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Stellungnahme von Josef Franzl zum Dopingfall „Piemonte“

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Stellungnahme von Josef Franzl zum Dopingfall „Piemonte“


(nla) Am Donnerstag, den 29. April 2021, wurde das Gestüt Lasbek via Email durch den Hauptverband über die positive Dopingprobe des Pferdes „Piemonte“ vom 5. April 2021 im fünften Rennen in Hamburg Bahrenfeld informiert.

In der Dopingprobe sei der Wirkstoff Trimethoprim festgestellt worden, der aus der Gruppe der Antibiotika stammt und zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten eingesetzt wird. Auf diese schockierende Nachricht konnte weder ich mir noch meine Mannschaft auf dem Gestüt einen Reim machen, denn „Piemonte“ hatte ein Medikament dieser Art nicht von uns verabreicht bekommen, zumal er in diesem Jahr auch gar nicht mit einem Infekt zu kämpfen hatte.

Tatsächlich ist es aber so, dass ein Teil unserer jungen Nachwuchspferde im Winter (Dezember und Januar) aufgrund von Atemwegsproblemen mit dem Antibiotikum „Sulfadiazin Trimethoprim“ behandelt worden sind, weshalb uns das Medikament auch nicht fremd vorkam. Diese Behandlung lag aber zeitlich viel zu lang zurück, so dass wir einen Zusammenhang schnell ausschließen konnten. Dies bestätigte uns auch unser Haus-Tierarzt Herr Dr. Nagel, der die Karenzzeit bei diesem Medikament mit acht Tagen bezifferte.

Im gleichen Atemzug fiel uns aber ein, dass ein Startpferd und sein Boxennachbar vor einem Monat ebenfalls mit dem Antibiotikum behandelt wurden. Nach der unerklärlich schwachen Leistung von „Obango“ am 21. März 2021 in Hamburg Bahrenfeld, wo sie als Favoritin das Rennen als Vorletzte beendete und nicht im Ansatz die Arbeitsleistungen bestätigte, diagnostizierte unsere Tierärztin Fr. Dr. Hornig nach einer Bronchoskopie bei „Obango“ eine Verschleimung der Atemwege. Ebenso auch bei dem dreijährigen Boxennachbar, der im Training Krankheitssymptome erkennen ließ. Ein Blutbild, das am 24. März ausgewertet wurde, konnte einen Atemwegsinfekt bestätigen, woraufhin wir am 29. März (das Medikament wurde uns über das Wochenende auf dem Postweg zugeschickt) bei beiden Pferden mit der Behandlung durch das Antibiotikum „Sulfadiazin Trimethoprim“ begannen. Dieses wurde sieben Tage lang in Pulverform zweimal täglich über das Futter den Pferden zugeführt - am Morgen und am Nachmittag.

Zu unserem Fütterungs-System muss man wissen, dass unsere Pferde vier Mal täglich gefüttert werden. Das erste Futter am Morgen wird für Pferde, die Medikamente bekommen, bereits am Abend zuvor bereit gestellt, damit die Pferde in der Früh schnell ihre erste Mahlzeit bekommen. Die Schichten für den ersten Futterdienst teilt unser Team unter sich auf. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es während der Verteilung der Rationen am Morgen zu einem folgenschweren Fehler kam. Ob durch eine Verwechslung der Eimer oder der Pferde können wir nach einem Monat nicht mehr herleiten. Die Box von „Piemonte“ ist aber in unmittelbarer Nähe zu den Boxen der Pferde, die zu dem Zeitpunkt behandelt wurden, so dass wir von einem Fütterungsirrtum ausgehen. Dies ist die einzige mögliche Erklärung, die wir aktuell herleiten können. Wem der Fehler passiert ist, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Dies ist auch unerheblich, weil er unter meiner Verantwortung begangen wurde.

Tatsache aber ist, dass „Piemonte“ am 5. April, also einen Tage nach der letztmöglichen Zuführung des Medikaments, startete und an diesem Tag auch den Wirkstoff im Körper hatte. Also während der Karrenzeit von acht Tagen, die beim o.g. Wirkstoff greift. Dies lässt uns umso mehr darauf schließen, dass dem Wallach in den Tagen vom 29. März bis zum 4. April unabsichtlich das falsche Futter zugeführt wurde.

An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Medikament als nicht leistungsfördernd eingestuft wird und auch keinerlei Einfluss auf die großartige Performance von „Piemonte“ im Rennen hatte. Das Pferd gehört tatsächlich zu den besten Pferden in unserem Stall und hat das Zeug dazu, ein Spitzenpferd zu werden. Dies konnte er auch bei seinem Sieg drei Wochen später in Berlin belegen. Dass der Wirkstoff faktisch keinerlei Einfluss auf seine Leistung an jenem Tag hatte, ist auch der Tatsache zu entnehmen, dass bei der Entnahme des Urins von „Piemonte“ nach dem Rennen eine Information unsererseits an die Dopingkontrolle über eine womöglich kurzfristige oder aktuelle Behandlung mit „Sulfadiazin Trimethoprim“ einen negativen Dopingbefund nach sich gezogen hätte! Denn: Pferde dürfen mit jenem Antibiotikum starten (und gewinnen), sofern dies bei der Dopingprobe zu Protokoll gegeben wird! Dies ist aber nicht geschehen, weil uns gar nicht bekannt war, dass dem Pferd der Wirkstoff versehentlich verabreicht wurde. Allein dieser Umstand macht die Situation noch unglücklicher, denn das Pferd siegte nicht unter Einfluss verbotener Substanzen. Dies wurde uns nachdrücklich auch vom Hauptverband bestätigt: Hätten wir eine Behandlung von „Piemonte“ mit jenem Wirkstoff bei der Dopingkontrolle bekannt gegeben, wäre es nicht zum Dopingfall und Dopingvorwurf gekommen.

Diese in meinen Augen nicht nachvollziehbare Regelung, die ein Pferd unter Antibiotika-Behandlung an einem Tag zum verdienten Sieger und am anderen Tag zum Dopingfall macht, ändert aber nichts an den aktuellen Tatsachen und meiner Verantwortung als Trainer von „Piemonte“. Ich gehe fest davon aus, dass der Fehler bei uns im Stall während der Fütterung geschehen ist. Ich spreche mein Team von jeder Schuld frei. Die Konsequenzen daraus habe ich zu tragen. Unsere Tierärztin Dr. Hornig ist jederzeit ebenfalls bereit, in dieser Angelegenheit auszusagen und die Zusammenhänge zu bestätigen.


Josef Franzl

Lasbek, 30.04.2021

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