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Affäre "Horse Connection"

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News Frankreich Trab, 28.03.23


(hen) Vor einem Jahr hat sich das Leben von Galopper-Trainer Jean-Laurent Dubord gründlich geändert. Er wurde wegen Dopings angeklagt und versucht seitdem seine Lizenz zurückzubekommen und seine Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Im großen Interview mit dem Paris Turf bricht er nun sein Schweigen.

Am 22. März 2022 gegen 5.45h drangen die Ermittler in das Haus von Dubord ein. Er selbst war kaum aus dem Bett gestiegen, bevor die Polizei ihn festnahm. "Sie haben mich direkt auf den Boden gelegt, bevor sie mir Handschellen anlegten und mir befahlen, mich nicht zu bewegen", erinnert er sich schmerzhaft. "Sie suchten überall und fanden alle meine Pflegeprodukte, hauptsächlich Nahrungsergänzungsmittel. Im Stall baten sie meine Mitarbeiter an der Wand stehen zu bleiben, bevor sie einen Container entdeckten, in dem ich meinen Abfall lagerte. Darin befanden sich vor allem Päckchen mit Glukose, Rehydrationsmittel und Schläuchen, weil eines meiner Pferde im Stall eingegangen war und mein Tierarzt alles versuchte ihn zu retten. Sie breiteten alles auf einer weißen Decke aus und zückten ihre Kameras als hätten sie eine Trophäe in die Hände bekommen. In Wirklichkeit hatte ich den Müllcontainer einfach nicht geleert."


Bei der Befragung auf der Polizeistation von Bayonne wurden von ihm Fingerabdrücke genommen, bevor ihm mitgeteilt wurde, dass er das Recht zu Schweigen habe und sich an einen Anwalt hinzuziehen kann. "Ich habe geantwortet, dass ich keinen Anwalt brauche, weil ich nichts falsch gemacht habe. Außer einen schweren Fehler, ohne es zu wissen. Während der 48 Stunden im Gewahrsam verletzten sie mich. Es ist psychologisch so schwer. Sie zwingen Dich Dinge zu sagen und verdrehen die Fragen, damit Du sagst, was sie hören wollen. In meiner 24jährigen Karriere wurde noch nie ein Pferd positiv getestet, weder im Rennen, noch im Training. Und dann war es plötzlich so, als wäre ich der größte Doper der Rennsportgeschichte!" Im Rahmen seiner Anhörung erfährt er, dass die Polizei durch Telefonüberwachung auf ihn aufmerksam geworden ist.


"Die Sätze wurde aus dem Zusammenhang gerissen", betont er. "Mir wurde zum Beispiel vorgeworfen ein Pferd gespritzt zu haben, obwohl es Arnica war, ein auf Rezept verabreichtes Nicht-Doping-Produkt. Aber sie behielten nur den ersten Teil der Information, nicht den Zweiten. Ich war damals auch Bestandteil einer Steuerprüfung. Sie kamen also zu dem Schluss, dass ich, da ich dem Finanzamt Geld schuldete, meine Pferde gedopt habe, um Rennen zu gewinnen. Das ist natürlich völlig falsch. Mir wurde eine Berichtigung in Höhe von 40.000 Euro für nicht ausgewiesene innergemeinschaftliche Umsatzstuer auf den Rechnungen eines meiner im Ausland ansässigen Besitzer unterbreitet. Meine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat ihren Fehler eingeräumt und sich verpflichtet die Berichtigung zu zahlen."

"Warum kamen sie dann nach meiner Aussage um Mitternacht zurück in meine Zelle, um mich abzuholen? Sie schüttelten mich und forderten mich auf ein neues Dokument zu unterschreiben, in dem alles, was mich entlasten könnte, nicht mehr vorkam. Ich hätte nie unterschreiben dürfen, aber ich konnte nicht mehr klar denken. Als ich die Polizeistation verlassen habe, sehe ich mich noch wieder, wie ich verstört Passsanten anspreche, um mir ihr Telefon zu leihen, damit ich meine Frau Nicole erreichen kann. Ich hatte kein Handy mehr, kein Geld, nichts...an diesem Tag feierte mein Sohn Romain seinen 18. Geburtstag. Ich konnte nicht mehr..." (er unterdrückt seine Tränen)

Ist Dubord also unschuldig? Er räumt ein Fehler gemacht zu haben. "Konkret wird mir vorgeworfen Footix am 19. Januar 2022 in Cagnes-Sur-Mer Bronchix Pulmo gegeben zu haben. Für France Galop ist es ein Diuretikum, während es laut Produktblatt ein Nahrungsergänzungsmittel auf Basis ätherischer Öle ist, dass zur Lungenunterstützung von Pferden bestimmt ist, die bei Anstrengung bluten. Mir wird auch vorgeworfen am 16. Februar 2022 Arnica am Tag des Rennens bei Moon Dream verabreicht zu haben. Ich bestreite es nicht, aber es wurde in den Trainingsboxen gemacht und nicht auf der Rennbahn. Auf Anraten meines Tierarztes mit Rezept. Ich werde auch beschuldigt Medikamente ohne ärztliche Verschreibung verwendet zu haben, wie G4 (eine injizierbare Lösung aus Gentamicin, einem Antibiotikum), Omeprazol (gegen Geschwüre) und Nebulin (ein natürliches Produkt aus Kurkuma das zur Behandlung der Atemwege bestimmt ist). Bei den ersten beiden Medikamenten hatte ich immer Rezepte und bei dem Dritten benötigt es keines. Wo ich gegen den Renncode verstoßen habe und mich dafür gerechtfertigt habe, war, dass ich am Renntag kein Produkt verabreichen durfte. Ehrlich gesagt wusste ich das nicht. Aber rechtfertigt die Tatsache, dass ich am Renntag pflanzliche Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel gegeben habe, den Entzug meiner Trainerlizenz? Ich habe meine Pferde nie gedopt."


"Dabei kommt mir auch diese Anekdote in den Sinn. Während einer Anhörung sagte der Generalanwalt dem Richter, warum mein Pferd nicht vor dem Rennen gepinkelt hat, um Dopingmittel zu beseitigen. Ich antwortete das ein Spitzensportler immer mit einer leeren Blase antritt und das man einen Fußballer nie mitten im Spiel anhalten sieht, um am Spielfeldrand zu pinkeln. Wie kann man sich unter diesen Bedingungen wehren?" Verzweifelt schrieb Dubord Briefe an Brigitte Macron (Ehefrau vom Präsidenten), Eric Dupond-Moretti (Rechtsanwalt und Politiker) und Edouard De Rothschild (Präsident Galopperverband). "Ich bin in Therapie und nehme Medikamente. Es verghet kaum eine Nacht in der ich nicht schreiend aufwache. Was ich im Polizeigewahrsam erlebt habe, ist für das Leben eingraviert. Ich dachte nur eines: Selbstmord. Ehrlich gesagt würde ich das niemandem wünschen. Nicht einmal meinem schlimmstem Feind."


Während sein Anwalt nun vor den Gerichtshof ziehen will, sieht sich Jean-Laurent Dubord in der wirtschaftlichen Realität gefangen. "Ich bin der Sohn eines Arbeiters und habe alles selbst erreicht. Ich arbeite seit meinem 14. Lebensjahr im Rennsport und habe wirklich mit nichts begonnen. Ich kann nicht akzeptieren, dass mein Leben hier endet." Mit geröteten Augen hebt er den Kopf zum Himmel und fährt dann fort. "Ich wollte weiterkämpfen und meine Aktivität nicht einstellen. Die Schulden haben sich angehäuft und ich muss mich den Tatsachen stellen und früher oder später in die Insolvenz gehen."

Der 50jährige beklagt die fehlende Unterstützung aus seiner Berufswelt. "Der Trainerverband, dem ich angehöre und der Zivilklage eingereicht hat, musste über seinen Anwalt zu meinen Gunsten plädieren. Aber bei meinen letzten beiden Anrufen war niemand erreichbar. Offensichtlich verliert mein Fall an Glaubwürdigkeit. Wenn ich sehe was die Trabrennprofis im Südosten getan haben, um Yannick Alain Briand zu unterstützen, habe ich das Gefühl von allen verlassen zu werden."


Waren die Rennpisten früher sein zweites Zuhause, fährt er heute nicht mehr mit der gleichen Begeisterung dorthin. "Ich verstehe die Blicke der Menschen. Anfangs waren die Leute aus der Branche überrascht und dachten ich könne kein Doper sein. Aber da waren die belastenden und gegen das Ermittlungsgeheimnis verstoßenden Presseartikel, die mir sehr geschadet haben. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Leute müssen denken, dass ich geschummelt habe, weil ich meine Lizenz immer noch nicht zurückbekommen habe. Leider ist die Justiz langsam und meine Ehre ist zerstört. Wenn ich weiterkämpfe, dann auch dafür meine Würde wiederzuerlangen."


Zurück zu den Fakten


Jean-Laurent Dubord war einer der elf Personen (Trainer, Tierärtze, Apotheker), die wegen Besitz, Transport, Anstiftung und Beihilfe zur Verwendung von Substanzen oder Doping- oder Maskierungsverfahren angeklagt wurden für ein an einem Rennen teilnehmendes Pferd Betrug durch eine organisierte Bande und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung im Rahmen der großen Affäre "Horse Connection" begangen zu haben, die am 22. März 2022 aufgedeckt wurde. Am 24. März 2022 wurde ein Verbot des Betretens der Rennbahnen und Traingsstätten ausgesprochen, sowie ein Verbot der Ausübung des Berufs als Trainer. Nachdem Dubord gegen diese Verfügung am 29. März Berufung eingelegt hatte, durfte er nach einer gerichtlichten Überprüfung wieder Rennbahnen und Trainingszentren betreten. Zudem dürfte der nun 52jährige züchten, die Grundausbildung der Pferde machen und sogar wieder Rennen reiten, was in seinem Alter aber unwahrscheinlich erscheint. Am 30. Juni 2022 beantragte er die Sperre als Trainer aufzuheben, was eine Woche später abgewiesen wurde. Seine Berufungen vom 14. März 2023 wurden auch zurückgewiesen.

Die Anwältin von France Galop ist der Meinung, dass Jean-Laurent Dubord durch die Durchführung von verbotenen Praktiken einige Stunden vor dem Rennen die Regelmäßigkeit der Pferdewetten gestört hat und ein solches Verhalten die gesamte Rennsportbranche in Verdacht bringt. Durch die Verwendung von Arnica, Bronchix Pulmo, G4 und Nebulin (Anm. d. Redaktion: Produkte, die nicht als Doping gelten) gefährdete er die Sicherheit und Gesundheit der Pferde. Ohne ein Verbot als Trainer weiterzuarbeiten, wäre die Wiederholungsgefahr erheblich. France Galop beantragt deshalb die Aufrechterhaltung der Sperre. Auf die Bitte vom Paris Turf ein Update für diesen Fall zu bekommen, wollten France Galop und das Gericht von Bordeaux den Fortschritt des Verfahrens nicht kommentieren. Es wurde noch kein neuer Verhandlungstermin festgelegt.

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Wegen möglicher Fehler in der Übersetzung möchte ich in einem besonders heiklen Fall auf den Orginal-Artikel verweisen, wobei ich bei diesem Artikel gefühlt weniger Schwierigkeiten hatte, also eine große "Gewährleistung" auf Richtigkeit geben kann  😉

 

Eine eigene Meinung möchte ich aber noch ergänzen:

Jean-Laurent Dubord sagt, dass er nach 24 Jahren als Trainer nicht wusste, dass er am Renntag selbst keine Produkte verabreichen darf. Das halte ich für mehr als naiv oder eine Lüge. Das das verboten ist, weiß ich sogar mit meinem mehr als bescheidenem Wissensstand.

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