Für Theo Briand geht alles rasant - sehr rasant sogar. Im vergangenen Monat feierte er bereits seinen 200. Sieg. Und das nur drei Jahre nach seinem Debüt im Rennsport. Seit kurzem taucht der Sohn von Yannick-Alain Briand in den Programmen auch in der Spalte der Trainer auf. Am heutigen Montag, ist er neben einem eigenen Starter auch im Grand Prix de la Ville de Nice (GR III) mit Grand Trio Ludois unter Order. Im Gespräch mit dem ParisTurf blickt der talentierte Theo Briand auf seinen Karrierebeginn zurück und spricht offen über seine künftigen Ziele.
Zwischen seinem ersten Rennen am 04. September 2022 in Feurs und seinem Sieg am 29. Juli diesen Jahres in Aix-les-Bains vergingen nicht einmal drei Jahre. Und schon hat er die Marke von 200 Siegen erreicht. In der jüngeren Vergangenheit gelang dies im Trabrennsport nur Julien Dubois, der zwischen 2009 und 2012 ebenso schnell war.
Als 'Sohn von...' stand der heute gerade einmal 19jährige von Beginn an unter Beobachtung, doch er machte sich rasch einen eigenen Namen. Über seine ersten drei Jahre sagt er: "Ich erinnere mich noch an mein erstes Rennen. Auch wenn ich immer in diesem Umfeld war, war ich zunächst etwas verloren und hatte nur ein Ziel: Spaß haben. Und das ist bis heute so geblieben. Ich habe das Glück, Eltern und ein Umfeld zu haben, die mich täglich unterstützen, sodass ich mich voll auf das konzentrieren kann, was ich liebe. Natürlich bringt der Name 'Briand' ein wenig Druck mit sich, und ich stand früh im Rampenlicht, aber das ist mir nie zu Kopf gestiegen. Ich habe immer noch dieselbe Freundin wie vor fünf Jahren und gehe nach Bauchgefühl vor. Das ich so schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt bin, hat mich eher beflügelt, zumal die Turffans immer freundlich zu mir waren. Ich gebe auf Social Media gerne Infos und der Austausch ist positiv. Ehrlich gesagt: Ich ziehe nur Gutes daraus."
Seine Entwicklung in Zahlen (Stand 09. August):
Jahr/Starts/Siege/Top 3-Quote
2022 / 51 / 8 / 33,33%
2023* / 308 / 52 / 34,41%
2024 / 584 / 55 / 30,47%
2025 / 591 / 89 / 41,62%
*am 22. November schaffte Theo mit dem 50. Sieg den Sprung ins Profilager
Kampfgeist auf der Piste
Ruhig und ausgeglichen im Alltag, zeigt Briand im Sulky ein anderes Gesicht: furchtlos im Feld, mit dem unbedingten Willen zum Sieg. Manchmal aber auch auf Kosten von Fahrverboten oder verlorenen Rennen. "Anfangs habe ich jede Strafe als Ungerechtigkeit empfunden und dachte, ich würde anders beurteilt werden, als andere. Mittlerweile habe ich gelernt, die Entscheidungen der Rennleitung zu akzeptieren. Auch fahrerisch habe ich mich entwickelt: Früher war ich zu offensiv, als ob ich immer überlegene Pferde hätte. Ich musste lernen, ein Pferd richtig einzuschätzen. Es geht in die richtige Richtung, auch wenn ich mich manchmal noch zu sehr stresse, wenn ich mit einer Siegchance im Feld weit hinten liege."
Er wirkt dabei sehr selbstsicher, relativiert aber: "Das ist keine Eitelkeit. Ich habe oft gute Pferde und vertraue meinen Fähigkeiten. Selbstvertrauen hilft, ruhiger zu fahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem gibt es immer Momente des Zweifelns."
Die Beziehung zum Vater
Trainer Yannick-Alain Briand mit über 3.500 Siegen, spielte immer eine Schlüsselrolle in der Entwicklung seines Sohnes. Beide haben einen starken Charakter, und die Zusammenarbeit kann hitzig werden. Besonders einschneidend war für Theo die Anklage seines Vaters 2022 wegen angeblichen Dopings: "Ich weiß, dass ich durch den Namen meiner Eltern schnell das Vertrauen anderer Profis gewonnen habe. Aber wenn man als Jugendlicher vier Tage nicht mit seinen Eltern sprechen kann und sie wie Verbrecher behandelt werden, ist das hart. Diese Zeit hat mich aber auch abgehärtet. Mein Vater sagte danach: 'Unsere Zeit ist vorbei, jetzt denken wir nur noch an euch.' Seitdem will ich nur noch, dass sie stolz auf mich sind."
"Paris ist schön, kann aber warten"
Zusammen mit David Bekaert hält Theo Briand in Paris die Fahne für den Südosten Frankreichs hoch. Sechs Siege zählt er schon in Paris. Dennoch sieht er die Hauptstadt nicht als Muss: "Paris ist schön, aber die Rennen sind anders und der Kreis der Fahrer dort ist sehr etabliert. Mir ist wichtiger, überall Rennen zu gewinnen. Ich habe noch keinen Führerschein und will erst weiter Erfahrung sammeln. Paris kann warten."
Ambitionen und ein Traum
Derzeit Neunter im Sulky d’Or (Fahrer-Championat), startete Briand diesen Sommer auch als Trainer. Und das mit zwei Siegen bei den ersten beiden Startern. "Ich habe drei Pferde im Training, darunter meine bisherige Traumstute Javanaise Turgot. Ich arbeite nach den Methoden meines Vaters, würde aber gern auch Trainer wie Philippe Allaire erleben. Mehr als zehn Pferde möchte ich vorerst nicht haben, denn mein Fokus liegt auf dem Rennen fahren. Dieses Jahr will ich in den Top 10 bleiben und 2026 wollen wir die Top 5 angreifen. Langfristig träume ich, wie viele, von einem Pferd für den Prix D'Amerique. Aber das ist in unserer Region schwer zu formen."
Sein Blick auf die Starter vom Montag in Cagnes-sur-Mer:
Grand Trio Ludois (108) - "Er hat vor zwei Wochen hier beeindruckt, das Feld ist nicht stärker. Ich bin zuversichtlich."
Kalencio Flac (202) - Tolles Pferd, aber wohl nicht so stark wie zwei bis drei der Gegner. Mit passendem Rennverlauf eine Platzchance."
Joli Mannequin (307) - "Wurde komplett umgestellt, muss sich rehabilitieren. Wenn die Änderungen greifen, kann es gut laufen."
Lucky Red (402) - "Entwicklungspferd, nach leichtem Sieg weiter in guter Form. Viele Gegner auf ähnlichem Niveau. Die Top 3 wären mein Ziel."
Kueen Pearl (509) - Letztes Mal wäre der dritte Platz ohne Fehler möglich gewesen. Schwierig einzuschätzen, aber mit guter Arbeit im Vorfeld. Siegchance."