Der Einstieg für die Generation 2023 in die ersten Grupperennen, verlief gestern Abend in Vincennes ziemlich turbulent.
In der siebten Tagesprüfung begannen die Stuten im Prix Marcel Dejean. Die heiße Favoritin Nouba Du Bas Bosq begann am schnellsten und übernahm sofort von der Co-Favoritin Nereida das Kommando. Beim ersten Einbiegen vor die Tribüne machte im Hintergrund Noubadarche einen Fehler und stürzte dann außerhalb des Bildes. Der Kommentator hat es sofort und registriert und vermutete eine Neutralisierung des Rennens. Dies veranlasste die Rennleitung aber verzögert und erst Anfang der Gegenseite. Als sich das Feld schon auflöste, hat sich Nikaia Port anscheinend verpullt und kam auch noch zum Sturz.
Somit ging es für alle Teilnehmer noch einmal in den Stall. Mit 25 Minuten Verspätung wurde das Rennen erneut gestartet und wieder setzte sich Nouba Du Bas Bosq an Nereida vorbei an die Spitze. Diesmal hielt Franck Nivard aber ein wenig dagegen, was der Allaire-Farbe anscheinend ein paar zusätzliche Körner kosten sollte. Kurz vor Beginn der Schlussrunde legte sich die Bazire-Farbe Nikita Du Mouthieu mit Romain Congard im Sulky neben die führende Favoritin und servierte damit Novice Du Choquel ein perfektes Rennen. Ende gegenüber begann Congard sogar ein wenig Druck auszuüben. Nouba Du Bas Bosq schien im letzten Bogen sogar ein wenig unter Druck zu geraten. Aber ab der Einlaufecke konnte sie von Yoann Lebourgeois bequem beschleunigt werden, um in 16,4 sicher nach Hause zu kommen. Angesichts des "Vorprogramms" war dies eine sehr reife Leistung der Galius-Tochter, die beim vierten Start den vierten Sieg feiern konnte.
"Wir sind ziemlich flott gestartet", erklärte Lebourgeois im Anschluss. "Franck (Nivard) hat mich am Anfang ein bisschen gefordert, aber danach konnte ich meinen Rhythmus finden. Sie ist eine liebe Stute, mit guter Atmung. Im Schlussabschnutt haben wir langsam das Tempo erhöht. Und sie hat dann schön beschleunigt. Als ich Nouba an der weiß-roten Markierung um mehr gebeten habe, hat sie sofort reagiert. Sie ist talentiert, sehr schnell und zäh. Im Moment läuft alles perfekt."
Dahinter sicherte sich Nocive Du Choquel nach einem starken Endspurt den zweiten Platz vor Nereida. "Sie wird schon wieder Zweite, aber auf eine sehr schöne Weise", sagte Benjamin Rochard, der Fahrer von Nocive Du Choquel. "Sie sollte auf diesem Niveau weitermachen können. Ich lag einige Zeit außen ohne Deckung, dann hat mich Nikita Du Mouthieu abgelöst, und wir konnten die letzten 500 Meter richtig gut angehen. Sie ist zuverlässig und verbessert sich mit jedem Start."
Die Fahrer der gestützten Stuten wurden im Anschluss auch noch zum Wohlbefinden ihrer Pferde und ihrem eigenen Gesundheitszustand befragt.
Guillermo Roig-Balaguer, Trainer und Fahrer von Noubadarche: "Ich denke, sie hat sich hinten am Fesselgelenk gestoßen, Schmerzen bekommen und dadurch einen Satz gemacht, was zum Sturz führte. Ich war zunächst besorgt, aber mein Team hat sofort reagiert. Am Boden sah ich, dass sie normal atmete, was mich beruhigte. Ich humpel ein wenig, aber normalerweise ist nichts Schlimmes passiert."
Florent Guerineau, Fahrer von Nikaia Port: "Sie fing an stark zu pullen. Ich konnte sie nicht mehr halten, und ihr ging die Luft aus. Sie brach zusammen, blieb aber während der ganzen Hilfeleistung bei Bewusstsein. Sie ist nicht verletzt und ich auch nicht. Es war mehr Schreck als Schaden."
Nach all der Aufregung ging es in der Abschlussprüfung für die Hengste natürlich auch verspätet weiter. Der planmäßige Start wurde um 20 Minuten nach hinten verschoben. Weil such aber der Favorit des Prix Louis Cauchois, Nuage De Beaucamps, an der Startstelle sehr ungebärdig zeigte, verzögerte sich auch dieser Start. Und das Fehlverhalten von Nuage De Beaucamps hatte Konsequenzen. "Er weigerte sich zweimal, zum Start zu gehen", erklärt sein Fahrer Franck Ouvrie. "Um die anderen Teilnehmer nicht zu behindern oder weiter zu verzögern, entschied die Rennleitung ihn als Nichtstarter zu deklarieren."
Somit gab es nicht mehr das erwartete Duell zwischen den beiden ungeschlagenen Hengsten Nuage De Beaucamps und Nitesco De Simm. Der Schützling von Philippe Allaire rückte damit in die Favoritenrolle. Allerdings war der Galius-Sohn nach einem verdeckten Rennen sehr früh geschlagen und wurde auf der letzten Halben auch noch wegen unreiner Gangart disqualifiziert. "Er war nicht in guter Form, er hatte nicht das richtige Tempo", berichtete sein Fahrer Yoann Lebourgeois. Für Trainer Philippe Allaire kam es aber noch dicker - sein zweiter Starter, Nat King Cole, der bis dahin das Geschehen angeführt hat, wurde kurz vor dem Einbiegen in den Einlauf auch "blau" disqualifiziert und nach innen aus dem Rennen genommen.
Nectar d’Avignere, der immer Rücken des Führenden lag, bekam damit die erhoffte freie Fahrt. In kürzester Zeit hatte er den auf dem letzten Kilometer außenherum gelaufenen Nitro Dairpet deutlich überholt, musste aber noch vor dem von letzter Stelle heranstürmenden Nelson Emge auf der Hut sein. Nectar d’Avignere verteidigte am Ende mit Eric Raffin im Sulky einen Hals-Vorteil in 15,5. Währenddessen wurde Nitro Dairpet noch knapp von Nobel Venisi für Rang Drei abgefangen.
"Es ist ein schöner Sieg", freute sich Alexis Prat, als Trainer des Siegers, der damit in dieser Saison zum vierten Mal auf Gruppenebene triumphiert, nach den drei Erfolgen von Mat Manathis. Insgesamt hat der erst 29jährige nun fünf Siege in Gruppenrennen auf seinem Konto als Ausbilder. Zudem kamen Erinnerungen in ihm hoch: "Ich freue mich, den Prix Louis Cauchois gewonnen zu haben, weil ich mich erinnere, dass mein Vater Frederic dieses Rennen mit Neleos Du Goutier gewonnen hat, als ich noch ein Kind war. Damals wurde er von Jean-Philippe Mary gefahren." Ein schönes familiäres Schicksal. Damals verfolgte er als 6jähriger den Erfolg. Wie sein Vater versteht er es aber anscheinend auch, junge Talente zu fördern.
Zur Leistung von Nectar d’Avigniere sagt er: "Er wiederholt seinen Sieg vom August auf dieser Bahn. Vorteilhaft für ihn ist, dass er wendig ist. Vor diesem Rennen hatte er gut gearbeitet und konnte das auf der Strecke bestätigen." Eine weitere Bestätigung wird natürlich beim nächsten Auftritt erwartet: "Er wird am Prix Timoko am 22. November teilnehmen."
Nelson Emge hat als erneuter Zweitplatzierter seinen starken Ansatz vom letzten Start bestätigt, als er nach einem riesigen Startfehler ebenfalls Zweiter wurde. Ein Sieg auf diesem Niveau ist also in greifbarer Nähe. "Heute Abend haben wir darauf geachtet, dass er im Trab startet", erläutert sein Mentor Marc Sassier. "Danach gerieten wir in ein Rennen, dass nicht sehr schnell war. Daher war es nicht einfach, von hinten aufzuschließen. Am Ende hat er einen starken Endspurt gezeigt."
Späte Startzeiten für die Youngster
Die beiden Gruppe III-Rennen für die 2jährigen (Pris Marcel Dejean und Prix Louis Cauchois) bildeten die beiden letzten Rennen des Abendprogramms in Vincennes. Diese Platzierung zum Ende des Renntages hängt mit der Optimierung der Wettumsätze zusammen - Rennen mit jungen Pferden haben weniger Umsatz. Deshalb ist es für die Verantwortlichen einfacher, sie an das Ende des Renntages zu setzen. Doch ist das wirklich sinnvoll? Es ist gut möglich, dass die späte Veranstaltung im Flutlicht, mit den teilweise dunkleren Stellen an der Startstelle, für die jungen Pferde zur Verunsicherung führt. Das könnte ausschlaggebend für das negative Verhalten von Nuage De Beaucamps gewesen sein, den Franck Ouvrie in Schutz nimmt: "Er ist noch ein Baby und war dadurch verunsichert."
Dagegen spricht sich Trainer Marc Sassier direkt für eine frühe Startzeit für die 2jährigen aus: "Solche Rennen sollte man zu Beginn des Treffens laufen lassen." Dem stimmten mehrere Aktive zu. "Diese Prüfungen sollten die ersten beiden Rennen des Programms sein. Mein Pferd ist um 12 Uhr mittags aus der Box gestartet und wird um 2 oder 3 Uhr morgens zurückkehren. Die jungen Hengste bekommen so eine ungewöhnliche Lektion. Ältere Pferde sind mental daran gewöhnt, aber die jungen nicht", führte Sassier weitere Gründe aus.