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Interview mit Maren Hoever zur Situation im Dt. Trabrennsport

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News Trab, 06.12.22

 

(agr) Hallo Frau Hoever, das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Welches Fazit ziehen sie als HVT-Präsidentin?

 

Manches hatten wir uns für 2022 vorgenommen und geplant, so auch z.B. Regional-Konferenzen bzw. Info-Veranstaltungen. Allerdings konnten wir nicht ahnen, was uns in den vergangenen Monaten noch so alles begegnet ist! Die Pandemie hat vieles erschwert und verändert, hinzugekommen sind die Energiekrise, Inflation und der Ukrainekrieg. Seit nahezu 3 Jahren befinden wir uns im Krisenmodus und ein Ende ist nicht absehbar – das war und wird eine große Bewährungsprobe für uns alle.

Ich bin für Information, möglichst in Gesprächsrunden – mancher Unmut kann damit vermieden werden. Mein Motto im Berufsleben war immer: „Informiere deine Mitarbeiter/Kunden und du kannst nicht verhindern, dass sie Verantwortung übernehmen!“ Dieses persönliche Ziel habe ich durch die oben genannten Gründe leider nicht erreicht.

 

Welche Ziele hat der Verband 2022 erreicht und wo gibt es noch etwas zu tun?

 

Der Tierschutz hat uns immer wieder vor große Herausforderungen gestellt. Gerade das Thema Peitscheneinsatz und Training von Jährlingen und zweijährigen Pferden hat uns massiv gefordert. Der HVT war und ist in vielen verbandsübergreifenden nationalen Arbeitsgruppen vertreten und stimmt sich hier beispielsweise mit dem deutschen Galopprennsport eng ab. Wir haben alle größtes Interesse, unsere Außendarstellung im Bereich Tierschutz zu verbessern.

Für die Dreijährigen konnte eine höher dotierte Rennserie „powerd by PMU“ als Aufbau-Programm ins Leben gerufen werden. Rund 100.000 Euro aus PMU-Erlösen wurde hier an die Züchter und Besitzer inländischer Dreijähriger ausgeschüttet. Hier wird es hoffentlich auch in den Jahren 2023/24 ein weiteres, für Besitzer und Züchter interessantes Angebot geben, in das auch Rückmeldungen aus der HVT-Mitgliederversammlung eingebaut werden! Die Gespräche werden gerade geführt.

Dann hat das Tagesgeschäft (von vielen unterschätzt) trotz personeller Engpässe weiter in den einzelnen Abteilungen funktioniert. Auf diesem Wege ein großes DANKESCHÖN an alle Mitarbeiter!

Die Erwartung an den HVT, der Vermarkter des Trabrennsports zu sein, können wir nicht erfüllen. Auch Wettanbieter sind „nur“ der Vermarkter der Wette und nicht des Sports.

Mir war wichtig, dass wir mehr Öffentlichkeit herstellen. So gehen z.B. monatliche Presse-Newsletter mit angesagten Highlights an über 120 Adressen raus. Dort finden die Journalisten auch die Termine und ihre für die Pressebetreuung zuständige Kontaktperson der jeweiligen Rennbahn. Zweimal in der Woche wird ein allgemeiner Newsletter mit Vor- und Nachschauen aller Rennveranstalter sowie div. News an über 350 Abonnenten per Mail versendet und die Anzahl wächst erfreulicherweise. Nicht alle Trabrennsport Interessierte sind regelmäßig im Internet unterwegs und schauen Facebook …so muss niemand etwas verpassen. Mit den Angeboten der Rennveranstalter und vielen privaten Initiativen von Aktiven in den sozialen Medien erreichen wir damit viele Interessierte innerhalb und außerhalb des Rennsports.

Um es auf den Punkt zu bringen: Es gibt immer und überall was zu tun!

 

Anfang des Jahres feierte man das Comeback von Jübek. 2023 sucht man Jübek aber vergeblich im Veranstaltungskalender. War das nur ein Strohfeuer?

 

Der Rennverein Jübek möchte seine Rennveranstaltung gerne etablieren. Aber wie bei den „Großen“ ist es manchmal auch bei den „Kleinen“. Das Stadion in Jübek ist ein sehr beliebter Event-Austragungsort. Somit ist auch hier die Terminfindung zwischen Gemeinde und anderen Veranstaltern nicht so einfach. Diese Terminsitzung ist erst im Dezember anberaumt und dann muss alles auch noch in den großen Kalender der deutschen Trabrennvereine passen. Keine leichte Aufgabe für den Vorstand. Ich drücke den Organisatoren die Daumen!

 

Wenn es um 2023 geht, so darf man natürlich auch die Terminierung nicht unerwähnt lassen. Es gab nach der Terminsitzung etwas Ärger wegen der Terminierung von Bedburg-Hau. Hätte man dieses Problem nicht schon vorab lösen können?

 

Bei der Terminvergabe war ich persönlich nicht anwesend. An diesem Tag ist von allen Rennvereinen sehr viel Flexibilität gefordert. Vorrang haben sog. „geschützte“ Renn-Termine wie das Derby, Breeders Crown, „Grosser Preis von Deutschland“, usw. Die PMU-Termine sind von Frankreich vorgegeben und haben ebenso Priorität, da damit für den deutschen Rennsport insgesamt Geld verdient wird. Darum herum werden die wichtigsten Rennveranstaltungen, bei denen auch Sponsoren Berücksichtigung finden müssen, festgelegt. Im Sommer kommen die beliebten C-Bahn-Veranstaltungen dazu, die der Basis eine wunderbare Plattform geben und oft viele neue Zuschauer begeistern, andererseits aber den ganzjährig veranstaltenden Rennbahnen auch wieder Starter, Fahrer und zum Teil Personal entziehen und binden. Ich war in diesem Jahr in Bedburg-Hau und respektiere das große Engagement, diesen Renntag auf die Beine zu stellen! Nun gibt es ein Samstag/Sonntag-Thema, welches man meiner Meinung nach gerne vorher und intern hätte lösen können.

 

Und wenn wir schon bei Bedburg-Hau sind – ist das jetzt eine „B“-Bahn, oder eine „C-Bahn“? Und wo findet man Regularien dazu, ab wann eine Rennbahn welche Kategorie erhält?

 

In Deutschland gibt es die Einteilung der ganzjährig veranstaltenden Rennbahnen in A- und B-Bahnen, was praktisch lediglich Auswirkung bei der Startberechtigung von Amateurfahrern mit familieneigenen Pferden in offenen Rennen hat. Auch Pfarrkirchen zählt als B-Bahn. Alle ländlichen Veranstalter, die einmal oder wie Hooksiel bis zu dreimal im Jahr veranstalten, gelten als C-Bahnen. Hier können Amateure und Profis in gemeinsamen Rennen starten. Die Siege gelten aber nicht bei der Championatswertung. Ebenso haben Pferde die Möglichkeit von Doppelstarts.

Bedburg-Hau hat dank des Engagements von Uwe Zevens in diesem Jahr ein Grupperennen veranstaltet. Und um hier, bei diesem hohen Rennpreis und den langfristigen Einsätzen, beispielsweise zu verhindern, dass Amateurfahrer ohne Sieg gegen den Goldhelm oder Platinhelm-Träger antreten, wurde dieser „Kunstgriff“ angewendet. Sollte Bedburg-Hau dauerhaft die Kategorie-B erhalten wollen, müssen hier noch einige Standards wie Zeitmessung etc. eingeführt werden.

Aber vielleicht ist es im Rückblick in der Tat notwendig, dass sich HVT, Aktive und Rennveranstalter zum Thema Rennbahn-Kategorie einmal abstimmen und die Regularien neu definieren.

 

Auch 2023 gibt es mit Mönchengladbach und Berlin-Karlshorst wieder zwei Vereine, die keine PMU-Rennen erhalten haben. Angeblich wäre dies der Wunsch, bzw. die Vorgabe der PMU. Wieso und weshalb haben noch nicht einmal die Vereinsverantwortlichen erfahren. Gibt es hierzu keine schriftlich definierten Vorgaben, ab wann eine Rennbahn PMU-Rennen veranstalten darf?

 

Ich selbst bin in die gesamten Verhandlungen mit dem französischen Verband und der PMU nicht eingebunden, sondern unser geschäftsführendes Präsidiumsmitglied Heinz Tell. Und laut seiner Aussage hat die PMU mit einigen Rennbahnen scheinbar Probleme. Zudem drängen LeTrot und PMU jedes Jahr den HVT, die Anzahl der PMU-Rennveranstalter in Deutschland zu verringern, um den Wettkunden eine engere Bindung zu den einzelnen Bahnen zu schaffen. Mit aktuell fünf PMU-Rennbahnen hat Deutschland die breiteste Splittung der PMU-Renntage aller Frankreich-Partner, was aber in unserem Sinne ist, um die Rennpreise regional zu verteilen. Auf der anderen Seite erhalten Mönchengladbach und auch Berlin-Karlshorst Mittel aus dem PMU-Pool, um damit Renntage zu finanzieren und höher dotierte Prüfungen für Trotteur Francais anzubieten.

 

2023 fehlt ja auch Dinslaken im Veranstaltungskalender. Inwieweit war der HVT in die Verhandlungen mit der Stadt Dinslaken eingebunden? Was wird denn mit dem Verein und den angeblich vorhandenen Geldern passieren?

 

Sie benutzen hier das Wort „angeblich“. Das ist der Punkt! Der HVT ist hier weniger der Ansprechpartner als z.B. der Vorstand des Dinslakener Rennvereins. Wir haben die Diskussionen um die Verlängerung über das Jahr 2022 hinaus verfolgt. Die klare Entscheidung der Stadt, keine Rennveranstaltungen nach dem 01. Januar 2023, zu akzeptieren, bedaure ich persönlich sehr.

 

Angeblich will man in Gelsenkirchen einen Verein gründen, der u.a. auch in Dinslaken veranstaltet. Wie passt das damit zusammen, dass der Niederrheinischer Trabrennverein Dinslaken e.V. keine Rennen mehr beantragt hat, weil man dort 2023 angeblich nicht mehr veranstalten könne?

 

Auch hier bitte die „angeblichen“ Neugründer befragen. Ich kenne dieses Vorhaben auch nur vom Hörensagen.

 

Die Aktiven wurden in diesem Jahr bisher mit 70.315.- Euro an Strafen zur Kasse gebeten. Was genau passiert mit diesen Geldern? Und was genau passiert mit den bisher knapp 110.000.- Euro an einbehaltenen Züchterprämien?

 

Mit der großen HVT-Reform unter Max Stadler in den Jahren 2007 und 2008, für die es ja auch entsprechende Mehrheiten in der Mitgliederversammlung gegeben hatte, wurde beschlossen, dass die Strafenkasse in den HVT-Haushalt einfließt. Gleiches gilt für den Zuchtfond. Daraus werden züchterische Maßnahmen finanziert, wie die erste Einsatzzahlung in die Breeders Crown, Dopingbekämpfung als Beitrag zum Tierschutz und für die Sauberkeit der Zuchtleistungsprüfungen usw. Und ich darf auch einmal darauf hinweisen, dass die Gebühren für die Dienstleistungen des HVTs für Züchter, Besitzer und Aktive, wie Eintragungen,

Umschreibungen, Lizenzerteilung, usw. seit vielen Jahren stabil sind – bei stets steigenden Kosten.

 

Frau Hoever, vielen Dank für das Gespräch!

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