News Frankreich Trab, 07.09.2025
(hen) LeTrot erzählt die Geschichte von einem Trio, dass auf der Auktion in Deauville besonders viel Freude hatte. Jean-Francois Henocq, Denis Legrand und Daniel Belzic traten als Züchter und Verkäufer an und sorgten mit Osez Josephine für den höchsten Zuschlag des Auktionstages. Dieselben Akteure präsentierten auch Obiwan Kenobi, der mit 160.000 Euro den dritten Platz im Ranking der Verkaufspreise erreichte. „Das ist ein einzigartiger Tag für uns, den wir wohl nie wieder erleben werden“, kommentierte das Trio, zwischen einem Gefühl wie im Traum und dem Bewusstsein, einen Moment erlebt zu haben, der sie lange begleiten wird.
Eine Jubelwelle ging durch den oberen Teil des Saals 'Elie de Brignac', als der Hammer bei 280.000 Euro für Osez Josephine (v. Ready Cash) fiel. Auf der Galerie über dem Eingang der Pferde lagen sich Menschen in den Armen und beglückwünschten sich. Es war eine geschlossene Gruppe - die Verkäufer: Jean-Francois Henocq, Denis Legrand und Daniel Belzic, zusammen mit ihren Frauen. Bald darauf traten die Nachbarn der Szenerie hinzu, um zu gratulieren. Für die drei Männer war es der größte Erfolg auf einer Auktion. Und sie genossen diesen besonderen Augenblick. Dazu kam, dass es sich um die letzte Stute von Ready Cash aus ihrem Besitz handelte. Schon zu Beginn der Auktion hatten sie einen ersten Höhepunkt erlebt, als Obiwan Kenobi, ebenfalls ein Sohn von Ready Cash, für 160.000 Euro an Joel Seche verkauft wurde. Am Tag nach diesen magischen Momenten macht sich jedoch die Müdigkeit bemerkbar. "Ich habe diese Nacht kaum geschlafen. Ich war erst gegen 4.30 Uhr im Bett", gesteht Jean-Francois Henocq.
Ready Cash - das verbindende Element
Der Name Ready Cash leuchtet an diesem Tag besonders hell. Er ist das Band, dass die drei Männer verbindet. Alle drei besaßen Anteile an dem französischen Ausnahmehengst. Einzeln oder in Gemeinschaft. Henocq und Legrand halten zusammen 23 Anteile, Belzic besitzt drei weitere. Insgesamt also 26 Anteile an Ready Cash, die ihr Leben verändert haben.
Ready Cash als Vermögensverwalter
Ready Cash war für sie nicht nur ein Deckhengst, sondern fast so etwas wie ein Vermögensverwalter. Henocq und Legrand lernten sich 2007 über Philippe Aloisio kennen (Züchter der Winner-Zucht, 2015 verstorben). "Damals war Ready Cash zwei Jahre alt", erinnern sie sich. Bald begannen sie, gemeinsam Anteile an Hengsten zu kaufen. Gleich bei der Syndizierung von Ready Cash erwarben sie zusammen ihre erste Beteiligung. "Wenn wir das geahnt hätten, hätten wir jeder zehn Anteile gekauft", lacht Denis Legrand. "Nein", widerspricht Henocq, "Ich habe das damals eher zögerlich gemacht." Doch der kometenhafte Aufstieg des Hengstes veränderte alles. "Unsere ersten zwanzig Anteile haben wir zu zweit gekauft", erklärt Henocq. Daniel Belzic ergänzt: "Es war Ready Cash, der uns zusammengebracht hat." Er stieß bald dazu, und das Trio teilte sich über eine gewisse Zeit weitere Anteile an diesem Ausnahmevererber.
Vom Anteil zur eigenen Zucht
"Irgendwann haben wir uns gesagt: Es wäre schade, nicht selbst zu züchten", erzählt Henocq. Mit dem stetig steigenden Decktaxen von Ready Cash wurde die Idee immer attraktiver. "Warum sollten wir unsere Deckrechte nicht nutzen, um gute Stuten einzusetzen und die Nachkommen zu vermarkten?" So kauften sie gezielt Stuten mit hohen Leistungsnachweisen. Heute teilen sie sich sechs Mutterstuten, allesamt mit Erfolgen auf Gruppe I oder Gruppe II-Niveau. Den Anfang machte Conga, die sie 2019 für 40.000 Euro bei der Amerique-Auktion erwarben. Inzwischen gehören auch Corona Gede, Royal Crown, Chanceliere Citrus, Cere Josselyn und Greenpeace dazu. Zwar sind sie durch das Ableben von Ready Cash ihrer wertvollsten Anlage beraubt worden, doch Henocq und Legrand halten heute zusammen immer noch rund 100 Anteile.
Das Pferd des Jahrhunderts
Der Tod von Ready Cash am 09. August 2023 war ein Schock für die gesamte französische und internationale Zucht, aber auch persönlich für das Trio. "Das war ein harter Schlag für viele und natürlich auch für uns", sagt Denis Legrand. "Es war das Pferd des Jahrhunderts, wie Frederic Sauque, der Verantwortliche für seine Deckhengstkarriere, es ausdrückte. Wer hätte geglaubt, dass er ein so außergewöhnlicher Vererber werden würde? Ich persönlich habe meinen ersten Anteil gekauft, weil ich seinen Vater Indy De Vive mochte."
Jean-Francois Henocq ergänzt: "Man darf nicht vergessen: Er war zwar das beste Rennpferd seiner Zeit, aber sein Pedigree war nicht überragend. Deshalb haben wir die erste Beteiligung zu zweit erworben." Danach folgten weitere Käufe. Oft dank ihres Vorkaufsrechts auf Anteile, die zum Verkauf standen.
Neue Geschichte beginnen
Die Geschichte von Ready Cash endet für das Trio mit den beiden Verkäufen am 03. September auf eindrucksvolle Weise. "Osez Josephine war unsere letzte Ready Cash-Stute, die wir in den Verkauf bringen konnten", erklärt Daniel Belzic. "Wir hätten niemals mit so einem Ergebnis gerechnet." Nun schließt sich ein Kapitel und ein neues muss beginnen. "Jetzt treten wir in eine neue Geschichte ein", sagt Jean-Francois Henocq. Doch mit wem soll diese Geschichte geschrieben werden? "Der Nachfolger von Ready Cash ist noch nicht gefunden." Die Einschätzung ist eindeutig. "Face Time Bourbon ist gut, aber er ist nicht sein Vater", hört man im Gespräch. "Für mich ist es trotzdem Face Time Bourbon, der Ready Cash beerben kann“, meint Henocq. Allerdings sind sich alle einig, dass keiner der Kandidaten die besonderen Eigenschaften von Ready Cash vereint, der sich problemlos mit dem Blut von Coktail Jet kombinieren ließ. Bei Face Time Bourbon (dessen Mutter von Love You abstammt) fällt diese Möglichkeit für Stuten mit enger Coktail Jet-Abstammung weg.
Ein immer schwierigerer Markt für Deckhengste
Als Anteilseigner an Deckhengsten gehören die drei zu den privilegierten, aber auch exponierten Beobachtern des französischen Zuchtmarkts. Ihr Fazit: Der Sektor durchläuft eine schwierige Phase, vergleichbar mit einem Flugzeug in Turbulenzen. Denis Legrand bemerkt: "Seit Ready Cash nicht mehr da ist, ist unsere Tätigkeit als Anteilseigner viel schwieriger geworden. Die Deckkarten der anderen Hengste lassen sich schwerer verkaufen. Ready Cash hat alles nach oben gezogen. Er war ein Ausnahmefall. Heute muss man feststellen, dass die Decktaxen mancher Hengste von Anteilseignern für die Hälfte des offiziellen Preises angeboten werden. Der Markt hat sich verändert und es ist viel schwieriger geworden. Vergleiche ich das mit 1995: Heute ist alles zu teuer."
Die Diagnose ist klar: Junge Hengste werden in Syndikaten mit überhöhten Tarifen gestartet, die sich im realen Markt nicht halten lassen. Daniel Belzic erinnert: "Ready Cash hat bei 37.500 Euro pro Anteil angefangen. Man muss daran erinnern, dass Face Time Bourbon mit 80.000 Euro gestartet ist und schnell auf 120.000 Euro angehoben wurde." Jean-Francois Henocq ergänzt: "Das hat sich bei Ready Cash Schritt für Schritt entwickelt. Der Markt selbst hat den Preis immer weiter nach oben getrieben, bis er schließlich nur noch privat angeboten wurde. Heute ist alles gewissermaßen neu aufzubauen. Wir fangen wieder bei null an."
Für Daniel Belzic bedeutet das einen Rückzug aus diesem Bereich: "Ich finde, der Markt ist in einer Abwärtsphase. Es gibt heute viel zu viele Hengste, die für mehr als 10.000 Euro decken. Als Ready Cash auf den Markt kam, waren es deutlich weniger."
Die Erfolgsformel vom 03. September: Ready Cash und Jean-Pierre Dubois
Auf der Suche nach den besten Stuten führte der Weg des Trios gleich zweimal in den Ecurie Hunter Valley. Ende 2022 erwarben sie Greenpeace und im ersten Halbjahr 2023 schließlich Royal Crown. Jean-Francois Henocq erklärt: "Wir haben Greenpeace im privaten Verkauf von Matthieu Millet erworben, zwei Monate nachdem sie auf der Criterium-Auktion 2022 zurückgekauft worden war. Im Rahmen unserer Gespräche haben wir ihm eine Belegung von Ready Cash für seine Stute Royal Crown verkauft. Wir wollten sie ebenfalls erwerben, aber es klappte zunächst nicht. Nach drei Monaten Trächtigkeit erfuhren wir dann, dass Royal Crown eine Stute erwartete. Ein Test hatte das Geschlecht verraten. Da war für uns klar: Wir wollten diese Linie in der Zucht behalten. Also haben wir uns geeinigt, auch unter Einbeziehung der noch nicht bezahlten Bedeckung von Ready Cash. So entstand Osez Josephine. Sie wurde früh geboren, am 28. Januar 2024, dem Tag des Prix d’Amerique!"
Warum gab es dann die Kehrtwende ein Jahr später, als die Stute, ursprünglich für die eigene Zucht vorgesehen war und dann doch verkauft wurde? "Zu Beginn des Jahres hat Royal Crown eine weitere Stute bekommen. Diesmal von Italiano Vero. Wir haben uns gesagt, da dies das letzte Jahr mit Ready Cash ist, sollten wir die Gelegenheit nutzen und Osez Josephine auf den Markt bringen. Etwas Besseres würden wir nicht mehr haben. Und wir konnten ja die Stute von Italiano behalten." Man kann sich vorstellen, wie viele Stunden Diskussionen, Argumente und Gegenargumente zwischen den drei Partnern nötig waren, bis die Entscheidung feststand.
Die beiden Zuchtstuten hinter den Top-Verkäufen, Royal Crown (Mutter von Osez Josephine) und Greenpeace (Mutter von Obiwan Kenobi), haben einen gemeinsamen Nenner. Henocq erläutert: "Wenn man etwas Abstand nimmt, sieht man, dass Jean-Pierre Dubois hinter beiden steht. Unsere Stuten stammen letztlich über ihre Abstammung aus seiner Zucht. Man kann sagen: Jean-Pierre Dubois steht über unserer Geschichte."
Das Trio in Kürze
Jean-Francois Henocq stammt ursprünglich aus dem Norden. Er schließt derzeit seine berufliche Laufbahn ab (Berater und Immobiliengutachter, u. a. für Gerichte). Schon früh war er mit seinem Vater leidenschaftlich bei den Rennen zu Gast. Mit 30 Jahren wurde er, ebenfalls mit seinem Vater, kleiner Züchter ohne eigenes Land. Er sammelte Unmengen an Zuchtdaten, laß alle Bulletins von LeTrot und das Zuchtbuch. "Ich war oft mit meinem Vater bei Auktionen. Wir haben selbst Jährlinge vorgestellt und viele Enttäuschungen erlebt. Er ist am 03. September vor sechs Jahren verstorben. Er hätte sich über unseren Erfolg am Mittwoch gefreut. Einen Erfolg, den ich mit ihm nie hatte."
Denis Legrand ist Landwirt im Departement Cher. Schon früh hatte er Kontakt zu Trabern, arbeitete als Jugendlicher im Gestüt der Familie Bellaigue. Die Rückkehr in den Rennsport folgte 1992 als Züchter. Ab 1995 war er wichtiger Anteilseigner von Coktail Jet, beteiligte sich aber auch an Dubois-Hengsten wie Extreme Dream, Ganymede und Love You. Er besitzt eine eigene Trainerlizenz.
Daniel Belzic stammt aus der Pariser Region und ist im Ruhestand. Früher war er zusammen mit seinem Vater Besitzer. "Dann kam eine lange Pause wegen meiner beruflichen Aktivitäten. Ich wollte aber etwas anderes ausprobieren als die reine Besitzererfahrung. So habe ich in Hengstanteile investiert, unter anderem bei Goetmals Wood und Love You. Als Ready Cash syndiziert wurde, habe ich einen Anteil gekauft, später zwei weitere" Er war zudem Miteigentümer von Anteilen an Ready Cash gemeinsam mit Henocq und Legrand, mit denen er auch Co-Züchter ist.
Die Frage der Namen
Doch wer aus dem Trio sucht die Namen für die Fohlen aus? Henocq lächelt und senkt die Augen: "Das machen meine Frau und ich. Oder eher: meine Frau beansprucht das für sich und ich lasse sie gewähren", fügt er scherzhaft hinzu: "Daniel mag die Namen, die wir vergeben, nicht."
Die Namensgebung spiegelt oft die kulturellen Referenzen ihrer Generation wider, mit Anklängen an die 1970er- und 1980er-Jahre aus Musik und Kino. So entstanden Namen wie zum Beispiel: Kool And The Gang, Osez Josephine, Obiwan Kenobi und Prima Donna
Pascal Bernard - der Mann hinter den Topsellern
"Wir müssen Pascal Bernard und dem Haras du Bois Josselyn wirklich danken für unsere Erfolge. Er hat freundschaftlich unsere beiden Jährlinge übernommen und sie auf die Auktion vorbereiten lassen. Und das Ergebnis sieht man", sagt Henocq. Bernard bleibt der Mann für die Toppreise in Deauville: Letztes Jahr stellte er mit Nodessa Josselyn (v. Ready Cash), aus eigener Zucht, den historischen Rekord mit 740.000 Euro auf. 2025 gelang ihm erneut der Spitzenpreis der Select European Yearling Sale mit Olympik Josselyn (v. Calgary Games) für 270.000 Euro, sowie der Toppreis bei der Selections-Auktion mit Osez Josephine für 280.000 Euro.
Auswahl vergangener Verkäufe des Trios
Kool And The Gang (v. Ready Cash a.d. Conga): 95.000 Euro
Lemonac (v. Ready Cash a.d. Corona Gede): 110.000 Euro
Mucho Cash (v. Ready Cash a.d. Conga): 57.000 Euro