Der Rennstall aus dem Departement Mayenne war in den letzten Wochen besonders aktiv und wird auf der achten Etappe des Grand National du Trot am Mittwoch in Saint-Malo gleich mit zwei Pferden vertreten sein: Indy De Jyr, aktuell im gelben Trikot des Gesamtführenden, sowie Hedic Gema.
Anlässlich dieses Rennens sprach Marc Sassier mit dem ParisTurf über die kommenden sportlichen Herausforderungen und teilte seine persönliche Sichtweise auf den Beruf des Trabertrainers.
Die Zahlen sprechen für sich.
Marc Sassier, 37 Jahre alt, verzeichnet seit zehn Jahren einen stetigen Aufstieg. 2024 knackte er erstmals die Marke von 100 Siegen in einer Saison. In der Saison 2025 liegt er mit bereits 71 Erfolgen auf Platz 8 der Trainerwertung (Platz 7 nach Gewinnsumme). Ein klarer Beleg für seinen stetigen Erfolg. Wie viele andere Trainer in den 30ern können schon behaupten, mittlerweile zur Spitze des französischen Trabrennsports zu gehören?
Trainingsbesuch in Arquenay
Bereits sechs Tage vor dem wichtigen Auftritt in der GNT-Serie empfing der Profi aus dem Departement Mayenne die Reporter auf seiner Trainingsanlage in Arquenay. Seine beiden Starter für die Etappe in Saint-Malo präsentierten sich dabei in ausgezeichneter Form. Locker und voller Energie auf den letzten Metern der Trainingspiste.
Indy De Jyr
Als aktueller Gesamtführender im Grand National Du Trot, trägt Indy De Jyr das Gelbe Trikot und muss es am Mittwoch in Saint-Malo verteidigen. Sein letzter Auftritt war der Sieg am 18. Juni in Toulouse, seitdem wurde er gezielt auf die kommende Etappe in der Bretagne vorbereitet. "Er war 15 Tage am Meer zur Regeneration und ist jetzt seit einem Monat wieder voll im Training", erklärt Marc Sassier. "Er ist in absoluter Topform. Ich spüre, dass er bei 100% ist. Er ist ein großartiges Pferd. Er kann mal zwei Rennen in kurzen Abständen absolvieren, braucht dann aber wieder eine Pause, um frisch zu bleiben. Das liebt er."
Auch wenn er mit Eisen gute Leistungen zeigt, wird Indy De Jyr erneut barfuß antreten, wie bei seinen letzten beiden Starts: "Auf kleinen Bahnen wie in Amiens lasse ich ihn beschlagen, da braucht er den Halt", so der Trainer. "In Salon-de-Provence (wo er Vierter wurde) kannte ich die Bahn nicht. Wäre er dort barfuß gelaufen, hätte er wohl um den Sieg gekämpft."
Klares Ziel: In Paris weiter in Gelb
Mit zwei Etappensiegen und der Führung zur Halbzeit der Serie ist das Ziel für Marc Sassier klar: "Es wäre schade, dass Spiel nicht weiterhin mitzuspielen. Er hat einen kleinen Vorsprung und vor allem das Niveau. Er ist genau der richtige Typ für diese Rennserie, weil er sehr anpassungsfähig ist."
Als nächste Etappe ist bereits Meslay-du-Maine am 10. September im Blick.
Hedic Gema - das zweite Ass im Ärmel
Ein talentierter Wettkämpfer wie Hedic Gema, wird ebenfalls auf der Etappe an der Smaragdküste (Cote d'Emeraude) an den Start gehen. "Wir hatten den Grand Prix Du Conceil Municipal in Vichy als Ziel ins Auge gefasst", erklärt Marc Sassier. "Er lief von vorne und zeigte eine starke Leistung und wurde Vierter. Das Rennen war sehr früh eröffnet worden, als Nicolas Bazire schon auf der Gegengeraden angriff. Aber Hedic hat sich sehr gut geschlagen und seinen Einsatz lange durchgezogen."
Beim letzten Start in Cabourg war die Ausgangslage deutlich schwieriger: "Er musste aus dem zweiten Band starten. Wir haben lange überlegt, ob wir ihn überhaupt laufen lassen, aber es lag einfach eine zu große Lücke bis zur jetzigen GNT-Etappe. Er sprang am Start, aber der Schlussabschnitt war dann sehr sauber. Er ist gut in Form. Genau wie Indy De Jyr hat er am Donnerstagmorgen im Training stark gearbeitet."
Zwei gleichwertige Pferde - aber leichte Favoritenrolle für Indy
"Beide Pferde sind rein leistungsmäßig auf Augenhöhe", meint Sassier "Vielleicht hat Hedic sogar einen Tick mehr Klasse. Aber für Mittwoch gilt meine Präferenz Indy, weil er wendiger und etwas spritziger ist."
Eine außergewöhnliche Generation
Hedic Gema gehört zum starken Jahrgang von 2017, die den Erfolg des Stalls Sassier maßgeblich mitgeprägt haben: "Sie waren von Anfang an gut, aber wir haben versucht, sie mit einem durchdachten Rennprogramm möglichst gut altern zu lassen.
Ich hatte das Glück, auf einen außergewöhnlichen Jahrgang zu stoßen. Selbst Horatius d'Ela, den ich erst später von Franck Ouvrie übernommen habe, war schon ein fertiges Pferd. Solche Pferde bekommt man nicht jedes Jahr. Man muss sie mit Sorgfalt behandeln."
Die Erfolgsbilanz
Die drei Aushängeschilder des Stalls Harley Gema, Horatius d'Ela und Hedic Gema haben gemeinsam bereits nahezu 1,3 Millionen Euro an Rennpreisen verdient.
Ein motiviertes Team - das Rückgrat des Erfolgs
Von Saint-Jean-de-Monts über Dinan bis nach Questembert und Neuille-Pont-Pierre: Das Team rund um Marc Sassier ist derzeit nahezu überall im Einsatz. Das Beispiel vom vergangenen Sonntag zeigt es eindrucksvoll. In dieser Jahreszeit ist der Ecurie Sassier permanent präsent. "Da muss alles wie ein Uhrwerk laufen", betont der Cheftrainer. "Schon beim Training muss man mit höchster Disziplin arbeiten, um mit gut vorbereiteten Pferden an den Start zu gehen. Ich habe das Glück, von einem großartigen Team umgeben zu sein. Viele meiner Mitarbeiter sind gezielt dafür ausgebildet zu den Rennen zu fahren. Ich wechsle kaum durch. Die Pferde sind genau auf sie eingespielt."
Zahlen, die für sich sprechen
Hinter Benjamin Rochard, dem unangefochtenen Top-Fahrer mit 34 Siegen in dieser Saison für das Team aus Mayenne, stehen weitere wichtige Stützen:
Alan Gendrot: 12 Siege
Paul Buhigne: 9 Siege
Alexis Bescher: 4 Siege
Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache. Sie spiegeln die hohe Einsatzbereitschaft des gesamten Teams wider, vom Training bis zum Rennen.
"Ein Geben und Nehmen"
"Die Atmosphäre im Team ist sehr gut", ergänzt Marc Sassier. "Alle versuchen, ihr Bestes für das Team zu geben. Und das ist genau der Geist, den ich mag.
Auch wenn jeder seine eigene Karriere verfolgt, wie zum Beispiel Alan Gendrot als Fahrer, versuche ich, sie zu fördern und umgekehrt. Es ist ein gegenseitiges Hochziehen. Der Beitrag des Stalls ist für ihre Laufbahn entscheidend. Und letztlich ist es eine klassische Win-win-Situation für alle Beteiligten."
Langfristige Strategie
Von den 71 Siegen im Jahr 2025 wurden 20 allein von Dreijährigen errungen. Unter den zahlreichen Pferden, die man nennen kann, sind zum Beispiel Magic Love, Mojito Fraise, Miss Disco, Monza Semilly..."Ich habe etwa zehn Dreijährige auf gutem Niveau", bestätigt Marc Sassier. "Viele haben schon Gewinnsumme aufgenommen, wurden aber bewusst für die nächste Saison geschont. Und es gibt noch junge, unerfahrene Pferde, denen wir Zeit lassen. Die Pferde meiner Mutter sind nicht frühreif. Wir haben noch Reserve."
Ein solides Fundament, dass optimistisch in die Zukunft blicken lässt, ohne das man zu schnell vorpreschen muss. "Wenn wir warten müssen, tun wir das auch. Meine Besitzer sind verständnisvoll. Deshalb läuft es so gut. Sie wissen, wie ich arbeite. Für mich ist die langfristige Strategie die erfolgreichste. Wir sind hier, um mit unseren Pferden Karrieren aufzubauen. Manchmal muss man sechs Monate warten, anstatt zu früh zu starten und dadurch die Karriere zu gefährden. Meine 'alten' Pferde sind das Aushängeschild des Stalls. Sie zeigen, was wir können."
Kanto Avis - der Hoffnungsträger
Der Star der Mannschaft. In den letzten Monaten mit vier Siegen auf Gruppenebene zwischen Dezember und Juni, konnte Kanto Avis das Quartier von Marc Sassier auf ein neues Niveau heben. "Er hat beim letzten Wintermeeting einen großen Schritt gemacht. Aber er war immer schon da. Er wurde Sechster im Prix Albert Viel in 12,5 , obwohl er beschlagen war. Das war schon sehr gut. Ihm fehlten nur noch große Siege. Und er war noch nicht ganz ausgereift. Das ist jetzt anders. Er ist richtig aufgeblüht. Er hat einen großen Motor."
Nach einer sehr intensiven Decksaison steht der Sohn von Ready Cash und Ter Avis kurz vor dem Renncomeback (16. August), knapp einen Monat vor dem klassischen Saisonhöhepunkt. "Das Criterium der 5jährigen ist das große Ziel. Man hat gesehen, wie Koctel Du Dain den Prix Jean-Luc Lagardere gewann, King Opera sich gegen die Älteren in der Quinte durchsetzte... Es gibt vier oder fünf Pferde, die herausstechen. Kanto gehört dazu. Wer das Criterium der 5jährigen gewinnt, kann im nächsten Winter gegen die Besten antreten. Darüber gibt es keinen Zweifel."
Und denkt man schon an den Prix d’Amerique im Januar 2026? "Das ist noch zu weit weg", winkt Marc Sassier ab. "Er ist noch nie gegen die Älteren gelaufen. Wir schauen, wie der weitere Plan aussieht. Aber wenn er sich gut platziert und an einem B-Rennen teilnehmen kann, wird er mitmachen."
Edition Gema - eine besondere Stellung
Nach dem Rücktritt vom Rennsport am 01. März startete die Siegerin des Prix Henri Desmontils 2024 (GR I), Edition Gema, eine neue Karriere als Mutterstute. "Sie ist außergewöhnlich. Sie steht bei meiner Mutter auf dem Gestüt, auf der Koppel mit Italica Gede, der es auch sehr gut geht, und leistet ihr Gesellschaft. Edition ist tragend von Jushua Tree. Wir hoffen auf ein schönes Fohlen. Sie ist 11 Jahre alt, also genau das Alter, seit ich als Trainer in Jahren arbeite. Sie hat Fehler ausgeglichen, die ich mit ihr gemacht habe. Sie war stark. Sie hat mich weitergebracht. Sie hat auch den Stall ein bisschen ins Rampenlicht gerückt. Wir haben sie zehn Jahre im Training begleitet. Man hängt natürlich an so einem Pferd. Die Geschichte von Edition war schön und geht jetzt in der Zucht weiter."