News Frankreich Trab, 21.12.2025
(hen) Der diesjährige Prix Tenor de Baune wurde nicht nur wegen der schweren Bodenverhältnisse zu einer großen Herausforderung für die Franzosen. Letztlich mussten sich die Gemeinten unter den Einheimischen auch deutlich geschlagen geben. Es waren die Skandinavier, die das Rennen in der Schlussphase dominierten und auf den ersten beiden Plätzen auftauchten - immerhin mit zwei französischen Catchdrivern.
Während sich in der Anfangsphase Keep Going gleich vor Powwow, der außen von Kanto Avis begleitet wurde, an die Spitze setzte, rückte vor der Tribüne natürlich Koctel du Dain in dritter Spur auf. Die Allaire-Farbe ist als knapper Favorit ins Rennen gegangen, was mehr überraschte, als der frühe Angriff auf die Latten. David Thomain musste im Sulky des Sohnes von Boccador de Simm aber sehr viel mehr tun, als ihm lieb war. Mitte des zweiten Bogens konnte das Duo dann an der Tete die Pace bestimmen. Bis dahin wurden schon fünf Gegner disqualifiziert, von denen Jazzman der "prominenteste" war und in den letzten Sekunden vor dem Start unheimlich viel Unterstützung am Toto bekommen hat.
Für Koctel du Dain war das Rennen schon im Anstieg beendet. 1.000 Meter vor dem Ziel war der Hengst bereits unter Druck und wurde außen von Epic Kronos mit Paul Philippe Ploquin spielerisch überlaufen. Kanto Avis konnte in zweiter Spur noch soeben mithalten, wurde auf dem Weg in den Schlussbogen aber auch vom außen aufrückenden Immortal Doc überholt, der wiederum Krack Time im Schlepptau hatte. Dagegen konnte sich Keep Going mit etwas mehr Spielraum als sein Vordermann Koctel du Dain nicht befreien. Der Zug in dritter Spur war in dem Moment viel stärker, wozu auch Executiv Ek beigetragen hat, der Krack Time Atout durch den Schlussbogen folgte.
Dieses Quartett hat sich in derselben Reihenfolge bis zu Beginn des Einlaufs vom Rest des Feldes freimachen können, wobei nach Epic Kronos und Immortal Doc schon eine kleine Lücke zu Krack Time Atout bestanden hat. Den Sprint von mehr als einem Kilometer hat Epic Kronos dann bis zur Linie perfekt durchgezogen. In einem neuen Rennrekord von 11,2 , der bei diesen Bodenverhältnissen besonders hervorzuheben war, ließ er Immortal Doc kaum näher kommen. Drei Längen zurück hat Executiv Ek inzwischen Krack Time Atout leicht passiert. Deutlich zurück komplettierte Kamehameha die Quinte.
'Phänomenal' war ein Wort, was man auf der Bahn an allen Ecken nach dem Sieg des Muscle Hill-Sohnes hörte. So begann auch Steuermann Paul Philippe Ploquin sein Interview nach seinem dritten Tageserfolg im vierten Rennen: "Ich denke, wir haben ein echtes Phänomen auf der Bahn gesehen. Er kam mit Autorität und ganz leicht nach vorne. Er hat die Steigung förmlich verschlungen. In dem Moment dachte ich kurz, ich habe vielleicht etwas früh angegriffen, aber er ging so gut, dass ich ohne Zögern allein losgezogen bin. Er lag perfekt in der Hand und machte alles mühelos. Außerdem reagierte er hervorragend auf die Hilfen (Zugzaum und Zugkappe). Ich habe alles genutzt und er war bis zum Zielpfosten großartig."
"Komfort" an den Hufen als Schlüssel zum Erfolg
Die Geschichte von Epic Kronos in Vincennes ist nun um einen weiteren Gruppe I-Sieg reicher. Nach seinem Erfolg im Grand Prix der UET im Oktober 2024, fügte er nun mit dem Prix Tenor de Baune den nächsten Klassiker hinzu und qualifizierte sich für den Amerique 2026.
Dazwischen lag nur ein einziger Auftritt in Vincennes, der im Prix de Bretagne zur frühen Disqualifikation führte. An diesem Tag lief er barfuß, was sich im Nachhinein als Fehler erwies. Daniel Reden verwies unmittelbar nach dem Rennen auf die empfindsamen Hufe seines Schützlings. "Er ist etwas empfindlich, deshalb ist er mit Alueisen und einer Platte gelaufen." (Anm: beides kombiniert mit einer großzügigen Schicht Kunstharz). Das Gewicht seines Beschlags? "Das dürften etwa 200 Gramm sein", ergänzte der Trainer.

Am Sonntag trat Epic Kronos also nur hinten ohne Eisen an und zeigte sich in perfekter Konfiguration, was auch Ploquin bestätigte: "Er braucht Komfort. Beim letzten Mal wurde er auf dem Weg in die Senke kürzer. Wahrscheinlich hatte er etwas Schmerzen in den Füßen, weshalb er galoppiert ist. Heute war er perfekt."
Weil Epic Kronos vor diesem Sonntag weniger als 550.000 Euro Gewinnsumme aufwies, war die Qualifikation für den Prix d’Amerique zwingend über den Sieg erforderlich, was Daniel Reden bestätigte: "Es war mein Ziel, ihn für den Prix d’Amerique zu qualifizieren. Und das ist nun geschafft."
Anders Malmrot, Manager des Stalles Zet, fügte hinzu: "Er ist sehr stark und hat seine Klasse in Vincennes schon im letzten Jahr gezeigt. Aber dieses Jahr ist er noch besser. Am Start des Prix d’Amerique zu stehen, wird für uns ein großer Moment sein. Und er wird dort sehr konkurrenzfähig sein." Paul Ploquin stimmte dem zu: "Er wird im Prix d’Amerique eine echte Chance haben. Er ist ein Phänomen."
Auch wenn es für den Zweitplatzierten Immortal Doc nicht für das Amerique-Ticket gereicht hat, war Fahrer Jean-Michel Bazire sehr zufrieden: "Er lief sehr gut und zeigte eine große Vorstellung. Er hatte bereits an den beiden ersten Amerique-Races teilgenommen, was sich zum Schluss bemerkbar gemacht hat. Ihm fehlte wohl etwas Frische."
Die Franzosen enttäuschen
Dass die französischen Pferde es schwer hatten, ist fast noch untertrieben. Keep Going, Kanto Avis und Koctel du Dain lieferten sich in der Abfahrt ein intensives Duell um die Führung, welches Spuren hinterließ. Zumindest Krack Time Atout wirkte auf dem letzten Kilometer noch konkurrenzfähig, ließ im Finale aber nach. Als Vierter war er immerhin der beste Franzose. Sein Fahrer Franck Nivard erklärte: "Er hatte das richtige Rennen, um mindestens unter die ersten Drei zu kommen. Für eine echte Amerique-Chance hätte er aufs Podium gemusst. Seine Leistung war besser als zuletzt, aber trotzdem nicht gut. Er ist nicht mehr der, der er im vergangenen Sommer war."
Der beste Franzose aus dem zuerst führenden Trio war letztlich Keep Going, der sich im Endkampf noch auf Platz sechs retten konnte.
