes Rennen der Kategorie Gruppe II gewonnen hatte. Dieser eine Auslandausflug endete mit einer Disqualifikation. Solvalla und das Elitloppet-Wochenende erlebte er nur als Zuschauer. Obwohl ihn die Begeisterung des schwedischen Publikums offensichtlich beeindruckt hat, ist die Erinnerung an dieses Jahr besonders nass. Es war 2019, als Dijon am stark verregneten Sonntag den Elitloppet nach Frankreich entführte. Seitdem hat sich der Status und die Wahrnehmung von Ploquin stark verändert. Inzwischen ist aus dem fast ausschließlich als Jockey eingesetzten Ploquin, dem man komplizierte Pferde anvertrauen konnte, ein Pilot geworden, dessen Dienste von den größten Ställen in Anspruch genommen werden. Somit gewann er in den letzten zwanzig Monaten seine ersten beiden Gruppe I-Rennen im Attele für Sebastien Guarato mit Krack Time Atout. Für Philippe Allaire ist er Stammmfahrer von Magic Night geworden. Gemeinsam konnten sie am 09. Mai ein Gruppe II gewinnen. Ebenfalls für Allaire hat er auch schon Hohneck zum Sieg geführt, weil an diesem Tag der eigentliche Steuermann Gabriele Gelormini gesperrt war.
Eine neue Bühne
Ploquin, der im letzten Jahr mit 136 Siegen eine Rekordsaison ablieferte und sein zweits Gruppe I-Rennen im Sulky gewinnen konnte, beschrieb seine Gefühle im Dezember gegenüber 24H Au Trot folgendermaßen: "Jetzt, wo ich wieder ein Gruppe I gewonnen habe, fühle ich mich auch genauso sehr wie ein Fahrer, als auch wie ein Jockey." Er steht also nun vor einer neuen Herausforderung, die den Wettkämpfer, der er ist, begeistern muss. "Es ist sowohl ein neuer Schritt, als auch eine angemessene Belohnung für sein Talent, insbesondere mit einem Pferd, dass gute Chancen hat", sagt Enzo Bodineau. "Es ist der richtige Zeitpunkt."
Mit der Erfahrung aus mehr als 7.700 Rennen, und nachdem er dieses Jahr die Marke von 700 Siegern überschritten hat, geht Paul Ploquin voller Zuversicht in das schwedische Highlight Ende nächster Woche. "Ich werde nicht fünfzig Chancen haben, im Elitloppet mitzufahren. Es ist großartig! Es wird eine tolle Erfahrung. Es ist eine Anerkennung, an diesem Wochenende als Fahrer nominiert zu werden", sagte er eine Woche vor seinem Flug nach Schweden, wo er am Freitagabend ankommen wird. "Ich glaube nicht, dass ich es schon vollständig begriffen habe."
Sein Tagesablauf, bei dem er vormittags im Familienstall trainiert und tagsüber Rennen fährt, bedeutet, dass er sich dann voll und ganz auf das große schwedische Wochenende konzentrieren kann, dass ihn erwartet, wenn es Zeit zur Abreise ist. "Ich freue mich sehr darauf", verrät er, "und gleichzeitig muss man konzentriert bleiben, um sich die bestmöglichen Chancen zu sichern. Deshalb wollte ich mich schon am Samstag auf der Strecke orientieren können." Der Wunsch wurde erfüllt, da er sowohl im Harper Hanovers Lopp im Sulky von Pantocrator auf der Piste sein wird, als auch beim Sweden Cup, wo Daniel Reden ihm bereits zusagte, dass er ihm ein Pferd anvertrauen würde. "Ich muss die Startmethode des "Harper´s" schnell verstehen und mich bemühen, denn in Schweden sind die Regeln streng. Zu Hause habe ich meine Gewohnheiten. Da werde ich wirklich etwas Neues entdecken", ergänzt Ploquin. "Ich habe Gabriele (Gelormini) und Eric (Raffin) bereits um Rat gefragt. Immerhin bin ich mit Pferden unterwegs, die dies auswendig kennen."
Als Akteur am Vortag kann er außerdem bereits in die ganz besondere Atmosphäre der Arena in Solvalla eintauchen. "In so einer Atmosphäre, mit so vielen Zuschauern, ist der Druck natürlich da. Dem kann man nur schwer entkommen. Als ich diesen Winter in Vincennes für Daniel Reden fuhr, war der Pfleger da und ab und zu auch einer der Besitzer. Jetzt wird es vor dem Rennen sicher ganz anders sein. Aber ich freue mich schon darauf."