Nach fünf Siegen aus sieben Starts, gilt Mouffetard als einer der hoffnungsvollsten 3jährigen, der noch nicht auf Gruppenebene am Start war. Seinen letzten Sieg konnte der Hengst am 14. Oktober in Vincennes feiern. Am Donnerstag geht es eine Ebene höher. Vor dem Rennen sprach der ParisTurf mit Jean-Michel Tessier, der Züchter und Mitbesitzer des Face Time Bourbon-Sohnes ist.
In den späten 90er-Jahren wurde der weiß-grün gestreifte Dress mit weißen Ärmeln durch die erfolgreiche Stute Draga bekannt. Jetzt erlebt Jean-Michel Tessier dank Mouffetard wieder diese Aufmerksamkeit. Sein 3jähriger Hengst hat einen hervorragenden Karrierestart hingelegt und wird wahrscheinlich als Favorit in den Prix de Chateau-Thierry (GR III) an diesem Donnerstag an den Start gehen. Schon jetzt hat er seinem Züchter große Freude bereitet. "Er hat wirklich sehr gut gewonnen, obwohl er über mehr als tausend Meter stark gepullt hat und am Ende trotzdem wieder zulegen konnte. Dabei hat er seine persönliche Bestzeit um eine Sekunde verbessert. Und das auf der klassischen Distanz. Er war perfekt und hat seither gut gearbeitet. Wir erwarten auch an diesem Donnerstag wieder ein starkes Rennen von ihm."
Tessier, der vierzig Jahre lang Rinderzüchter war, diese Tätigkeit im vergangenen Jahr aber beendete, möchte nichts überstürzen. "Ohne das Pferd vor den Wagen zu spannen", wie er mit einem Schmunzeln sagt: "Sebastien (Guarato) meint, dass Mouffetard noch an Kraft gewinnen muss und wir die Entwicklung Schritt für Schritt angehen sollten. Er ist ein imposanter Typ, wie die meisten Pferde aus unserer Zucht. Auch wenn er an diesem Donnerstag sein erstes Gruppe-Rennen bestreitet, werden wir uns anschließend auf kleinere Rennen beschränken. Zumindest bis zum nächsten Jahr. Zusammen mit den Eheleuten Loisel, die Freunde und Co-Züchter des Hengstes sind, haben wir keine Eile. Mouffetard hat das Potenzial für ein Spitzenpferd, aber im Rennsport wird man schnell eines Besseren belehrt. Man muss lernen, Niederlagen und Enttäuschungen zu akzeptieren."
Geduld und Leidenschaft als Leitmotive
Zwar haben Mouffetards Geschwister Fashion Queen, Golden Bridge und Kash Lady Jean-Michel Tessier in den letzten Jahren viel Freude bereitet, doch der 64jährige Normanne musste nach dem Karriereende von Draga viel Geduld aufbringen. Die berühmte Urgroßmutter dieser Pferde erlitt vier Tage vor dem Prix d’Amerique 2000 einen Kreislaufzusammenbruch, wodurch sie nicht antreten konnte, obwohl sie kurz zuvor noch den Prix de Belgique gewonnen hatte. Im Gestüt brachte sie, wie viele erfolgreiche Rennstuten, keine großen Nachkommen hervor.
"In der direkten Linie hat Draga keine Pferde hervorgebracht, die sich auf der Rennbahn durchsetzen konnten. Ihre Töchter hingegen haben sehr gute Nachzucht geliefert, besonders Ocanelle. Neben einem Pferd wie Noir Desir brachte sie auch Usenza zur Welt, die wiederum die Mutter von Mouffetard ist. Es hat also rund fünfzehn Jahre gedauert, bis sich unsere Geduld und Leidenschaft ausgezahlt haben."
Diese Leidenschaft ist zugleich Familientradition, die bereits von Jean-Michel Tessiers Großvater Andre begründet wurde und heute auch von seiner Tochter Charlotte, die im Galopprennsport aktiv ist, fortgeführt wird. "Sowohl mein Großvater Andre, als auch mein Vater Michel waren Züchter. Ich habe sogar ihre Farben übernommen. So bin ich ganz natürlich in die Welt der Pferderennen hineingewachsen."
Nachdem Tessier im vergangenen Jahr seinen Hof in La Genevraie an Yannick Pierre (Elevage Piya) verkauft hat, führt er seine Arbeit nun in Chailloue fort, wo acht seiner Zuchtstuten, sowohl Trab- als auch Hindernispferde, stehen. Darunter sind auch drei Pferde bei Guillaume Macaire und ein Pferd bei Elisabeth Allaire. "Ich bin kein Rinderzüchter mehr, sondern widme mich ausschließlich den Rennpferden. Ich wollte meine Haupttätigkeit beenden, um mich ganz meiner Leidenschaft zu widmen. Ich halte den Bestand bewusst klein, um auf Qualität und gute Genetik zu setzen und gezielt in Deckhengste zu investieren."
Mit Geduld und Leidenschaft, seinen beiden Leitsätzen, steht Jean-Michel Tessier vielleicht am Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte mit Mouffetard.
Miss Mocca ebenfalls vor vielversprechender Zukunft
Als erstes Fohlen der talentierten Fashion Queen trägt MISS MOCCA , die von Clement Thomain trainiert wird, ebenfalls die Hoffnungen ihres Züchters. "Sie hat ihre beiden ersten Rennen allein durch ihr Können gewonnen. Sie ist eine körperlich sehr beeindruckende, äußerst kräftige Stute. Nach einer viermonatigen Pause hat sie kürzlich ein eher unauffälliges Comeback gegeben, aber Clement (Thomain) lässt seine Pferde gern allmählich in Form kommen. Sie wird wahrscheinlich noch ein oder zwei Rennen benötigen, um wieder ganz auf der Höhe zu sein, aber sie ist eine Stute, die man im Auge behalten sollte. Ich hoffe sehr, dass sie eine schöne Zukunft vor sich hat."
