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Clare Kelly: "Wenn ein Jährling nicht von einem gefragten Hengst stammt, muss er körperlich aus der Masse herausstechen"

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Einen Monat vor dem Start der Jährlingsauktionen, die von verschiedenen Veranstaltern organisiert werden, stellt LeTrot in einer Serie Züchter und Gestüte vor. Die Protagonisten dieser sechsteiligen Serie sind in der Regel bei mehreren Verkaufsterminen vertreten, arbeiten im selben Bereich, verfolgen dabei aber oft unterschiedliche Ansätze in einem Beruf mit vielen Facetten.

Der letzte Teil dieser Serie über Vorbereitungstrainer für die Jährlinge hat einen britischen Akzent. Clare Kelly stammt ursprünglich aus England, lebt aber seit vielen Jahren in Frankreich. Sie hat sich in La Cochere, in der Nähe von Nonant-le-Pin, niedergelassen, wo sie mit dem Trainer Cyril Godard zusammenlebt. Pferde begleiten sie seit frühester Kindheit durch den Alltag. "Mit drei Jahren bin ich mit meinem Papa über die Weiden gelaufen. Ich glaube, schon damals hat sich mein Blick für Pferde geschärft", erzählt sie. Nach einer Zeit im Bereich der Reitpferde hat Clare Kelly sich der Vorbereitung von Traberjährlingen verschrieben. Ohne zu ahnen, wie sehr sich diese Tätigkeit entwickeln würde: "Ich habe damit angefangen, weil ich es liebe, die Pferde "in ihre Hochzeitskleider zu stecken". Anfangs habe ich das für zwei oder drei Kunden gemacht, und es lief sehr gut. Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich eines Tages 30 Jährlinge in Deauville haben würde."

24H Au Trot: "Wie würden Sie Ihre Tätigkeit beschreiben?"

Clare Kelly: "In diesen sehr intensiven zwei Monaten ist man im Grunde ein persönlicher Coach. Nur eben nicht für einen, sondern für 28 Jährlinge in Deauville und 20 in Caen. Man muss jedes einzelne Pferd im Blick haben und gleichzeitig alle im Auge behalten. Die Vorbereitung ist individuell auf jedes Pferd abgestimmt. Sowohl was das Training, als auch die Fütterung betrifft. Manche verkraften das Training besser, andere brauchen mehr Eiweiß oder Vitamine. Deshalb nehme ich nie mehr als 30 Jährlinge pro Auktion für diese persönliche Betreuung an. Und man muss sie schnell einschätzen können, denn zwei Monate sind sehr wenig Zeit."

24H: "Wie blicken Sie auf das aktuelle Verkaufsjahr? Wie ist Ihre allgemeine Stimmungslage?"

CK: "Ich bin optimistisch, was meine Gruppe an Jährlingen betrifft. Vor Beginn der Vorbereitung hätte ich nicht gedacht, dass wir so gut ausgestattet sind. Aber letztlich finde ich, dass wir eine schöne Gruppe haben. Einige Pferde sind auch optisch sehr ansprechend, obwohl sie nicht unbedingt aus großen Blutlinien stammen. Ich selbst wähle die Jährlinge nicht aus. Meine treuen Kunden haben immer einen Platz bei mir. Danach gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ist die maximale Zahl erreicht, nehme ich keine weiteren auf.  Allgemein spüre ich unter den Züchtern und Verkäufern etwas Unsicherheit angesichts der Lage in der Branche. Aber Auktionen sind immer unberechenbar, egal, ob die Rahmenbedingungen gut oder schlecht sind. Deshalb ist es aus meiner Sicht unmöglich, im Voraus zu sagen, wie es laufen wird."

24H: "Wie hat sich Ihr Kundenstamm in den letzten Jahren entwickelt?"

CK: "Ich arbeite viel mit "kleinen" Züchtern, also solchen, die nur wenige Zuchtstuten und entsprechend wenige Fohlen pro Jahr haben. Dieses Jahr habe ich wieder einen festen Kern von Kunden, die mir seit vier oder fünf Jahren treu sind, wobei einige mal ein Jahr ohne Jährlinge bleiben, aus unterschiedlichen Gründen. Dazu kommen neue Kunden, wie das Gestüt "Bourbon". Ich bekomme immer mehr Anfragen. Dieses Jahr musste ich ein Dutzend Jährlinge ablehnen. Ich habe ein Team um mich, aber die Verantwortung für den Betrieb liegt allein bei mir. Ich bin rund um die Uhr im Stall. Und das ohne den ganzen Papierkram mitzuzählen. Man muss sich klare Grenzen setzen, um weiterhin gute Arbeit leisten zu können."

24H: "Haben sich die Erwartungen am Markt, sowohl von Verkäufern als auch Käufern, zuletzt verändert? Und wenn ja, wie haben Sie darauf reagiert?"

CK: "Ich habe den Eindruck, dass die Käufer, ohne das negativ zu meinen, immer höhere Ansprüche an die Qualität der Jährlinge stellen. Deshalb empfehle ich allen meinen Kunden, die Pferde mit einem vollständigen tierärztlichen Gutachten vorzustellen."

24H: "Glauben Sie also, dass man heute nicht mehr auf tierärztliche Gutachten und Videos verzichten kann?"

CK: "Ich denke, nein. Das geht nicht mehr. Tierärztliche Unterlagen sind mittlerweile unerlässlich. Pferde, die ohne solche Dossiers angeboten werden, sind klar im Nachteil. Es ist auch eine Art, alle Beteiligten zu schützen. Für die Verkäufer bedeutet es zum Beispiel, dass sie ihren Preis gegebenenfalls anpassen können. Die Käufer wiederum wissen genau, was sie kaufen. Es ist eine Frage der Transparenz, und die ist sehr wichtig. Natürlich muss man verstehen, dass das für die Züchter ein erheblicher Kostenfaktor ist. Zumal zu Jahresbeginn ein erster Gesundheitscheck erfolgt, und die Röntgenaufnahmen für die Auktion müssen dann nochmals etwa zwanzig Tage vor dem Verkaufstermin gemacht werden. Aber ich bin der Meinung, dass es sich lohnt. Auch Videos und Fotos sind unverzichtbar. Ich persönlich finde es wichtig, die Pferde direkt vor Ort zu sehen, aber Video und Bildmaterial geben einen ersten Eindruck, der oft entscheidend ist. Die Tage, an denen die Aufnahmen gemacht werden, sind deshalb auch sehr arbeitsintensiv und stressig."

24H: "Welchen Rat würden Sie einem jungen Züchter geben, der gerade mit dem Ziel startet, seine Zucht zu verkaufen?"

CK: "Ich würde raten, bei der Wahl der Hengste auf Trends zu achten, denn es ist schwierig, sich bei einer Auktion gegen die Mode zu stellen, auch wenn man natürlich nie genau weiß, wie sich junge Deckhengste entwickeln. Wenn ein Jährling nicht von einem gefragten Hengst stammt, muss er körperlich wirklich aus der Masse herausstechen. Und vor allem würde ich empfehlen, gute Mutterstuten zu haben. Denn aus meiner Sicht machen sie 90% des zukünftigen Jährlings aus."

24H: "Woran messen Sie persönlich den Erfolg Ihrer Verkäufe?"

CK: "Daran, ob meine Kunden mit dem Verkauf zufrieden sind. Das ist für mich das Entscheidende. Wenn man mit nur 50% verkauften Pferden zurückkommt, ist das eher enttäuschend. Wenn wir aber 70% verkaufen, dann bin ich sehr zufrieden."

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