News Frankreich Trab, 14.07.25
(hen) Wie der ParisTurf berichtet, wird der französische Staat wieder mehr und mehr die Kontrolle über die PMU und die heimische Rennbranche übernehmen. Nachfolgend der Artikel dazu:
Angesichts der Unfähigkeit der Institution, sich auf ein gemeinsames Projekt zu einigen, und vor dem Hintergrund der dringenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten der PMU, verspricht der vom Staat in Auftrag gegebene Bericht der IGF (Generale Finanzkontrolle) drastische Maßnahmen.
Man muss damit rechnen, dass in der französischen Pferderennsportbranche wieder Ordnung geschaffen wird. Obwohl die Ergebnisse der Untersuchung der Inspection Generale des Finances (IGF), übergeben Ende Juni von dem hohen Beamten Franck Avice an die Ministerin für öffentliche Finanzen Amelie de Montchalin, noch nicht offiziell bekannt gegeben wurden, werden sie die tief in der Krise steckende Institution grundlegend verändern.
Trotz Spekulationen und durchgesickerter Informationen (vermutlich aus dem Kreis der Führungspersonen der Muttergesellschaften), die teilweise von Kollegen des ParisTurf' bei Challenges, Jour de Galop und Radio Balances aufgegriffen wurden, haben nur die SETF, France Galop und die PMU die abschließenden Berichte eines lang erwarteten Gutachtens erhalten. Einige Empfehlungen sind gemeinsam, andere spezifisch für jede Organisation. Das Ziel ist stets dasselbe: Der französischen Pferderennsportbranche, die jährlich 9,6 Milliarden Euro umsetzt, wieder Luft zu verschaffen. Sie ist inzwischen aber vom Erstickungstod bedroht.
Diese Übernahme der Kontrolle durch den Staat markiert eine Zäsur in der jüngeren Geschichte einer Branche, die unfähig war, sich auf ein gemeinsames Projekt zu einigen, und machtlos gegenüber stark rückläufigen Wetteinnahmen (minus rund 5% seit Jahresbeginn). Das ursprünglich von den PMU-Verantwortlichen geplante Programm für 2025 bis 2027 ist damit Geschichte. Auch die ursprünglich zugesagte Nettoabgabe von 840 Millionen Euro an die Rennvereine fällt weg. Nach Informationen des ParisTurf' sieht der Bericht eine strenge Budgetkürzung vor: Stattdessen soll ein Jahresbudget von 750 Millionen Euro eingehalten werden. Eine Summe, die seit 2019 jedes Jahr überschritten wurde, als das damalige PMU-Team um Cyril Linette die Zahl der Rennen reduzierte und die Abgabe auf 760 Millionen Euro anhob.
Trotz dieser bedeutenden Sparmaßnahme plant die IGF, zusätzlich rund 40 Millionen Euro ab 2026 für Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen einzusetzen, um Pferderennen wieder stärker ins Bewusstsein der Franzosen zu rücken. Ein Wunsch, den viele Pferdesport-Experten seit Monaten oder Jahren äußern, angesichts einer Führung, die sich in ihrem eigenen kleinen Zirkel gefangen sieht. Das vorgesehene Programm soll über fünf Jahre laufen und insgesamt 125 Millionen Euro umfassen.
Seit dem Rücktritt von Emmanuelle Malecaze-Doublet im Mai suchen Headhunter einen neuen Geschäftsführer für die PMU, idealerweise mit echter Leidenschaft für Glücksspiele und Pferderennen, wie im Bericht von Franck Avice empfohlen. Auch die Absicht das Image der Pferderennen zu verbessern und die Wettenden besser zu entlohnen, wird betont. Der Staat will dabei die Rollen der verschiedenen Institutionen klar abgrenzen. SETF und France Galop für Rennorganisation und -beziehungen, PMU für Wettbetrieb und Vermarktung, aber keine finanzielle Unterstützung leisten, wie das 2010 beim Start des Online-Wettmarkts noch der Fall war.
Um Kosten zu sparen, soll die gesamte Branche jährlich bis zu 100 Millionen Euro bei den Betriebskosten (insgesamt etwa 700 Millionen Euro) einsparen, ohne die Preisgelder für Rennen zu sehr zu schmälern. Der Bericht schlägt zum Beispiel vor, mehr Dienste zwischen den Muttergesellschaften zu bündeln, um Ausgaben zu reduzieren, über das gemeinsame Pariser Themis-Gebäude hinaus, dass seit 2023 genutzt wird.
Weitere geplante Maßnahmen…
Die PMU soll in Zukunft eine Wirtschaftsvereinigung (GIE) werden, kein Unternehmen mehr, mit eigenen finanziellen Rücklagen, um zum Beispiel Kredite aufnehmen zu können, was einen neuen Erlass erfordert. Streitpunkt zwischen den beiden Muttergesellschaften ist das sogenannte 50/50-Prinzip (gleiche Aufteilung des Rennkalenders und der Einnahmen zwischen Trab- und Galopprennen). Dieses Prinzip soll auf stationären Wettstellen sowie Online-Plattformen aller legalen Pferdewettanbieter bestätigt werden. Weitere Themen auf dem Tisch betreffen den Erhalt der 235 aktiven Rennbahnen in Frankreich, sowohl in den Regionen, als auch in Paris. Wie die Zukunft von Saint-Cloud.
Der Hindernissport, der von Tierschützern kritisiert wird und sportlich hinter Trab- und Flachrennen zurückbleibt, könnte von Kürzungen betroffen sein. Insbesondere bei Rennen, die als Wett-Highlights dienen (z.B. die Quinte). Dieses sensible Thema spiegelt die allgemeine Unsicherheit wider, die von der Basis (Züchter, Eigentümer, Trainer, Jockeys, Fahrer) bis ganz oben in der Institution herrscht. Und man erwartet, dass die angekündigten Maßnahmen des IGF-Berichts bald offiziell verkündet werden.