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2021, Es gibt viel zu tun – „Zentrale Starterangabe“

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News Trab, 28.01.21

 

(agr) Betrachtet man heutzutage den Vorgang der Starterangabe, ist dieser Prozess sinnbildlich für die Angst des Trabrennsportes vor Veränderungen. Mal davon abgesehen, dass die Starter teilweise per Mail oder online angegeben werden, hat sich wenig verändert. Vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass die Zeit, in der früher Rennen gemindert werden mussten, nun Startern nachtelefoniert werden muss.

 

Schon fast vergessen, aber 2019 gewann Linda Matzky bei dem zur Derby-Woche ausgerufenen Ideen-Wettbewerb einen der ausgelobten Preise. Passiert ist seitdem: Nichts. Die häufig gehörte Argumentation lautet immer wieder, dass die Rennen dann nicht mehr zu Stande kommen würden. Folgt man dieser Argumentation, dann wäre es ja so, dass nach dem offiziellen Ende der Starterangabe Pferde in die Rennen „gezwungen“ werden, die eigentlich nicht hätten starten wollen oder sollen. Wieso starten diese Pferde dann dennoch? Und: ist es nicht schädlich für den Wettmarkt, wenn Pferde an den Ablauf kommen, die eigentlich noch gar nicht hätten starten sollen? Am Dienstag in Mönchengladbach wurden bis 11.00 Uhr 44 Pferde für 12 ausgeschriebene Rennen genannt. Letztendlich sind es 51 Pferde in sieben Rennen geworden. Für die endgültig stattfindenden Rennen wurden ursprünglich 33 Pferde genannt. Für 11 Pferde wurde ein Rennen ausgeschrieben, das dann nicht stattfand. Diese Pferde konnten entweder nicht im bevorzugten Rennen starten und mussten eine Alternative auswählen, oder konnten gar nicht starten. Es wurden also mit der Ausschreibung genau 33(!) Pferde angesprochen. Die zusätzlichen 18 Pferde musste man reinbetteln, oder die Besitzer/Trainer sind nicht glücklich, da sie eine Alternative zum ursprünglich ausgewählten Rennen wählen mussten. Dies alles ist aber kein Mönchengladbacher Problem, sondern gilt für alle Vereine.

 

Die Hauptproblematik ist sicherlich der immer weniger werdende Bestand an Startpferden. Der wird aber, beachtet man die Fohlengeburten 2020, eher weniger als mehr werden. Eines der Hauptprobleme, und das wird von allen Rennvereinen gern ignoriert, ist das (bestehende) Gefühl der ungleichen Behandlung. Es gibt kaum eine Starterangabe, bei der nicht eine Person dafür zuständig ist, der man eine gewisse Nähe zu dem ein oder anderen Aktiven nachsagen kann. Auch gibt es keine verbindlichen Regeln, wann welches Rennen stattfinden muss. Es braucht beim Thema Starterangabe mehr Verlässlichkeit. Nicht nur von den Vereinen, auch von den Aktiven. Völlig absurd, ist doch die Nachfrage, welche anderen Pferde denn im Rennen sind. Und Vorgaben, wie z.B. „Ich starte nur, wenn…“. Hier werden auch die Aktiven begreifen müssen, dass wir uns nicht im Wünsch-dir-was-Land befinden, sondern dass es sich hier immer noch um einen Leistungssport handelt!

 

Wieso also eine zentrale Online-Starterangabe und wie könnte eine solche aussehen?

Derzeit beschäftigt jeder Rennverein eine Person, die sich um die Ausschreibung und die Starterangabe kümmert. Eine Zusammenarbeit bezüglich Ausschreibungen gibt es in den seltensten Fällen. Die Wünsche und Sorgen der Aktiven und Besitzer werden nur zum Teil berücksichtigt. Hierzu nur ein kleines Beispiel: In Bayern gibt es derzeit ein Loch von vier Wochen ohne Startmöglichkeit. Die Ausschreibungen orientieren sich zu wenig an vorhandenen Pferdepotential, eher scheint es um individuelle Wahrnehmung zu gehen. Deswegen gibt es von uns dazu einen Vorschlag, der sicherlich noch diskussionswürdig ist:

 

Jeder Trainer, der Pferde auf seiner Trainingsliste stehen hat, bekommt einen Online-Zugang. Nun gibt er für jedes einzelne (Start-)Pferd ein, ob dieses Pferd nur in der Region starten wird, oder ober er oder der Besitzer mit diesem Pferd auch einmal verreisen würde. Und wenn ja, in welche Region. Damit hat man dann für jede Region schon einmal einen ungefähren Bestand an Pferden. Hauptsächlich beachtet werden die Pferde, die in der Region trainiert werden, unter zusätzlicher Berücksichtigung eventuell reisewilliger Pferde. Dieses System der Starterangabe schlägt dann selbständig Ausschreibungsvorschläge vor. Zuerst einmal zwei,drei Handicap-Rennen für startende Pferde (mind. 20 Starts) mit der niedrigsten Durchschnittsgewinnsumme. Diese Rennen werden dann, um das Beispiel Mönchengladbach noch einmal aufzuzeigen, nicht mit 1.000.- Euro dotiert, sondern mit 400 oder 500 Euro. Danach kann man analysieren lassen, ob man derzeit gerade ein Rennen für Dreijährige, z.B. wegen der Derby-Vorbereitung, benötigt. Wird im Dezember bis März eher weniger der Fall sein, zum Derby hingehend eher mehr. Den Rest der Ausschreibung kann man am Bestand automatisiert orientieren lassen. Dazu immer die Maßgabe, dass unter Umständen zwei Klassen in einem Rennen mit Bänderstart zusammengefasst werden können. Die zwei Rennen der besseren Tagesklassen können dann mit den Beträgen höher dotiert werden, die man bei den Handicap-Pferden eingespart hat.  Dazu kommt dann noch eine Regelung, dass ein Rennen mit sechs genannten Pferden startfinden muss, es aber mit 10% weniger dotiert wird, wenn es weniger als acht Starter sind. Dafür 10% mehr Dotation, wenn es zehn oder mehr Starter sind.

 

Somit haben die Trainer also Zeit ihre Online-Nennungen von z.B. Samstag bis Montag 11.00 Uhr abzugeben. Angegeben werden das Pferd an und der jeweilige Fahrer. Gibt es ein Problem, wenn z.B. zwei Trainer den gleichen Fahrer angeben, dann bekommen beide Trainer und der Fahrer eine Mitteilung. Der Fahrer muss sich dann entscheiden, welche Fahrt er übernimmt und der Trainer, der nun keinen Fahrer mehr hat, muss sich eine Alternative suchen. Der Stand der Starterangabe ist jederzeit öffentlich und wird nicht mit Namen der Starter, aber mit einer Ampel angezeigt: Rote Ampel für bis zu 5 genannte Pferde, gelbe Ampel bei 6-7 angegebenen Pferde und eine grüne Ampel ab 8 Pferden. Um 11.00 Uhr bekommen Trainer, die ein Pferd in einem Rennen genannt haben, das nicht stattfinden kann, darüber informiert, dass das Rennen nicht stattfindet. Jetzt haben sie eine Stunde Zeit, sich eine Altnative zu suchen. Damit gar nicht erst zu viele Rennen mit zu vielen Einschränkungen angeboten werden, dürfen unter der Woche maximal 8-10 Renen ausgeschrieben werden und am Wochenende maximal 10-12 Rennen (Ausnahmen, die wirklich Ausnahmen bleiben sollen, z.B. das Derby, Breeders Crown, BILD-Pokal, GP v. Deutschland sind natürlich möglich).

 

Was es aber dann nicht mehr geben wird, sind Verschiebungen von Startern, weil man z.B. erfahren hat, dass in einem ausgewählten Rennen Pferd XY auch starten wird. Und wenn man z.B. zwei Pferde angegeben habe, aber das Rennen für eines von beiden nicht zusammen kommt, kann das andere Pferd nicht mehr gestrichen werden. Auch keine etwaige Vorgaben mehr, wie z.B. „Ich starte nur, wenn a.) ich in der ersten Startreihe bin, b.) der nicht startet, c.) nicht mehr als x Pferde in dem Rennen sind, d) das Rennen am Anfang startet usw. Denn Verbindlichkeit und Verlässlichkeit muss dann auch für beide Seiten gelten! Ohne Sonderbehandlung. Und weil wir gerade dabei sind: die Startnummer geht nicht mehr nach Gewinnsumme, sondern wird bei jedem Start ausgelost.

 

Die Umsetzung eines solchen Systems wird sicherlich nicht sofort funktionieren und man wird an einigen Stellen nachjustieren müssen. Und es wird Geld kosten. Es wird für ein Jahr ungefähr 3-4 Euro Zusatzkosten pro Start kosten. Dies aber werden wir alles in Kauf nehmen müssen, wenn wir in Zukunft eine faire und transparente Starterangabe wollen.

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