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Marc-Antoine Besnard: "Der überhöhte Wert, den man jungen Deckhengsten beimisst, überzeugt mich immer weniger"

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News Frankreich Trab, 01.08.2025

(hen) Einen Monat vor dem Start der Jährlingsauktionen, die von verschiedenen Veranstaltern organisiert werden, stellt LeTrot in einer neuen Serie Züchter und Gestüte vor. Die Protagonisten dieser sechsteiligen Serie sind in der Regel bei mehreren Verkaufsterminen vertreten, arbeiten im selben Bereich, verfolgen dabei aber oft unterschiedliche Ansätze in einem Beruf mit vielen Facetten.

Im zweiten Teil wurde die "de Vandel"-Zucht besucht. Gesprächspartner war der Zuchtleiter Marc-Antoine Besnard (Foto:@Province Courses).

Der Zuchtbetrieb "La Tour de Vandel" blickt auf eine außergewöhnliche Geschichte voller Champions zurück. Vom legendären Wallach Iris De Vandel geboren 1974, bis hin zum aktuellen Gruppe I- Sieger Hades De Vandel und weiteren klassischen Sigern wie Eclair De Vandel, Qualmio De Vandel und Saxo De Vandel. Die Zucht ist das Werk der Familie Besnard. Aktuell befindet sich der Betrieb im Wandel. Eine neue "Besnard"-Generation tritt in Erscheinung. Ein vertrautes Gesicht dieser Generation mit Verantwortung ist Marc-Antoine, der vorab erklärt: "Die Zucht von Trabern ist nur ein Teil unserer landwirtschaftlichen Gesamtaktivität, zu der auch Ackerbau und Rinderhaltung gehören. Unsere Eltern sind noch stark eingebunden. Genauso wie mein älterer Bruder und ich. Später könnte auch unser jüngerer Bruder hinzustoßen."

24H Au Trot: "Wie würden Sie Ihre Tätigkeit definieren?"

Marc-Antoine Besnard: "Wir sind in erster Linie Züchter und Verkäufer und spielen das Spiel der Auktionen vollständig mit. Seit Langem präsentieren wir unsere gesamte Produktion. Nur einige wenige Stuten behalten wir für die eigene Zucht. Dieses Jahr gehen 9 unserer 10 Jährlinge nach Deauville. Tatsächlich 8, nachdem einer sich kürzlich verletzt hat. Wir behalten nur eine Stute: Osaka De Vandel (v. Saxo De Vandel), die erste Tochter von Akayama (v. Prodigious), die wir von der Familie Roussel gekauft haben. Unser Ziel ist es, die bestmöglichen Rennpferde zu züchten mit dem zwingenden Zwischenschritt über die Auktionen. Wir machen alles selbst, von A bis Z. 90% des Futters stammt von unseren eigenen Feldern. Die Fütterung wird individuell angepasst, damit kein Fohlen in seiner Entwicklung zurückbleibt. Unsere Pferde werden viel beobachtet und regelmäßig gepflegt."

24H: "Wie gehen Sie in diese Verkaufssaison? Welche Stimmung ist vorherrschend?"

MAB: "Seit ich Auktionen besuche, heißt es jedes Jahr: "Der Markt ist schwierig." Dieses Jahr ist keine Ausnahme, aber wir gehen wie immer zuversichtlich hinein. Natürlich gibt es mal bessere, mal schlechtere Jahre. Aber ich sehe, dass die Käufer weiterhin da sind. Und immer mehr Trainer sind bereit, über Auktionen einzukaufen. Arqana Trot leistet hier gute Arbeit, vor allem durch die internationale Auktion. Letztes Jahr war das Interesse aus dem Ausland, besonders aus Italien, an guten französischen Stuten besonders hoch. Dieses Jahr dürfte es großes Interesse an Nachkommen von Face Time Bourbon und den letzten Ready Cash-Fohlen geben. Wir haben je einen Hengst davon."

24H: "Haben sich die Erwartungen von Verkäufern und Käufern im Lauf der Zeit verändert? Was haben Sie angepasst?"

MAB: "Die Käufer kommen zu uns, weil sie etwas anderes suchen als bei Anbietern, die stark auf Mechanisierung setzen. Ähnlich wie beim Zuchtbetrieb Bois Josselyn schätzen sie bei uns ein Label, eine Geschichte. Nämlich die von "Vandel". Deshalb haben wir unsere Arbeitsweise kaum verändert. Bei uns sieht man "natürliche" Fohlen, die nicht maschinell gearbeitet sind. Unsere Aufgabe ist nicht, sie im Takt zu trainieren, sondern sie körperlich optimal zu präsentieren. Was ich am Markt nicht gut verstehe, ist der starke Hype um junge Hengste. In der Milchwirtschaft hat mein Vater immer gesagt: 90% erfahrene Bullen, 10% junge zum Testen. Ein Beitrag zum Fortschritt der gesamten Branche. Der überhöhte Wert, den man jungen Deckhengsten beimisst, überzeugt mich immer weniger, auch wenn wir uns aus kommerziellen Gründen manchmal darauf einlassen. Der Reiz des Neuen ist auch im Galopprennsport zu beobachten. Aber gerade für Züchter kann dieser Trend auch gefährlich sein."

24H: "Braucht es aus Ihrer Sicht heute noch Videos und tierärztliche Gutachten?"

MAB: "Die Videos sagen für mich wenig aus. SIe sind nicht geeignet, die Bewegungen eines Jährlings objektiv zu beurteilen. Sie helfen den Körperbau zu zeigen, aber mehr nicht. Manche Fohlen haben einfach einen schlechten Tag beim Dreh. Die tierärztlichen Dossiers dagegen sind ein sehr gutes Werkzeug - für Käufer wie Verkäufer. Sie bringen Transparenz. Einziges Problem: Manche Tierärzte übertreiben bei der Interpretation von Röntgenbildern. Perfektion gibt es nicht. Man muss zwischen harmlosen und problematischen Auffälligkeiten unterscheiden."

24H: "Welchen Rat würden Sie einem jungen Züchter geben, der seine eigene und fremde Produktion verkaufen möchte?"

MAB: "Ich bin selbst noch jung und fühle mich nicht in der Position, Ratschläge zu erteilen. Eher im Gegenteil: Ich bin noch dabei, selbst zu lernen. Mein Vorteil ist, dass ich auf die Erfahrungen meiner Eltern und Großeltern zurückgreifen kann. Wichtig scheint mir, dass man zuhört und beobachtet. Vor allem erfahrenen Leuten. Aber man muss auch an das glauben, was man tut, und zu seinen Überzeugungen stehen – etwa bei den Anpaarungen."

24H: "Woran erkennen Sie, ob Ihre Verkäufe erfolgreich waren?"

MAB: "Der beste Indikator ist, wenn wir alles verkaufen. Denn in erster Linie sind wir Verkäufer. Wenn wir ein Fohlen zurückkaufen müssen, heißt das: Es gab keinen Käufer dafür. Weitere positive Zeichen sind, wenn unsere Jährlinge in gute Hände kommen und die Käufer mit ihnen glücklich werden. Ziel ist es, für jedes Fohlen jemanden zu finden, der an sein Potenzial glaubt.

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