News Frankreich Trab, 25.06.2025
(hen) Während die Umsätze bei Pferdewetten in Frankreich derzeit stark zurückgehen, fordern manche die Einführung von Wetten mit festen Quoten, um einen stagnierenden Markt wiederzubeleben. Gerade jüngere Wetter sind davon durchaus begeistert. "Aber ist das wirklich die Lösung?", fragt der ParisTurf in einem ausführlichen Artikel. Gleichzeitig stellte die Fachzeitung Vor- und Nachteile gegenüber.
Welcher Jockey wird den anderen schlagen?
Diese Frage wurde vergangenen Samstag in der Head-to-Head-Wette "Frage des Tages" auf pmu.fr. gestellt. Die Wette forderte die Wetter auf, sich in der 7. Tagesprüfung in Compiegne zwischen Ioritz Mendizabal und Maxime Guyon zu entscheiden. Wer um 13:30 Uhr auf den amtierenden Träger der Goldenen Peitsche (Cravache d'Or) setzte, erhielt eine voraussichtliche Quote von 2,47:1. Drei Stunden später wurde die Wette schließlich zu 4,13:1 ausgezahlt.
Denn wie bei allen PMU-Wetten erfolgt auch die "Frage des Tages" im Totalisator-System, also nicht zu festen Quoten. Das bedeutet: Französische Pferdewetter wissen beim Abgeben ihrer Wette nicht sicher, welchen Gewinn sie am Ende tatsächlich erhalten.
Für junge Sportwetter, die an feste Quoten gewöhnt sind, ist dieses System schwer nachvollziehbar. Sie wetten zum Beispiel 10 Euro auf einen PSG-Sieg bei einer Quote von 1,50 und bekommen damit garantiert 15 Euro ausbezahlt. Zwar sind die Quoten beim Totalisator-System häufig höher als bei festen Quoten, aber dieses Argument überzeugt Neulinge kaum. Die Pferdewettbranche hat deshalb weiterhin große Schwierigkeiten, neue Spieler zu gewinnen, ganz im Gegensatz zu den Sportwetten.
Festkurse: Begehrt, aber nicht ohne Risiko
Zwischen 2019 und 2024 wuchs der Umsatz mit Sportwetten im Internet um durchschnittlich 15% pro Jahr. Von 5 auf 10,3 Milliarden Euro. Der Erfolg der festen Quoten hat sich bei jungen Spielern fest im Bewusstsein verankert. Ihr Vorteil liegt auf der Hand: Man kennt seinen möglichen Gewinn bereits im Voraus und kann frühzeitig wetten. Alles ist sehr transparent.
Und doch ist das feste Quotensystem nicht weltweit dominierend: Laut der European Pari Mutuel Association (EPMA) entfielen 2022 weltweit 77% der Pferdewetten auf das Totalisator-System. Feste Quoten sind vor allem in angelsächsischen Ländern verbreitet. Auch in Frankreich gab es früher Buchmacher für Pferdewetten, bis am 2. Juni 1891 das Gesetz verabschiedet wurde, dass die Pferderennen und das Wettsystem reguliert.
Die Schwächen der Festkurse
Der damalige Abgeordnete Emile Riotteau, Berichterstatter des Gesetzes, erklärte: "Wichtig ist, Missbrauch zu verhindern, und das Totalisator-System ist unter allen Wettformen die fairste. Sein entscheidender Vorteil ist, dass es keinerlei Eigeninteresse am Rennausgang hat." Anders als Buchmacher, die durch die Festlegung der Quoten ein wirtschaftliches Interesse am Ergebnis haben, bleibt der Totalisator neutral. Egal, welches Pferd gewinnt. Die PMU verteilt nur die gesamte Wettmasse (inklusive der Einsätze der Verlierer) unter den Gewinnern. Es besteht kein Risiko einer Insolvenz eines Buchmachers, keine Manipulationsgefahr. Deshalb gilt das System als sicherer und fairer. Sowohl für Spieler als auch für die Branche.
Ein weiterer Pluspunkt: Der Totalisator garantiert einen fixen Anteil (aktuell 16%) der Wetteinsätze für die Finanzierung des gesamten Ökosystems. Darunter Züchter, Trainer, Jockeys, Rennbahnen und den Staat.
Buchmacher hingegen tragen ein eigenes Risiko: Liegen sie mit ihren Quoten daneben, schrumpfen ihre Margen. Und damit auch die Rückflüsse an die Pferdesportbranche.
Damit ein Umstieg auf feste Quoten die Branche nicht schädigt, müsste der Pferderennsport einen gewaltigen Popularitätsschub erleben. Doch laut aktuellen Studien in Europa und Australien liegt der Anteil der Erwachsenen, die überhaupt Pferdewetten abschließen, nur zwischen 3,7% und 12,7%.
Weitere Nachteile von Festkursen:
-Sie behindern den Rücklauf von Einsätzen, was ein wichtiges Element im PMU-System ist
-Wird ein Pferd zum Nichtstarter, ist der Einsatz komplett verloren.
-Pferdewetten unterscheiden sich grundlegend von Sportwetten, wie die ELPHI-Studie vom März 2024 (abrufbar auf der Website der ARPEJ) zeigt: "Die Profile der Pferdewetter unterscheiden sich deutlich von jenen anderer Sportwetter. Ebenso wie ihre Motive und ihre Risikobereitschaft."
Die Studie weist auch auf mangelnde Daten über stationäre Pferdewetter hin und bemängelt, dass Onlinekonten oft von mehreren Personen gemeinsam genutzt werden, z. B. von Familienmitgliedern oder Freunden.
Christiane Head: "Der Totalisator erhält den Pferderennsport am Leben"
"Viele sehen im Totalisator ein Fundament der Branche, das nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollte." Dies schrieb die bekannte Trainerin Christiane "Criquette" Head in ihrem Vorwort zum Buch "Pari mutuel, l’aventure d’une grande invention francaise". "Der Totalisator gibt uns die Mittel, unseren Traum zu leben. Er hat den Pferderennsport stark gemacht, gesund wachsen lassen. Er ist der Hüter unseres Berufsstandes. Der Totalisator sichert das Überleben der Branche und all jener, die ihr Leben diesem Universum gewidmet haben."
Trotzdem scheint der Wunsch nach Veränderung zu wachsen, wie eine Umfrage auf der Facebook-Seite vom ParisTurf mit der Frage: "Wären Sie für eine Einführung fester Quoten bei Pferdewetten in Frankreich?" ergeben hat: 73% der Teilnehmer antorteten mit "Ja". Vermutlich frustriert von den sinkenden Quoten kurz vor Rennbeginn im Totalisator-System.
Bereits vor zehn Jahren schlug der ParisTurf vor, Festkurse ausschließlich online anzubieten. Eine Idee, die seither immer wieder diskutiert wird. Doch im Jahr 2025 hat sich die Gesetzeslage nicht geändert. Die Zukunft bleibt offen.