News Frankreich Trab, 23.07.2025
(hen) Im Juni wurde Marion Huge (46) zur Generaldirektorin des Internetanbieters ZEturf ernannt, dem größten Herausforderer der PMU. Im ausführlichen Interview mit dem ParisTurf erklärt sie ihren Weg, ihre Aufgaben, ihre Visionen und warum ZEturf grundsätzlich kein Konkurrent zur PMU ist.
ParisTurf: "Wie verlief Ihre bisherige berufliche Laufbahn?"
Marion Huge: "Ich habe meine Karriere bei KPMG begonnen, bevor ich vor fast 20 Jahren zur Französischen Lottogesellschaft FDJ gewechselt bin. Innerhalb der FDJ-Gruppe habe ich verschiedene Funktionen übernommen. Unter anderem war ich Direktorin für Regulierung und öffentliche Angelegenheiten während der Privatisierung der FDJ. Zuletzt war ich, nach der erfolgreichen Übernahme von Kindred (in Frankreich bekannt unter der Marke Unibet), für die Integration des schwedischen Unternehmens in die Gruppe FDJ UNITED verantwortlich. Diese Erfahrungen haben mir ein tiefes Verständnis für die Glücksspielbranche aus strategischer, regulatorischer und operativer Sicht vermittelt. Heute setze ich diesen Weg bei ZEturf fort. Mit dem Ziel, eine starke Marke in einem sich wandelnden Umfeld weiterzuentwickeln."
PT: "Was sind Ihre Aufgaben in Ihrer neuen Position?"
MH: "ZEturf, ein Spezialist für Online-Pferdewetten, wurde 2023 von FDJ UNITED übernommen. Es gehört jetzt zur "Business Unit", die alle Wettbewerbsaktivitäten im Bereich Wetten und Online-Spiele umfasst. Meine Aufgabe ist es, mit Unterstützung der Gruppe: die Attraktivität des Wettangebots im Bereich Pferderennen zu stärken, das Geschäft in Frankreich und Europa sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich auszubauen und die Bekanntheit der Marke ZEturf weiter zu steigern."
PT: "Warum haben Sie sich entschieden, bei ZEturf in den Pferdewettbereich einzusteigen?"
MH: "Das war zunächst eine einmalige berufliche Gelegenheit in einem überschaubaren Unternehmen mit einem dynamischen Mutterkonzern zu arbeiten, dass in einem großem Entwicklungstempo, konkreten Projekten auch Freiraum für Innovation hat. Mich hat die Energie der ZEturf-Teams sofort begeistert: Es sind kompetente, hochengagierte Fachleute, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben. Darüber hinaus hat der Pferdesektor für mich eine besondere Bedeutung. Es ist eine faszinierende Welt, reich an Geschichte und Kultur, die unterstützt und modernisiert werden muss. Pferdewetten finanzieren die gesamte Rennsportbranche. Diese gesellschaftliche Verantwortung entspricht stark der DNA von FDJ UNITED, dass ebenfalls gemeinnützige Zwecke unterstützt."
PT: "Haben Sie eine persönliche Verbindung zum Pferderennsport?"
MH: "Ich bin gewissermaßen "neu" in dieser Welt voller Tradition und Leidenschaft. Aber mit zwanzig Jahren Erfahrung in der Glücksspielbranche verfüge ich über alle Hebel, um diese Aufgabe zu meistern. Ich leite das Unternehmen heute mit Demut, Disziplin und Ehrgeiz. Was mich besonders motiviert, ist das Thema Tradition und Wandel: Wie können wir ein traditionsreiches, lokal verankertes Kulturgut in die digitale Welt und an die Erwartungen neuer Generationen anpassen? Das ist eine großartige Herausforderung. Und ich freue mich, sie mit einem erfahrenen und engagierten Team anzugehen."
PT: "Was sind die Ziele von FDJ UNITED im Bereich der Pferdewetten? Wird es große Investitionen geben?"
MH: "Das Ziel von FDJ UNITED mit ZEturf ist klar: unsere Position auf dem französischen Markt dauerhaft zu stärken, wo ZEturf bereits eine bekannte und solide Marke ist, und das Wachstum im europäischen B2B- und B2C-Geschäft zu beschleunigen. Wir investieren in Technologie, insbesondere zur Verbesserung der Nutzererfahrung, in Spielinnovation und in die nahtlose Verknüpfung verschiedener Spielwelten. Seit dem 30. Juni sind die Konten von ParionsSport En Ligne und ZEturf vereinheitlicht. Spieler können jetzt mit einem einzigen Konto und einer gemeinsamen Geldbörse sowohl auf Pferderennen als auch auf Sportereignisse wetten und problemlos zwischen den Apps oder Webseiten wechseln. Das ist ein wesentlicher Hebel, um die Spielerbasis zu erweitern und zu diversifizieren. Dieser Weg wird mit der Integration von Unibet Frankreich ab 2026 konsequent fortgesetzt. Auch wenn der Online-Pferdewettmarkt seit 15 Jahren von der PMU dominiert wird, sind alternative Anbieter wie wir entscheidend, um den Markt zu beleben, Innovationen voranzutreiben und aktiv zur Finanzierung der Branche beizutragen. Seit 2010 hat ZEturf über 110 Millionen Euro an die Rennsportbranche abgeführt."
PT: "Gibt es demnächst neue Funktionen oder Produkte?"
MH: "Innovation ist für alternative Anbieter wie ZEturf unverzichtbar. Nach dem Start des Sofortauszahlungs-Feature Ende 2024 und einer neuen ZEturf-App Anfang 2025, wird in den nächsten Tagen die neue Funktion "Coup de pouce" eingeführt. Eine vereinfachte Möglichkeit, auf Pferderennen zu wetten, mit intuitiverer Benutzerführung. Ich kann noch nicht alles verraten, aber eine neue Wettart befindet sich in der Entwicklung und soll zum Wintermeeting bereitstehen.
Kundenzufriedenheit bleibt zentral: Einerseits geht es darum, Wettneulinge mit einfacheren Angeboten und klaren Einstiegswegen besser zu begleiten. Andererseits wollen wir erfahrenen Spielern mehr Tiefe bieten. Durch neue Wettformate oder erweiterte Funktionen. Angesichts des stark wachsenden Sportwettenmarkts hat der Pferdewettmarkt keine andere Wahl, als innovativ zu sein. Es geht nicht darum, alles umzukrempeln, sondern sich klug weiterzuentwickeln."
PT: "Wie ist der Stand in Bezug auf die Klage der PMU vor dem Pariser Wirtschaftsgericht?"
MH: "Das Verfahren läuft. Wir verfolgen es mit Ernst und Verantwortung. ZEturf handelt im Einklang mit den geltenden Gesetzen und den Vorgaben unseres Regulators ANJ, ebenso wie im Rahmen der Auflagen der französischen Wettbewerbsbehörde bei der Übernahme von ZEturf und Kindred. Die von FDJ UNITED eingegangenen Verpflichtungen werden mit größter Sorgfalt eingehalten. Wir bewegen uns in einem offenen, wettbewerbsorientierten Markt, der seit 15 Jahren existiert und in dem jeder Anbieter das Recht haben sollte, ein attraktives und innovatives Angebot zu machen - unter Einhaltung klarer Spielregeln. Wir setzen uns nachdrücklich für fairen und transparenten Wettbewerb ein."
PT: "Warum, glauben Sie, geht der Markt für Pferdewetten im Jahr 2025 weiter zurück?"
MH: "Der Rückgang lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Dies ist bereits seit einigen Jahren zu beobachten: Der Pferderennsport hat an Sichtbarkeit und Attraktivität verloren, vor allem bei den jungen Generationen. Im Mainstream-Medienbereich sind Pferderennen kaum noch präsent, während Sportwettbewerbe dort dominieren. Dabei hätte der Rennsport enormes Potenzial. Sportlich, medial und emotional. Und nicht zuletzt hat sich das Wettbewerbsumfeld verändert: Sportwetten sind stark gewachsen, sie wirken einfacher, schneller und sind für viele Nutzer intuitiver zugänglich. Der Pferdewettmarkt muss sich diesen neuen Erwartungen anpassen, ohne seine Identität zu verlieren."
PT: "Gibt es aus Ihrer Sicht dringend notwendige Maßnahmen?"
MH: "Es gibt mehrere Hebel, die aktiviert werden müssen. Einige davon sind bereits in Umsetzung. Die "Turfisten", also unsere Stammwetter, bilden unser Fundament. Ohne sie wäre nichts möglich. Oft hört man, dass Pferdewetten zu kompliziert seien. Das stimmt nicht! Wir müssen beweisen, dass mit modernen, nutzerfreundlichen Funktionen jeder mitspielen kann, auch ohne Experte zu sein. Zudem müssen die Pferderennen besser in Szene gesetzt werden. Sie sind ein emotionales Live-Erlebnis, ein echtes Spektakel voller Leidenschaft. Dafür braucht es einen Perspektivwechsel, damit auch die breite Öffentlichkeit, vor allem die digitale Generation, wieder Lust bekommt, sich dafür zu interessieren und diesen Reichtum zu entdecken. Konkrete Partnerschaften zwischen ZEturf und den Rennbahnen könnten helfen, die Wettenden stärker mit dem Live-Erlebnis der Rennen zu verbinden. Ein weiterer entscheidender Hebel liegt in der Verknüpfung verschiedener Spielformen. Dank des gemeinsamen Nutzerkontos zwischen ZEturf und ParionsSport en ligne können Spieler nahtlos zwischen Sportwetten und Pferderennen wechseln und dabei neue Wettarten und Disziplinen entdecken. Es geht nicht darum, alles auf den Kopf zu stellen, sondern klug zu innovieren, Nutzergewohnheiten anzupassen und Freude am Wetten zu ermöglichen. In einem sicheren, verantwortungsvollen Rahmen, der gleichzeitig die gesamte Branche stärkt."