News Frankreich Trab, 01.08.2025
(hen) In der Serie vom ParisTurf, deren Reporter ehemalige Akteure aus dem Pferderennsport besuchen, ging unter anderem schon um Vincent Brazon, der als Trainer eines Amerique-Siegers heute zum Pizza-Bäcker und Gastronom umgeschult hat. Aber auch der ehemalige Spitzenjockey Gregory Benoist war schon "zu Gast" in dieser Serie. In der nächsten Ausgabe geht es auch um einen ehemaligen Jockey, der aber im Hindernissport zu Hause war. Die Rede ist von Philippe Sourzac (Foto:@ paris-turf.com).
Mehr als 25 Jahre lang trug er als Jockey viele verschiedene Rennfarben. Er gewann einige der schönsten Rennen auf dem legendären Hügel von Mortemart (der Rennbahn von Auteuil). Damals brachte er 64 Kilo auf die Waage. Heute zeigt sie 84. Doch das stört ihn kein bisschen. Im Gegenteil: Er genießt es in vollen Zügen.
ParisTurf: "Wir schreiben den 30. März 2005. Sie stürzen mit Double Car früh im Rennen am Bull-Finch-Hindernis in Auteuil. War das der Moment, der Ihr Karriereende eingeläutet hat?"
Philippe Sourzac: "Als ich wieder zu mir kam, war ich im Krankenhaus (lacht). Aber ehrlich gesagt...der Gedanke ans Aufhören spukte schon eine Weile in meinem Kopf herum. Der Sturz hat das Ganze einfach beschleunigt."
PT: "Sie hatten eine erfolgreiche Karriere, vor allem für zwei Ställe: den von Guillaume Macaire und später den von Arnaud Chaille-Chaille. Gibt es irgendwelche Reue?"
PS: "Überhaupt keine. Ich hatte ein Traumleben im Rennsattel. Ich habe einen Beruf ausgeübt, den ich geliebt habe. Klar, ich habe mich mit einigen Verletzungen aus dem aktiven Sport zurückgezogen, aber zum Glück ohne gravierende Schäden. Abgesehen von einem Jahr, dass ich wegen einer komplizierten Armfraktur quasi aussetzen musste."
PT: "Was sind die wichtigsten Erinnerungen aus Ihren 25 Jahren im Rennsport?"
PS: "An erster Stelle steht natürlich mein Sieg im Grand Steeple mit Arenice (1996). Das bedeutet einem Hindernisjockey enorm viel. Dann der Sieg im Grand Prix von Pau mit Papus. Für jemanden aus dem Südwesten ist dies quasi der Grand Prix von Auteuil. Und dann waren da noch echte Champions wie Cyrlight, Sunny Flight und Karly Flight, mit denen ich unglaubliche Freude hatte. Vor allem Cyrlight. Er lief sein eigenes Tempo, aber glauben Sie mir, er war dabei wahnsinnig schnell!"
PT: "Ihr schönstes Erlebnis?"
PS: "Ich habe so viele tolle Erinnerungen. Aber den 10. November 2002 in Auteuil werde ich nie vergessen. Mit Arnaud Chaille-Chaille kamen wir für drei Rennen und haben alle drei gewonnen: die Quinte mit Tropical De Cuta, das "Haye Jousselin" mit Sunny Flight und den Prix Renaud Du Vivier mit Karly Flight. Das ist ein Tag, der einen prägt."
PT: "Gibt es eine Anekdote, die Sie mit uns teilen möchten?"
PS: "Vielleicht keine klassische Anekdote, aber der Gewinn der Cravache D'Or (Goldene Peitsche) 1999 bleibt unvergesslich. Und wohl auch für viele meiner Generation. Gegen Jahresende war Arnaud (Chaille-Chaille) voll motiviert, mir zu helfen. Er verschaffte mir viele Ritte. Ich war zum Beispiel sonntags in Saint-Brieuc, montags in Hyeres. Heute ist das normal, damals war das fast verrückt. An Weihnachten stürzte ich und verletzte mich. Am nächsten Tag zog Christophe Pieux mit mir gleich, nur um dann ebenfalls zu stürzen. Wir hatten uns das ganze Jahr duelliert, und er entschied, aufzuhören. So haben wir den Titel mit je 70 Siegen geteilt."
PT: "Wie verlief die Zeit nach Ihrer Karriere?"
PS: "Kurz vor meinem Karriereende habe ich mit meinem Onkel in ein gehobenes Camping-Projekt bei Poitiers investiert. Leider ist er früh verstorben. Gemeinsam mit meiner Frau Magalie und unserer Tochter Elodie haben wir unser Haus in Royan verkauft, uns einen Wohnwagen gekauft und uns voll auf das Projekt konzentriert. Über 15 Jahre lang. Dort kam auch unser Sohn Mathieu zur Welt."
PT: "Und heute?"
PS: "Wir sind fast wieder zurück am Anfang. Wir haben eine Immobilie in Etaules nahe Royan gekauft und das Campinggelände vermietet. Ich bin einfach nicht mehr in dem Alter, in dem ich den Rasen ewig mähen oder ständig etwas reparieren will (lacht). Jetzt bin ich offiziell im Ruhestand."
PT: "Wie verbringen Sie Ihre Tage?"
PS: "Ich hatte ein Traumleben. Das betone ich immer wieder. Ich habe noch echte Freunde im Rennsport. Ich bin an einem Pferd bei Arnaud beteiligt, an einem weiteren bei Jean-Mi Bazire. Morgens gehe ich gern in den Stall, um das Training zu verfolgen. Hätte ich mehr Mittel, hätte ich bestimmt einen eigenen Rennstall. Aber ich will mich nicht beklagen. Ich hatte viele Träume, als ich das erste Mal einen Stall betrat. Und viele davon habe ich verwirklicht. Ich bin gesund, habe ein Haus, eine Frau, die ich liebe, wunderbare Kinder, großartige Freunde und einen vollen Kühlschrank (lacht). Kein Bedauern. Ich habe von meiner Leidenschaft gelebt und den Übergang ins "normale Leben" gut geschafft."