Der Rennstall von Jean-Michel Baudouin musste aufgrund einer schweren Erkrankung der Pferde eine äußerst schwierige Phase durchstehen. Nun ist er zurück - getragen von einer echten Familienleistung, bei der insbesondere Gauthier und Louis Baudouin eine zentrale Rolle spielen.
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Zwischen dem 24. Juli und dem 10. September tauchte Jean-Michel Baudouins Name gar nicht in den Rennprogrammen auf: "Die Probleme begannen schon im letzten Winter. Im Frühjahr merkten wir, dass die Pferde unter ihren Möglichkeiten blieben und ihr Allgemeinzustand nicht gut war. Das ist schwer zu verkraften. In der Klinik von Grosbois wurden zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Viele Pferde waren nicht fit, sodass wir beschlossen haben, den gesamten Stall stillzulegen. Die größte Sorge war, ob sie ihr Leistungsniveau wieder erreichen würden."
Starkes Brüder-Duo
Nach einigen Aufbaurennen kam der Stall wieder in Schwung. Zwei Namen stehen für diesen Erfolg: die Brüder Louis und Gauthier Baudouin, 27 und 21 Jahre alt. "Am Anfang war es nicht leicht, meinen Platz zu finden", erklärt der jüngere Gauthier. "Ich kam von verschiedenen Stationen, unter anderem bei Dominik Locqueneux. Mein Vater hat uns dann klar positioniert: Ich im Training, Louis im Rennbereich."
Louis Baudouin ist inzwischen einer der Stammfahrer des Stalls, neben Eric Raffin und Romain Marty: "Man muss hart arbeiten, um gute Pferde zu haben, Fehler darf man sich kaum erlauben. Ich versuche, meine Renneindrücke an Gauthier und meinen Vater weiterzugeben, damit wir das Training optimal anpassen können. Das funktioniert gut und ist unsere Stärke."
Mutige Entscheidungen
Der Stall ist diesen Winter nicht in Grosbois präsent: "Die Krankheit war auch finanziell sehr belastend", erklärt Jean-Michel Baudouin. "Wir hatten Zweifel - an uns selbst und auch an der Zukunft unserer Söhne. Umso dankbarer bin ich den Besitzern, dem gesamten Team und unseren Lieferanten, die uns in dieser Zeit unterstützt haben. Ein Standort in Grosbois verursacht zusätzliche Kosten, daher haben wir uns entschieden, alles an einem Ort zu bündeln. Zudem zwingt uns die aktuell kursierende Grippe zur Vorsicht."
Große Erfolge seit dem Comeback
Seit dem 01. Oktober wurden bereits 15 Siege erzielt, acht davon mit Louis Baudouin im Sulky. "Ich konnte im Sommer für andere Trainer fahren und so im Rhythmus bleiben", erklärt Louis. "Jetzt möchte ich möglichst fehlerfrei fahren, um das volle Vertrauen meines Vaters und meines Bruders zu rechtfertigen."
Auch Gauthier zeigt sich sehr zufrieden: "Wir sind Brüder und beste Freunde. Ich trainiere lieber, weil ich Niederlagen dann nur mir selbst anlasten kann. Ich arbeite daran, ruhiger zu werden. Das ist ein wichtiger Entwicklungsschritt."
Jean-Michel Baudouin zieht ein positives Fazit: "Louis kann sich fahrerisch noch steigern, Gauthier braucht manchmal mehr Abstand zum Renngeschehen. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit beiden. Meine Frau Anita vermittelt oft - das hilft."
Pferde, die man im Auge behalten sollte
Am Freitag in Paris-Vincennes sitzt Gauthier Baudouin im Sulky von Loustic de Salomax, dem Winter-Liebling
des Stalls: "Er hat letzte Woche hervorragend gearbeitet. Die kurze Distanz liegt ihm nicht optimal, aber mit einem guten Rennverlauf kämpft er um die vorderen Plätze."
Auch Kid Bellay und Kiss Me Honey stehen im Fokus: "Wenn alles gut läuft, sehen wir beide im Prix Leon Tacquet (GR II). Danach entscheiden wir, ob wir Richtung Prix de Cornulier oder Prix de l’Île-de-France gehen."
Weitere Pferde des Haras d’Erable, dessen Unterstützung Jean-Michel Baudouin ausdrücklich würdigt, sollte man ebenfalls beachten: "Lord de Chenu macht große Fortschritte. In Vincennes kann Ma Am Chenu weiter gewinnen, und Lara de Chenu hatte zuletzt viel Pech. Diese Pferde sollte man unbedingt verfolgen."
