News Frankreich Trab, 09.08.2025
(hen) Am vergangenen Sonntag gelang Julien Febreau gleich beim allerersten Start als Besitzer der erste Sieg! Alle Rennsportprofis werden sagen: Für einen jungen Besitzer ist das eigentlich der schlechteste Einstieg, denn man könnte glauben, dass alles ganz einfach ist und die Zukunft automatisch reich an Erfolgen sein wird. Das mag stimmen…außer bei Ausnahmen. Und Julien Febreau könnte genau so eine Ausnahme sein.
Der Star-Kommentator der Formel 1 bei Canal+ hat sich nämlich die Zeit genommen, die Traberwelt zu verstehen, um sie umso intensiver zu erleben. Mit Begeisterung, Bescheidenheit und Natürlichkeit hat er 24H Au Trot seine Geschichte als Pferdebesitzer erzählt. Eine Geschichte, die eng mit seiner Persönlichkeit, seinen Werten und seinem Lebensweg verbunden ist.
24 Au Trot: "Wann hatten Sie den ersten Kontakt zu Pferden?"
Julien Febreau: "Als Kind ging ich ins Reitzentrum ganz in der Nähe meines Wohnortes. Und ehrlich gesagt war das eher eine Qual für mich, denn ich hatte, warum auch immer, große Angst vor Pferden. Ich möchte dem Ponyclub, in dem ich war, keinen Vorwurf machen, aber die etwas grobe und sehr direkte Pädagogik hat mir wohl nicht so gut getan. Ich glaube, wenn ich damals jemanden getroffen hätte, der mich beruhigt und sich Zeit genommen hätte, wäre es bestimmt besser gelaufen. Ich war wirklich panisch. Das war also mein erster Kontakt mit Pferden. Man kann sagen, der war 'nicht so toll'. Zum Glück hatte ich einige Jahre später die Gelegenheit, wieder reiten zu lernen und Ausritte zu machen. Noch heute reite ich ab und zu mit meiner Schwester, die selbst Reiterin ist und mich gelegentlich mitnimmt. Ihre Stute hat gerade ein Fohlen zur Welt gebracht, dass ich sogar taufen durfte. Ich hatte die Ehre, es 'Pirelli' zu nennen, was übrigens Mario Isola, der Chef der Pirelli-Firma, sehr zum Lachen brachte, als ich ihm per WhatsApp schrieb: 'Ich stelle Dir Pirelli vor' (lacht). Dank meiner Schwester habe ich in den letzten Jahren wieder große Freude am Umgang mit Pferden gewonnen. Ich liebe das sehr. Dies ist der familiäre und persönliche Teil."
24H: "Und wie sieht es mit dem Rennsport aus?"
JF: "Vor etwa vier Jahren hatte ich das Glück, zu einem Besitzerabend in Vincennes eingeladen zu werden. Das war mein erstes Mal auf einer Rennbahn überhaupt, und man sagte mir: 'Wenn Sie Lust haben, können Sie gerne kommen und den Trabrennsport kennenlernen.' Ich ging also nach Vincennes und hatte einen großartigen Abend. Ich genoss den Kontakt zu den Tieren und traf Menschen, die zum Topniveau des Trabrennsports gehören: Trainer, Besitzer, Fahrer...und sah Pferde von absoluter Schönheit. Die Atmosphäre war sehr besonders und ich fühlte mich sofort wohl in Vincennes. Dort lernte ich auch Marine Costabadie kennen. Wie sollte man sich mit Marine nicht verstehen? Der Kontakt war sofort gut, wir tauschten uns über viele Themen aus. Sie begann, mir die Welt der Traber zu erklären, und ich war sofort begeistert.
Einige Monate später kam ich zum Prix d’Amerique zurück. Natürlich war das ein ganz besonderer emotionaler Moment. Es war ein wunderbarer Tag und für mich eine zweite Etappe. Die dritte Etappe war ein Besuch in den Stallungen von Sebastien Guarato vor dem nächsten Prix d’Amerique. Er bereitete gerade Face Time Bourbon vor, der leider kurz vor dem großen Rennen ausfallen musste. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Arbeit und Pflege in dieses außergewöhnliche Pferd investiert wird. Sebastien erklärte mir, wie er arbeitet und junge Pferde bis zum höchsten Level entwickelt.
Diese Begegnung war entscheidend. Marine und ich sagten uns damals, dass wir eines Tages gemeinsam den Schritt wagen könnten. Sie erklärte mir, dass es eine ganz andere Art sei, die Emotionen eines Rennens und Wettbewerbs zu erleben – und ich bewahrte das in meinem Hinterkopf. Und offenbar auch Sebastien... 'Ich werde Dich informieren, falls sich eine Gelegenheit ergibt, etwas zu machen', hatte er mir einmal gesagt. Und bei einem Besuch im Februar, zusammen mit Marine und ihrem Mann Pierre, sagte Sebastien zu uns: 'Da ist vielleicht ein Jährling dabei, der etwas Besonderes an sich hat.' Aber Sebastien ist jemand, der sehr vorsichtig ist. Wahrscheinlich auch ein Grund, warum wir uns so gut verstehen. Er vergisst nicht zu betonen, dass wir mit Lebewesen arbeiten und das es nicht ausreicht, nur einen guten Eindruck zu haben, um schon alles gewonnen zu haben. Er verkauft einem keine Träume.
Er war der Erste, der mir sagte: 'Julien, wenn Du das Abenteuer Besitzer erleben willst, musst Du langsam und schrittweise vorgehen und zuerst einen kleinen Schritt machen, um diese Welt erst einmal kennenzulernen.' So hat er uns New Success vorgestellt. Und ehrlich gesagt kann ich sagen, als er aus den Stallungen kam und er ihn uns präsentierte, hatte ich sofort einen riesigen Herzschlag. Ich sagte zu Marine: 'Was für ein schöner Hengst, mit einem wirklich tollen Kopf, einem frechen Ausdruck und viel Ausstrahlung.' Ja, wirklich die Definition eines echten Herzensprojekts. Wir konnten etwas Zeit mit ihm in einer größeren Box verbringen, und er war super verschmust und sehr umgänglich im Kontakt.
Auf der Rückfahrt haben wir schon fast so darüber gesprochen, als wäre es bereits beschlossen. Es war einfach offensichtlich. Und so haben wir den Schritt gemacht. Ich bin umso zufriedener, weil ich das gemeinsam mit Marine tue: Wir schätzen uns sehr und sie begleitet mich, indem sie mir viel über die Pferdewelt beibringt. Sebastien ist sehr eingespannt durch seine Arbeit, deshalb möchte ich ihn nicht alle paar Tage stören und fragen: 'Wie läuft das eigentlich?' Nein, ich will ihn nicht nerven. Wir halten uns also auf dem Laufenden, aber eher in sportlicher Hinsicht. Und er erklärt mir, wie er die Entwicklung von New Success sieht."
24H: "Was ist Ihr Ziel als Pferdebesitzer?"
JF: "Mein einziges Ziel ist es, Freude zu haben und ein Abenteuer so nah wie möglich am Tier und umgeben von den richtigen Menschen zu erleben. Und ich habe wirklich das Gefühl, dass ich alles zusammengebracht habe, was ich für dieses erste Abenteuer im Miteinander brauche. Das ist entscheidend. Es hätte keinen Sinn, dies mit Leuten zu machen, die ich nicht kenne oder nicht spüre. Noch einmal: Ich mache das aus Freude, eine neue Emotion zu erleben, eine Umgebung zu entdecken, die eigentlich nicht meine ist und die mir als Kind sogar Angst gemacht hat. Das sagt schon viel! Für mich gibt es keine andere Herangehensweise, als die Dinge zu fühlen. Ich liebe es, wenn Sebastien mit mir über Technik und Gangart spricht. Ich möchte morgen, wenn ich ein Rennen sehe, verstehen, was gerade passiert.
Das erinnert mich an eine ganz andere Erfahrung: Als ich 2016 die Olympischen Spiele in Rio für Canal+ kommentiert habe, war ich komplett neu im Rudersport. Ich habe bei Null angefangen und mich sechs Monate lang vorbereitet. Ich habe Verbände, Vereine und Trainingszentren besucht, bin morgens um acht auf den Seen gewesen und habe die Athleten neben den Trainern beobachtet, wie sie ihre Beine und Arme bewegen. Genau das möchte ich auch jetzt lernen: beobachten und verstehen, zum Beispiel die Gangart eines Pferdes, seine Dehnung, ob es den Kopf senkt oder nicht. Das ist ein so technischer Sport. Ich bin generell fasziniert von Spitzensport, und genau das möchte ich erleben. Ich mag den Wettkampf. Der sportliche und technische Aspekt einer Sportart reizt mich.
Aber ich möchte in ein paar Tagen auch einfach mal in den Stall gehen, um New Success zu streicheln, Zeit mit ihm zu verbringen, ihn berühren und spüren zu können und ihm zu sagen, dass ich stolz auf ihn bin. Es gibt wirklich diesen doppelten Aspekt beim Pferd. Es ist sowohl ein Lebewesen, als auch eine 'Maschine'. Es ist der Athlet und zugleich der Motor seiner eigenen Leistung."
24H: "Wie haben Sie das Rennen von New Success letzten Sonntag erlebt?"
JF: "Das Rennen war um 14 Uhr angesetzt, also genau bevor ich für den Grand Prix von Ungarn auf Canal+ live gehen musste. Ich war bereit, hatte mein Mikrofon, meine Ohrhörer, die Generalprobe war gerade vorbei... Und was lustig ist: Es war mein 400. Formel 1-Grand-Prix, deshalb hat Canal+ in den sozialen Netzwerken einen Beitrag mit einem GIF gemacht, auf dem man mich sieht, wie ich mit gesenktem Kopf auf mein Handy schaue und dann zur Kamera blicke. Genau in dem Moment habe ich erfahren, dass wir gewonnen haben. Marine hatte mir eine Nachricht geschickt. Der Tweet von Canal+ zum 400. Grand Prix zeigt also mich, wie ich gerade realisiere, dass New Success in La Ferte-Vidame gewonnen hat!
Wir gingen kurz danach live, das Timing war also perfekt! Es war gut, dass das Rennen das erste des Tages war, so konnte ich mich danach trotzdem auf den Grand Prix konzentrieren, aber mit der Freude über die Nachricht im Kopf. Ich war so glücklich. Yoann (Lebourgeois) war super nett: Er hat mir eine lange Sprachnachricht geschickt, in der er mir seine Eindrücke und Gefühle schilderte. Er hat mir sogar ein kleines Video nach dem Sieg geschickt. Und gestern Abend haben wir ausführlich telefonisch besprochen, wie er das Pferd erlebt hat. Das ist super nett, denn ich bin, wie gesagt, ein Neuling in dieser Welt."
24H: "Wie sehen Sie die Pferderennen?"
JF: "Vielleicht klingt das naiv, aber so ist es für mich: Ich möchte, dass mein Pferd glücklich ist. Und ich weiß, dass 'Seb' da genauso denkt. Ich wünsche mir und hoffe, dass New Success ein großartiger Athlet wird und eine erfolgreiche Karriere macht. Aber Sebastien ist sehr vorsichtig und darauf bedacht, alles richtig zu machen. Aufgrund meiner völligen Unkenntnis in diesem Bereich werde ich mich immer hinter ihn stellen, auch wenn ich hoffe, dass ich nach und nach dazulerne. Er ist derjenige, der jeden Morgen um fünf Uhr mit den Pferden arbeitet - nicht ich. Ich würde niemals behaupten, ich wüsste besser, was das Pferd tun sollte oder was gut für es wäre. Er ist der einzige Fachmann, wahrscheinlich einer der besten, wenn nicht der beste Trainer im Trabrennsport. Ich vertraue ihm und wir sind uns einig, dass das Pferd wachsen und sich entwickeln muss. Es muss bei guter Laune bleiben, denn wir haben schon Situationen gesehen, wo... Und das ist genau das, was ich mit New Success vermeiden möchte. Super, er hat sein erstes Rennen gewonnen, darüber freuen wir uns, aber es war erst das erste Rennen. Im Leben eines Pferdes kann so viel passieren, deshalb muss man bescheiden und ruhig bleiben und immer die besten Entscheidungen für das Pferd treffen. Ich weiß, dass 'Seb' das tut und weiterhin tun wird. So sehe ich die Rennen. Man versucht, ein Pferd bestmöglich zu begleiten: Hat es Potenzial und kann es das entwickeln, ist es fleißig und hat Hunger darauf, auf die Rennbahnen zu gehen und sich mit anderen zu messen, dann begleitet man es und erlebt großartige Emotionen. Was mich heute am meisten antreibt, ist, dass ich fast jeden Tag mit Marine darüber sprechen kann."
24H: "Wie sehen Sie die Medienpräsenz der Rennen?"
JF: "Ich habe noch nicht genug Einblick, um mir eine klare Meinung zu bilden. Was mir dazu einfällt, ist das, was heute rund um die großen Rennen gemacht wird. Diese sind zwar nicht die einzigen Highlights im Trab- oder Galopprennsport, aber natürlich hört ein Neuling wie ich zuerst von den großen Rennen. Und ich sehe, was die Organisatoren tun, um daraus eine große Show zu machen. Die Formel 1 hat dasselbe gemacht.
Hochleistungssport muss auch eine Show mit Spannung sein. Das habe ich beim Prix d’Amerique gesehen: Es wird zu einem großen Event, ganz wie bei der Formel 1, die das Motto verfolgt, dass jeder Grand Prix ein Super Bowl sein soll, ein außergewöhnliches Ereignis. Man sieht heute, dass auch jedes große Rennen zu so einer Show wird. Aber natürlich können nicht alle Rennen der Welt jeden Sonntag ein Super Bowl sein. Auch die kleineren Rennen sind wichtig für das gesamte Ökosystem. Ehrlich gesagt habe ich aber nicht genug Erfahrung, um dazu eine definitive Meinung zu haben. Ich glaube jedoch, dass man sich von den Besten in jedem Bereich inspirieren lassen kann. Dabei geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um gesunden Menschenverstand und Organisation. Exzellenz sollte eine Inspiration sein, und davor darf man keine Angst haben. Wenn ich meine Welt der Formel 1 verlasse und zu Rallycross-Rennen gehe, ein populärer Sport der natürlich nicht die Medienpräsenz oder Zuschauerzahlen der Formel 1 hat, dann versuche ich trotzdem, einige der dort bewährten Regeln und Ideen anzuwenden."
New Success wurde 2023 geboren und ist bereits kastriert. Er stammt von Boccador De Simm aus der ungeprüften Era De La Mesliere (v. Jam Pridem), die mit ihm ihren zweiten Nachkommen zur Welt gebracht hat.
Wer wäre... in der Formel 1?
Yoann Lebourgeois?
"Charles Leclerc, denn er hat das Gefühl für unser Pferd New Success in seinen Händen."
Sebastien Guarato?
"Toto Wolff, der große Boss des Mercedes-Teams, der alles organisiert und die Fäden in der Hand hält."
Marine Costabadie?
"Margot Laffitte, weil sie sowohl Journalistin als auch erstklassige Beobachterin ist und selbst Rennfahrerin. So wie Marine Pferdebesitzerin ist und damit auch involviert."
New Success?
"Der McLaren - die Maschine!"
Zum Abschluss: "Wenn Sie einen Spruch für New Success kreieren könnten, wie würde der lauten?"
JF: "Dann wäre das eher ein Wunsch: 'Sei glücklich, hab Spaß, genieß es!' Er hat so einen schelmischen Blick, da möchte man ihm sagen: Mach weiter so, bleib glücklich."
Der Rahmen des Interviews
Es brauchte nur einen kleinen Gefallen von Pierre Costabadie, Fotograf unter anderem für die Agentur Scoopdyga, um an die Kontaktdaten von Julien Febreau zu kommen. Und nur eine einzige Nachricht, um einen Anruf von ihm zu erhalten. Und das, während er gerade erst aus Budapest zurückgekehrt ist, wo er das gesamte Formel 1-Grand-Prix-Wochenende verbracht hat.
Schwarz-Weiß kariert - was sonst?
Die Wahl der Renndressfarbe durch Julien Febreau ist voller Bedeutung: Er wollte eine Verbindung zwischen seiner Welt der Formel 1 und der der Pferderennen schaffen, indem er eine Renndressfarbe in den Farben der Zielflagge, schwarz-weiß kariert, mit weißen Ärmeln, schwarzen Bändern und schwarzer Kappe auswählte, zollt er der gemeinsamen Leidenschaft für den Motorsport Tribut. Ein schönes Symbol für die Brücke zwischen seinen beiden Leidenschaften.