Allzu viele Gruppe I-Starter konnte Trainer Christophe Clin in seiner Karriere noch nicht vorbereiten. Am Samstag kommt mit Mhum Flyng im Saint-Leger des Trotteurs in Caen ein weiterer hinzu. Und das in einem Rennen, wo er vor drei Jahren schon die Zweitplatzierte Jessy De Banville stellen konnte.
In La Livetiere absolvierte der frische Gruppe II-Sieger (Prix de Basly) am Dienstagmorgen bei Sonnenaufgang eine seiner letzten intensiven Trainingseinheiten. In beiden Heats zeigte sich der Helgafell-Sohn in hervorragender Verfassung - locker, beweglich und voller Energie. Sowohl auf der Geraden als auch auf der Piste seines Trainers Christophe Clin, der selbst im Sulky saß und dem ParisTurf anschließend seine Einschätzung mitteilte: "Alles läuft bestens!" erklärte der 42jährige. "Das Pferd sollte am Samstag bei 100% sein. Schon bei seinem Sieg vor einem Monat war er in sehr guter Form. Danach haben wir zwei Wochen lang locker weitertrainiert und in den letzten beiden Wochen die Intensität gesteigert. Er wird also in Topform zu seinem großen Saisonziel antreten. Vier Tage vor dem Rennen spürt man natürlich etwas Druck, das ist klar, aber wir sind zuversichtlich, auch wenn man, wie auf diesem Niveau üblich, ein Quäntchen Glück braucht, um zu gewinnen."

Auf der Bahn in der Normandie hat der 3jährige auch schon gewinnen können. Am 10. Mai holte der Montecrack den Prix Pierre Gamare (GR II), was die Ambitionen umso mehr unterstreicht. Mhum Flyng gehört zum engen Favoritenkreis. "Er hat zuletzt über die 2.700 Meter der großen Bahn einen sehr starken Eindruck hinterlassen. Ich möchte nicht, dass er nur als Caen-Pferd gilt. Aber es stimmt, dass er mit seinem Bewegungsablauf auf einer flachen Bahn besonders gut zurechtkommt und ein sehr gutes Rechtskurspferd ist. Zuletzt hat er das Rennen von der Spitze aus gestaltet, aber er ist ebenso in der Lage, sich im Verlauf des Rennens Stück für Stück nach vorne zu arbeiten. So wie er es im Frühjahr hier getan hat, als er auf den letzten 1.500 Metern aufrückte."
Christophe Clin, der sich das Trainingszentrum mit seinem Schwager Guillaume Gillot teilt, betreut gemeinsam mit seinem einzigen Mitarbeiter, David Thouroude, täglich zwischen 20 und 30 Pferde. Nachdem er seine Ausbildung bei Patrick Thibout, Jean-Paul Andre, Jean-Pierre Thomain, Philippe Gillot und anschließend bei Franck Harel in der Zeit von Lady d’Auvrecy absolvierte, arbeitete er fünf Jahre lang für Gilles Delacour, bevor er vor rund fünfzehn Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit wagte.
Seit seinem ersten Sieg als Trainer im Dezember 2011 in Cabourg mit Umeda Du Wallon hat der aus dem Departement Manche stammende Clin nicht weniger als 185 Siege errungen. Darunter ein Gruppe I-Rennen, zwei Gruppe II und Gruppe III-Rennen. Und all diese großen Erfolge stammen ausschließlich aus Trabreiten! "Es ist nicht meine bewusste Absicht, fast nur Montetraber zu formen, aber Zufall ist es auch nicht. Wie viele meiner Kollegen habe ich in diesem Beruf angefangen, indem ich Pferde getestet habe, die andere nicht mehr wollten. Da alle diese Pferde zunächst im Sulky getestet wurden, war das Reiten die einzige Möglichkeit, mich abzuheben und das Potenzial mancher Pferde anders zu zeigen."
Mhum Flyng kam schnell in den Besitz von Christophe Clin, nachdem sein Freund Alexandre Buisson ihn bei der Arqana-Herbstauktion 2023 für 7.000 Euro für beide gemeinsam gekauft hatte, nur wenige Tage, nachdem sie bei der Jährlings-Auktion die Stute Malice Caillerie erworben hatten, die ebenfalls an diesem Samstag an den Start gehen wird.
"Bei gleicher Arbeit war die Stute anfangs besser als der Hengst", erklärt Christophe Clin. "Aber sie ist deutlich weniger kooperativ, was ihre Disqualifikationen erklärt. Mhum Flyng hingegen war von Beginn an brav und folgsam, nachdem er bei Francois Toquet eingebrochen wurde. Zunächst kümmerte sich Alexandre (Buisson) um ihn, bevor er wieder zu mir kam. Er war nicht schlecht, ganz im Gegenteil, aber uns wurde schnell klar: Wenn er sich nicht im Trabreiten bewährt, wird er ein durchschnittliches Pferd bleiben. Dabei ist es bemerkenswert, denn eigentlich hat er nicht die idealen Bewegungen für diese Disziplin. Er beugt die Knie kaum und hat eine sehr große Aktion. Heute sieht er eher aus wie ein vier- oder fünfjähriges Pferd, als wie ein Dreijähriger."
"Hätte nicht gedacht, dass er sich so schnell entwickeln würde"
Im Juni als Zweijähriger qualifiziert, machte Mhum Flyng kurz nach seinem Debüt zum Jahresende rasch auf sich aufmerksam: zwei Siege in Vincennes, dann ein vielversprechender zweiter Platz im Prix Edouard Marcillac (GR III) im Februar und ein dritter Platz im Prix Felicien Gauvreau (GR II) im März. Sein späterer Sieg in Caen bestätigte endgültig seine große Klasse auf diesem Niveau. "Ehrlich gesagt hätten wir nicht gedacht, dass er sich so schnell auf ein so hohes Level entwickeln würde. Er steigert sich mit jedem Rennen und ist letztlich ziemlich einfach vorzubereiten. Auch wenn er manchmal nervös ist und etwas auffällig wirkt, bleibt er ein ruhiges und liebes Pferd. Vielleicht ist er nicht das talentierteste Pferd, dass ich je trainiert habe, aber er gehört ohne Zweifel zu denen mit dem stärksten Charakter."
Mit 17 Siegen in diesem Jahr und bereits 660.000 Euro Gewinnsumme erlebt das Team von Christophe Clin schon jetzt seine bislang beste Saison. Sollte sein Trainingsstall und die grün-rosa Rennfarben am Samstag auf heimischem Boden glänzen, würde das Jahr 2025 endgültig zu einem außergewöhnlichen Meilenstein in der Karriere des Trainers werden.
