News Frankreich Trab, 29.05.2025
(hen) Während die Sportwetten im Internet beeindruckende Wachstumsraten verzeichnen, steckt die Online-Pferdewette in einer Flaute. Das ist wenig ermutigend, insbesondere angesichts der Konsumgewohnheiten der jüngeren Generationen.
"Aber wie ist es möglich, dass die Einsätze bei Pferdewetten im Internet zurückgehen, obwohl während der Covid-Zeit doch eigentlich neue Gewohnheiten entstanden sind?" Diese Frage stellt sich einer der Verantwortlichen aus der Rennbranche - und er ist damit nicht allein. Denn in den Jahren 2020 und 2021, angesichts der Gesundheitsbeschränkungen, war es deutlich leichter, seine Wetten entspannt von zuhause aus zu platzieren. Vor allem aber auf ausländische Rennen, während in Frankreich der Lockdown galt. Doch trotz dieser Umstände steigen die Online-Einsätze bei Pferderennen nicht an. Zumindest nicht beim Marktführer pmu.fr.
Laut der letzten Veröffentlichung der ANJ (Nationale Glücksspielbehörde) wurden 2024 online 1,56 Milliarden Euro auf Pferdewetten gesetzt, verglichen mit 1,58 Milliarden Euro im Jahr 2021. Seit November 2024 verliert der Anbieter Marktanteile an seine Konkurrenten wie Zeturf, Genybet, Betclic und Unibet.
Pmu.fr konnte nicht vom erhofften Schwung durch Neuheiten wie "Question du Jour" (Frage des Tages) oder der "Big 5" profitieren, die eigentlich dazu gedacht waren, sich von der Konkurrenz abzuheben. Diese Konkurrenz ist manchmal schneller als der Marktführer, der 2025 immer noch mit seiner erstaunlich wenig flexiblen IT zu kämpfen hat. Beispielsweise sind keine sofortigen Auszahlungen per Überweisung möglich oder das Übertragen von Einsätzen zwischen verschiedenen Rennveranstaltungen funktioniert nicht. Diese gegensätzliche Entwicklung ist äußerst ungewöhnlich und passt nicht zur Realität des Glücksspielmarkts.
Während die Online-Einsätze bei Sportwetten 2021 bei 7,89 Milliarden Euro lagen, stiegen sie auf beeindruckende 10,28 Milliarden Euro im Jahr 2024. Ein immenser Aufschwung.
Zwar haben die Pferdewettfreunde nach dem Covid-Lockdown wieder den Weg zu den Annahmestellen gefunden, nachdem die Einschränkungen aufgehoben wurden, doch gab es im stationären Netz auch keinen außergewöhnlichen Boom. 2021 waren es 6 Milliarden Euro, gegenüber 6,66 Milliarden 2024 und 6,84 Milliarden 2023.
Die Nutzung digitaler Angebote hängt auch stark vom Alter der Kundschaft ab, wobei jüngere Erwachsene sehr stark vernetzt sind. Der Altersdurchschnitt bei Pferdewettfreunden ist zwar in den letzten Jahren gesunken, liegt aber immer noch bei 46 Jahren, im Vergleich zu 32 Jahren bei Sportwettern. Die Altersgruppe der über 55jährigen umfasst den größten Anteil der online identifizierten Pferdewettern, während die meisten Online-Sportwetter zwischen 25 und 34 Jahren alt sind.
Im stationären Bereich wurde vor einem Jahr das Programm PMU+ eingeführt, doch wie die Präsidentin der ANJ, Isabelle Falque-Pierrotin, im April 2025 sagte: "Bis jetzt hat das "PMU+"-Kundenprogramm noch nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Mit 50.000 registrierten Kunden ist man weit entfernt von den Zielen."
Auch 2025 zeigen sich Pferdewettfreunde noch immer zurückhaltend, sich registrieren zu lassen, ihre Identität preiszugeben und ihre Bankdaten anzugeben, um an Pferdewetten teilzunehmen.
Der Bedarf nach frischem Wind zeigt sich auch auf den Rennbahnen
Auf den Rennbahnen scheint es noch viel zu tun zu geben, um das Erlebnis der Kunden zu revolutionieren.
"An Tagen mit großem Andrang haben wir Probleme mit Warteschlangen auf der Rennbahn. Ich habe die Teams angewiesen, dagegen vorzugehen, denn die Menschen müssen sich auf dem Rennplatz mehr bewegen, und es muss an den Gastronomie- und Wettbereichen deutlich flüssiger zugehen", erklärte Philippe Bouchara, Präsident der Rennbahn von Vichy, auf einer Pressekonferenz zur Eröffnung der Saison 2025 an der Allier.
"Ich wollte immer eine möglichst digitalisierte Rennbahn schaffen und wir werden dieses Jahr zwei oder drei Veranstaltungen testen, bei denen es quasi keine Schalter mehr für die Öffentlichkeit geben wird, sondern nur noch Automaten, die Möglichkeit, über Smartphones bei den Anbietern zu wetten, sowie via Smarturf – dem digitalen Wetttool, dass die Carrus-Gruppe für die Rennbahnen entwickelt hat. Die Kunden können weiterhin zu den Schaltern gehen, um ein Smarturf-Konto zu eröffnen oder sich nach der Veranstaltung auszahlen zu lassen. Ich möchte sehen, wie das Publikum reagiert (Anm. d. Red.: Der Test soll Ende Juni starten). Selbstverständlich werden wir das Personal an den Automaten durch Hostessen verstärken."
Gleichzeitig stellt Bouchara folgende Frage in den Raum: "Wird dies zu einem starken Rückgang der Einsätze führen? Auf jeden Fall steckt erst einmal die Absicht dahinter, endlose Warteschlangen zu vermeiden."
Da die meisten Einsätze oft kurz vor dem Start erfolgen, ist es natürlich extrem frustrierend, wenn man die Pferde losrennen sieht, ohne selbst noch wetten zu können.
Die Einführung digitaler Lösungen ist zudem ein wichtiges Argument im Hinblick auf Einsparungen, ein Thema, das in der heutigen Zeit umso wichtiger ist. Jährlich verliert die Institution rund 5 Millionen Euro an Umsatz bei den Wetten auf den Rennbahnen.
Während ein Automat im Betrieb etwa 140 Euro kostet, schlägt ein Schalter mit 350 Euro zu Buche. Wie immer geht es darum, das bestmögliche Gleichgewicht zwischen menschlichem Service und Einsparungen zu finden.
Vielleicht gibt es zumindest die Überlegung die Bedienung der Automaten einfacher zu gestalten, denn für viele Anfänger ist ist die Oberfläche zu kompliziert. Der Paris Turf schlägt zu dem Thema vor, Automaten aufzustellen, die nur die "Jeu Simple"-Wettarten Sieg und Platz annehmen.